Beispiel: Die Osterinsel sei untergegangen.

Kosmogonie @, Dienstag, 24. Januar 2017, 17:32 (vor 2741 Tagen) @ Kosmogonie
bearbeitet von Kosmogonie, Donnerstag, 02. Februar 2017, 22:36

Zitat aus GA 219, 1. Vortrag, gehalten am 26. November 1922, Seite 27:

Mit welchem Interesse sind zum Beispiel die wunderbaren Bildungen der im Stillen Ozean draußen liegenden Osterinsel beschrieben wor­den, die ganz besonders wunderbare Reste aus alten Bildungen ent­hält. Sie werden sich erinnern, wie gerade diese Bildungen beschrieben worden sind. Seit Anfang November alles fort! Ein furchtbares Erd- ­und Seebeben hat die Osterinsel von dem Erdboden verschwinden lassen; sie ist hineingesunken in das Meer.

Wie wir wissen, ist die Osterinsel keineswegs untergegangen. Steiner hatte seine "Erkenntnis" schlicht aus der Zeitung oder von zeitunglesenden "Freunden".

Problematisch ist natürlich nicht der Irrtum als solcher, sondern der Umstand, daß Steiner selten erkennen läßt, ob er sich nun als Geistesforscher oder als logisch Kombinierender oder gar als Zeitungsleser äußert. Hätte er in obiger Sache gesagt: "Sollte sich bewahrheiten, was ich gerade in der Zeitung gelesen habe, nämlich: die Osterinsel sei untergegangen, dann wäre das wirklich furchtbar", so hätte die Aussage keine so nachhaltige Irritation ausgelöst.

Der Papst genießt heute bei den meisten Katholiken längst nicht die Autorität wie "der Geistesforscher" bei den meisten Anthroposophen. Das könnte auch im Karma der anthr' Bewegung begründet liegen: Mutmaßlich kommt ein Großteil der Anthroposophen aus dem mittelalterlichen Katholizismus. Der damalige Autoritarismus wird dann auf den heutigen Katholizismus fälschlich projiziert und gleichzeitig zum Gestaltungsprinzip der eigenen Bewegung erhoben und ausgebaut, allerdings mit neuen Etiketten versehen: So gibt "der Geistesforscher" (neben dem man keine anderen gelten läßt, siehe der Fall Tomberg) dann zwar keine Dogmen aus, sondern lediglich "Hinweise" ("wie einem Hinweis des Geistesforscher zu entnehmen ist..."), die aber die gleiche Evidenz beanspruchen wie einstmals die Dogmen.

Wie Hartmut Traub aufgezeigt hat, ist Steiner daran nicht ganz unschuldig.


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