Ist der Buddhismus eine Art luziferische Fluchtbewegung?

Uwe Todt, Dienstag, 07. Juli 2020, 15:24 (vor 1637 Tagen) @ Kosmogonie

Ich vermute im Buddhismus (den ich freilich nicht gut kenne) eine Art luziferischer Fluchtbewegung. Man kommt, wenn es gut läuft, zu einer Erleuchtung. Man erlebt sich außerhalb von Raum und Zeit, der Erdenschwere enthoben, und dieses Erlebnis ist beglückend. Aber ich frage mich jedesmal: Was haben mir diese Leute voraus, von ihrer Erleuchtung einmal abgesehen? Sehen sie Dinge, die ich nicht sehe? Haben sie höhere Erkenntnisse über die "erschaffene" geistige Welt, z.B. über Elementarwesen und hierarchische Wesen? Tragen sie dazu bei, die Not von Tieren, Menschen und nichtmenschlichen Wesen zu lindern?

Mir scheint, daß ich alle diese Fragen verneinen muß. Allerdings kann ich nicht ausschließen, daß diese Erleuchteten nicht doch einen Evolutionsstand verkörpern, der sie irgendwann zu höheren Erkenntnissen und zu wirksamen Liebestaten befähigen wird. Vielleicht sind sie Neugeborene, von denen man sagen kann, daß sie erst heranreifen müssen, und daß die Geburt als solche schon ein glückliches Ereignis ist. - Anderseits gibt es sehr wertvolle Menschen, die keinerlei Erleuchtung gehabt zu haben scheinen.

Als Buddha wirkte, war die Polarität von Licht und Finsternis im seelischen Erleben noch völlig unverbunden. Die Menschheit war einem immer stärker werdenden seelischen Finsterniswirken ausgesetzt. Buddha sah keinen anderen Weg zur Erlösung als den Weg zurück zum Licht zu beschreiten und ihn nach seiner Erleuchtung seinen Schülern aufzuzeigen.
Durch Christus kam der Impuls in die Menschheit, Licht und Finsternis in ihrem Erleben ineinander zu verweben und dadurch von ihrem einseitigen Wirken zu erlösen. Das hat Novalis in seinem Gedicht zum Ausdruck gebracht:
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlüssel aller Kreaturen,
Wenn die, so singen oder küssen
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
Wenn sich die Welt in’s freie Leben
Und in die Welt wird zurückbegeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu echter Klarheit werden gatten,
Und man in Märchen und Gedichten
Erkennt die ewgen Weltgeschichten,
Dann fliegt von Einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.
Mir scheint, dass auch der Buddhismus von dem neuen Weltimpuls berührt wurde. Im 8. Jahrhundert breitete der Buddhismus sich nach Tibet aus und verband sich dort mit der schamanistischen Bön-Religion. Es entstand der Mahayana-Buddhismus, das große Fahrzeug, der nicht so weltabgewandt ist wie das Hinayana, das kleine Fahrzeug, der ursprüngliche Buddhismus. Es entstand ein Klosterleben verschiedener Schulen mit dem Ideal der Tulkus, den sich wiederverkörpernden Äbten und Meistern der verschiedenen Klöster.
Ich denke, dass sich die vorchristlichen Erleuchteten wieder inkarnieren oder bereits inkarniert haben und damit den christlichen Impuls des Verwebens von Licht und Finsternis aufnehmen, bzw. bereits aufgenommen haben.


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