Was sind ewige Wesen und Individualitäten?
Nach Martinus sind alle Wesen ewig, weil sie mit dem Ich des Weltgeistes (X1) verbunden sind. Man könnte sie auch als Emanationen des Weltgeistes bezeichnen. Die Schöpfung eines Ichs durch die Elohim - wie bei Steiner - gibt es bei ihm nicht. Was bei Steiner die Schöpfung oder das Verleihen des Ichs ist, ist bei Martinus das Erwachen des Ichs. Erst wenn das Ich sich seiner selbst bewusst wird, also erwacht, beginnt die Entwicklung einer Individualität.
Die Individualität ist also nach meinem Verständnis von Martinus bei ihm keine ewige Entität, sondern ein Entwicklungsergebnis. Aus ihr können sich andere Individualitäten entwickeln und sie kann sich wieder mit anderen Individualitäten zu einer höheren Individualität zusammenschließen. Das ist möglich, weil die Verbindung mit dem Ich des Weltgeistes nie abreißt und weil jedes Wesen mit seinem Erinnerungsstrom verbunden bleibt.
Ich nahm einmal an einem Gesprächskreis teil, in dem ein Teilnehmer erklärte, er könne sich an zwei gleichzeitige, sich zeitlich überschneidende Inkarnationen erinnern. Damals kannte ich das Werk von Martinus noch nicht. Von Steiners Denken geprägt, hielt ich das für ausgeschlossen und glaubte sicher zu sein, dass es sich bei seinen Erinnerungen um Illusionen handelte.
Inzwischen sehe ich das anders, weil das, was ich oben im zweiten Absatz erklärte, die Frage beantwortet, wann und wie den sich auf der Erde vermehrenden Menschen die Individualität verliehen wurde. Steiner sagt, die sich vermehrenden Menschenseelen kamen von anderen Planeten. Hatten sie da bereits die Individualität oder erwarben sie diese erst auf der Erde? Ich gehe davon aus, dass sie die Individualität noch nicht hatten, weil ich Steiner so verstehe, dass für das Erwerben der Individualität der Durchgang durch Erdeninkarnationen notwendig ist. Jedem Menschen muss also von den Elohim irgendwann sein Ich übertragen worden sein. Das wäre also ein kontinuierlich verlaufender Prozess. Was ihnen verliehen wurde, kann aber nur der Keim der Individualität gewesen sein, denn diese entfaltet sich ja erst durch die folgenden Inkarnationen.
Durch das Studium von Martinus habe ich jetzt ein ganz anderes Bild von der Entwicklung der Individualität und sehe in ihr nur eine vorübergehende Erscheinung. Die verschiedenen Daseinsebenen, in denen Wesen in Wesen leben, sind so miteinander verknüpft, dass die umfassendere Ebene immer eine Zusammenfassung der darunter befindlichen Ebene ist. Millionen bis Milliarden in Molekülen zusammengeschlossene Atome bilden die Zellen. Millionen bis Milliarden Zellen bilden ein Organ. Hunderte bis Tausende Organe bilden einen Körper.
Im Pflanzen- und im Tierreich entfalten sich diese Körper in immer mehr Arten. Erst im Menschenreich tritt ein Ende dieser Entfaltung ein. Jetzt geht die Entwicklung innerhalb einer einzigen Art weiter.
Der gegenwärtige Mensch im Tierreich entfaltet sich jetzt durch die oben beschriebenen Parallelinkarnationen und vermutlich auch durch eineiige Zwillingsinkarnationen zu immer mehr Individualitäten.
Mit dem Menschen im wahren Menschenreich wird eine höhere Entwicklungsstufe erreicht, die dann wieder aus Zusammenfassungen der darunter befindlichen Ebene besteht. Die in zwei Geschlechter aufgespaltenen Menschen im Tierreich werden sich wieder zu einem Wesen zusammenschließen.
Die stärkste Entwicklungskraft sieht Martinus in der Liebe. Die Liebe ersehnt die Vereinigung mit dem anderen Geschlecht. Diese wird der Mensch im wahren Menschenreich erreicht haben. Die Liebe geht aber über das Geschlecht hinaus und zielt beim wahren Menschen dann auf die Vereinigung mit den anderen inzwischen doppelpoligen Individualitäten, die dann gemeinsam höhere Individualitäten bilden, für die wir noch keinen Namen haben.
Diese Gedanken sind durch das Werk von Martinus angeregt, finden sich aber so nicht bei ihm. In der Individualität sehe ich also keine ewige Entität, sondern eine vorübergehende Erscheinung, die im wahren Menschenreich von höheren Wesensbildungen abgelöst wird.
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