Steiner als Ratgeber in Lebensfragen - inwieweit kann man ihn überhaupt noch ernstnehmen?

Bernhard, Dienstag, 12. Juli 2016, 13:36 (vor 2979 Tagen) @ Kosmogonie
bearbeitet von Bernhard, Dienstag, 12. Juli 2016, 13:48

Hallo, Thomas!


Ein interessanter Diskussionsansatz, der viele problematische Fragen aufwirft. Allerdings muss zugegeben werden, das die Problematik als solche relativiert werden muss in dem Maße, als man als Beurteilender gewisser Sachverhalte diesbezüglich Laie, Sachkundiger oder Sachverständiger bzw. Experte ist, und - hinsichtlich auf Steiner - dessen individuell-persönlichen Stil, sich mitzuteilen, richtig einzuschätzen vermag. Es hängt sehr viel vom Grad des eigenen Interesses, der eigenen inneren Haltung, der Empathiebereitschaft und dem Willen ab, ob und inwieweit man einen anderen "versteht", ob man versteht, was er mit dem Gesagten sinnbezogen "meint" und eigentlich sagen möchte, auch oder gerade dann, wenn ihm hierzu die rechten Worte fehlen.

Was Steiners durchaus kuriose Aussagen betrifft, kann man sich hierzu allenfalls als Gynäkologe oder als bewährte und langerfahrene, interessiert beobachtende Hebamme authentisch einbringen. Dem Laie oder "nur" Fachkundigen bzw. informiert Wissenden hingegen sind hiervor diverse Grenzen gesetzt.

Ich denke, wir sind uns darüber einig, dass die klassische Naturwissenschaft - ganz anders, als sie es von sich selber der breiten Öffentlichkeit suggeriert - keineswegs mit dem Attribut der Unfehlbarkeit gesegnet ist. Desgleichen kann von einer durchwegs materialistisch und atheistisch geprägten Institution bezüglich der lebendigen, plan- und weisheitsvoll geordneten und funktionierenden Natur grundsätzlich nichts wirklich Sinn- und Wertvolles erwartet werden - von ihrer bisweilen recht fragwürdigen Haltung zum Ethisch-Moralischen einmal abgesehen. Luziferischer Hochmut vor dem Universum und ahrimanischer Horror vor dem Göttlich-Geistigen können einem echten Erkenntnisstreben keine solide Grundlage bieten.

Die lange Reihe der weltweiten Medizin- und Pharmazie-Skandale spricht hier ganz für sich. Und dabei ist es doch höchst verwunderlich festzustellen, dass trotz (eigentlich seit!) der angeblich so gewaltigen und genialen Fortschritte auf dem medizinischen Terrain dennoch mehr Krankheiten auf der Erde wüten als jemals zuvor ( - und dass diese paradoxe Diskrepanz nicht erkannt wird! - Wirkliche, echte Fortschritte sind allein auf den Gebieten der Chirurgie zu konstatieren, die sich auf die reine Mechanik(!) des Körpers beschränkt. Hier sind sogar wahre Wunder zu verzeichnen, denkt man allein etwa an die zahlreichen Möglichkeiten der Prothetik, die nahezu kein Körperteil mehr unersetzbar macht, oder an die Plastische Chirurgie. -

Um zunächst gezielt an Deinem Beispiel von der Tomate anzuknüpfen: Wilhelm Pelikan beschreibt die äußere Signatur des Gewächses mit beispielhaft phänomenalistischem Blick uns sagt in Band I, S. 186, das folgende: (Kursives durch mich)

"Auch dieses Nachtschattengewächs entbehrt der rechten Aufrichtekraft; wie schwerfällig stemmt es sich am dargebotenen Pfahl hinauf, gegenüber etwa dem eleganten Aufwärtswinden von Bohne oder Hopfen. Die Tomate ist viel mit Materie überlastet, der 'Stofftrieb' überwuchert den Formtrieb. Sie ist mit überschüssiger Schwellkraft geladen. Die Blätter, so kräftig krautig sie auch sind, haben etwas Unbestimmtes in der Form. Der Fluss wuchernden Lebens durchbricht gleichsam fortwährend die Dämme, lässt da ein Blättchen, dort ein Zipfelchen ausschweifen. Die Stengel sind gedunsen, an den Gelenken angeschwollen." ... "Der normal fünfzipfelige Kelch" (gemäß der Nachtschatten-Familie) "hat oft sechs, sieben Zipfel, auch hier wird die gesetzte Ordnung durchbrochen. Auch die Frucht überwuchert strenge Formgesetze mit üppiger Plastik; sie kann apfel-, birnen-, eierförmig, glatt, gerippt gebildet sein, fingerartige Gebilde können aus ihr herauswachsen. Wie bei den bisher erwähnten Nachtschattengewächsen hat auch bei der Tomate das Kraut einen starken, dumpf-würzigen, petersilienhaften, aber auch petroleumartigen, außerdem an Fleischbrühe erinnernden Geruch. Auch hier dringen also Prozesse, die der Blütenregion vorbehalten sein sollten, in die Region unterhalb der Blüte. Kosmisches wird zu irdisch. - Etwas Egoistisches zeigt die Tomate in der Gewohnheit, mit sich selbst verträglich zu sein, am liebsten im eigenen Mist zu wachsen." ... "Man soll sich ihrer als Nährpflanze mit Bedacht bedienen, sie bei Anlage(!) zu wuchernden und Verhärtungskrankheiten, bei denen die Formkräfte gleichsam irrelaufen, meiden; so bei Krebs, Gicht, Rheumatismus. Hingegen ist die Tomate der Leber, dem wucherndsten, plastischen Organ, sympathisch. Den hochpotenzierten Extrakt der Frucht hat Rudolf Steiner zur Behandlung von Knochenmarkentzündungen empfohlen" -

Dieses fast vollständige Zitat eines anthroposophischen Naturwissenschaftlers und Autors legt nun Details z.B. über Solanum lycopersicum frei, die jenen pauschalen Satz von Rudolf Steiner stark relativieren - freilich aber erst, wenn ihm gründlich nachgegangen wird. Als bloßer Satz im freien Raum hat er ebenso viel Aussagekraft wie die Behauptung "Die Erde ist eine Scheibe". - So gibt es von Steiner eine Fülle weiterer solcher Pauschal-Sätze, deren Sinngehalt sich nur nach ernsthafter akribischer Forscherarbeit klären lässt.

Demgegenüber muss die anthroposophisch-medizinische These der klassisch naturwissenschaftlichen Behauptung, wonach in der Tomate ein Mittel gegen das Karzinom gefunden worden sei, nicht widersprechen: Da wären etwa die deutlichen Hinweise Pelikans, die Tomate als Nahrungspflanze "mit Bedacht" zu genießen, sie "bei Anlage" zu den von ihm genannten Erkrankungen zu meiden, und, dass die Tomate für die Leber zumindest unschädlich ist. (Wobei ich es bedauere, dass er diesen Zusammenhang nicht annähernd begründet.) - Ich persönlich möchte mutmaßen, dass die Tomate noch tiefer erforscht werden muss, um sie umfänglich einschätzen zu können, und dass in Bezug auf die Karzinombildung möglicherweise in den künstlich stark konzentrierten Tomatenfruchtprodukten (z. B. als Mark, Trockenfrüchte) ein Auslöser zu suchen wäre... -

Im Übrigen wird von den Medizinern gern verschwiegen, dass die Mistel erstmals von Rodolf Steiner als Krebs-Spezifikum angegeben wurde.


Lieben Gruß!

Bernhard


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