Kann Valentin Tomberg... Ja!

Kosmogonie @, Donnerstag, 02. Juli 2020, 09:41 (vor 1558 Tagen) @ Uwe Todt

dass Tomberg auf eine diesbezügliche Frage erklärte, er sei nicht der Boddhisattva.

Und Johannes der Täufer verneinte auf die Frage, ob er Elias sei. Das werte ich in beiden Fällen als Aufforderung, selber nachzudenken, und nicht auf Autorität hin zu glauben.

dass der Boddhisattva als der Bringer des Guten gilt und Martinus immer wieder betonte: "Alles ist sehr gut".

Es gab und gibt noch mehr Menschen, die das betonen, und manche von ihnen tun das jeden Tag. Das sind die gewohnheitsmäßigen Optimisten. Bei anderen ist es eine tief durchdachte philosophische Überzeugung, als Beispiel nenne ich Leibniz. Doch macht diese Haltung bzw. Überzeugung jemandem auch zum Bringer des Guten? Das ist doch die entscheidende Frage. Wahrscheinlich wird sich erst viel später rückblickend sagen lassen, ob Tomberg und/oder Martinus als Boddhisattva gelten können.

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oder wenn bei der Venusentwicklung die Stunde 6.6.6. schlägt, nach der es keine Umkehrmöglichkeit für die bösen Wesen mehr gibt und sie in eine Entwicklung übergehen, für die es keinen Ausdruck mehr gibt. Ich gehe davon aus, dass Tomberg diese Sicht von Steiner teilt.

Auch hier müssen wir unterscheiden zwischen dem (philosophischen) Optimismus und einem Tun oder Bringen des Guten. Man kann das Schlimmste befürchten und trotzdem, oder gerade deswegen, das Gute tun.

Vor Allem aber erkenne ich Ihr Argument als logisch ungültig, denn: Wie konnte Steiner, auf dessen Ankündigung und Beschreibung des Boddhisattva wir uns beziehen, den Bringer des Guten als jemanden bezeichnen, der seiner eigenen (d.h. Steiners) Weltsicht diametral entgegensteht? Dann hätte Steiner entweder sich selbst oder aber den Boddhisattva verleugnen müssen.
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Tomberg war (zweiter Hinweis) auch bis zu seinem 30. Lebensjahr nicht völlig unbekannt

Das diesbezügliche Kriterium besagt aber nicht, daß der Boddhisattva bis zu seiner Erweckung unbekannt gewesen sein müsse, sondern lediglich, daß bis dahin nichts habe erkennen lassen, daß er sich irgendwann als Boddhisattva offenbaren würde. Es ist also sehr wohl denkbar, daß er als Politiker, Unternehmer oder Erfinder Ruhm erlangt hat, und dann die Wandlung eintritt, die ihn völlig unerwartet zu einem ganz anderen Menschen macht.

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und war danach auch nicht alles aus eigener Kraft, sondern er baute auf dem Werk von Rudolf Steiner auf.

Das tat er nur bedingt. Ich möchte sagen: Er knüpfte an Steiners Werk an, und das auch nur solange, als er es mit Anthroposophen zu tun hatte.

Im Übrigen orientiere ich mich an den Ausführungen von Martin Kriele in "Anthroposophie und Kirche" (1996), Seite 162:

Bis hierhin war Tombergs Lebensweg der eines zwar hochbegabten, strebsamen und allseits akzeptierten, aber doch gewissermaßen "normalen" Anthroposophen. Doch in seinem zweiunddreißigsten Lebensjahr [er war geboren 1900] vollzog sich mit ihm - für ihn selbst überraschend - eine tiefgreifende, ihn außerordentlich erschütternde Umwandlung. Es öffneten sich ihm die "geistigen Augen und Ohren", das heißt, er begann die ihn umgebende Welt der Engel und der anderen geistigen Individualitäten unmittelbar wahrzunehmen und mit ihnen in geistigen Verkehr zu treten. Er erlebte es so, daß sich eine andere Wesenheit "wie ein mächtiger Geistkeil" in ihn hineingesenkt hatte.

Ein Jahr später begann er mit seinen - zunächst noch an Anthroposophen gerichteten - "Zwölf Betrachtungen über das Alte Testament"; viel später schrieb er seine "Briefe" über die Großen Arcana des Tarot, gerichtet an ein französisches Publikum.

Fazit:

Ich sehe bis jetzt keinen Grund, von meinem Standpunkt abzurücken, bleibe aber offen für mögliche andere Argumente.


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