Notwendigkeit zur Entwicklung der Bewußtseinsseele

Kosmogonie @, Freitag, 03. Februar 2017, 11:35 (vor 2731 Tagen) @ Hubert
bearbeitet von Kosmogonie, Samstag, 06. Mai 2017, 18:05

Persönliche Antipathien und Neid sind die eigentlichen schlechtesten Voraussetzungen für solide Wissenschatlichkeit.

Vom Standpunkt der Bewußtseinsseele stimmt das nicht unbedingt. Die eigentliche Voraussetzung für wissenschaftliche Arbeit, der Erkenntniswille, kann zumindest durch Neid durchaus stimuliert werden.

Es kommt einfach darauf an, wie man sich zu seinen Affekten stellt, und was man aus ihnen macht. Der Mensch der Bewußtseinsseele hat u.A. die Aufgabe, seine eigenen Gefühlsregungen zu objektivieren und zu domestizieren, also in seinen Dienst zu stellen. Das geschieht natürlich nicht durch Unterdrückung, sondern durch vernünftigen Einsatz. Man muß die Ebene, auf der man üblicherweise träumt, duchlichten; dann können die Gefühle einen nicht mehr unerkannt lenken.

Die eigentliche Ursache anthroposophischer Unfruchtbarkeit scheint mir allerdings fehlender Erkenntniswille zu sein. Die Bewegung ist verkommen zu einem Sammelbecken seelenpflegebedürftiger Erwachsener, die überwiegend noch in der Gemüts-, wenn nicht sogar in der Empfindungsseele leben. Das hat viel mit geistiger Trägheit zu tun.

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Sympathien, die aus dem Erkennen des Wesentlichen heraus entstehen, sind hierzu allemal förderlich.

Welche Sympathien - und für wen - entstehen denn aus dem Erkennen "des Wesentlichen"? Wer ist überhaupt das Subjekt einer solchen Erkenntnis - man selber, oder ein Anderer? Wenn man es selber ist, bleibt die Frage, für wen man nun Sympathien empfindet, und warum. Vermutlich meinst du die zweite Möglichkeit. Also jemand kommt zu wesentlichen Erkenntnissen, spricht sie aus, und gewinnt dadurch Sympathien bei denen, die das beeindruckt hat.

Und diese Sympathien sollen dann wieder wesentliche Erkenntnisse fördern. Bei wem denn? Bei dem, durch den man beeindruckt worden ist, oder bei einem selber?

Die Sympathien, die Steiner bei den Steinerianern genießt, sind ganz offensichtlich die Sympathien von Sektierern für ihren charismatischen Führer. Er stuft ihre Egos auf, gibt ihnen das Bewußtsein einer höheren Wertigkeit, vermittelt ihnen (ungewollt!) die Illusion, selber zu wesentlichen Erkenntnissen gelangen zu können und stützt sie ab gegen eine als feindlich empfundene Außenwelt, "die Gegner".

Diese Sympathie hat nur bedingt, wenn überhaupt, etwas mit Verehrung zu tun. Sie ist vielmehr grob egoistisch. Man braucht den "Führer", und darum wird jede vermeintliche Infragestellung seiner charismatischen Position mit Antipathien und Giftereien beantwortet.

Die Wissenschaft begann im Zeitalter der Bewußtseinsseele. Die hat mit Vereinzelung zu tun, ja mit Vereinsamung. Der Mensch muß in die Lage kommen, ganz auf sich allein gestellt seine Gedanken zu entwickeln. Was Steiner in seinen Aufsätzen, zusammengefaßt unter "Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten", über die Kräfte der Verehrung äußert, ist großenteils nur Faselei. Bekanntlich hat er sich selber am Allerwenigsten daran gehalten, wie ein Blick in seine "Philosophie der Freiheit" zeigt. Sie besteht zur Hälfte aus sachlich unnötiger Polemik und ungerechten Verurteilungen, und hat ihn dennoch, oder gerade deshalb, durch das Nadelöhr hindurchgeführt.


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