Das ist Naturwissenschaft - im besten Sinne des Wortes

Kosmogonie @, Freitag, 01. Juli 2016, 09:49 (vor 3020 Tagen) @ Bernhard

Hallo Bernhard!

Beiträgen aus dem Steiner-Forum entnahm ich,

Sag' lieber fvn-rs-Forum (oder: Forum der Freien Verwaltung des Nachlasses von Rudolf Steiner), denn auch das vorliegende Kosmogonie-Forum ist gewissermaßen ein Steiner-Forum, wenn auch der Akzent weniger auf der Person als auf der Forschung liegen soll. Im fvn-rs-Forum sollte man ja eigentlich nur die Arbeit der "freien" - d.h. illegalen - Nachlaßverwaltung kommentieren, also z.B. auf Fehler hinweisen. Daraus wurde ungewollt ein freies Meinungsforum. Soweit nicht schlecht. Doch indem der dortige Moderator (Günter Kreidl) den Begriff der Freiheit auch wiederum sehr weit auslegte, d.h. auf eine Moderation nahezu verzichtete, trieb er das Forum in die Bedeutungslosigkeit. Das ist es, was ich hiermit vermeiden will. Ich will hier keine "Freiheit", sondern Qualität.

Ich weiß nicht, ob Dir seine Schriften ebenso ausnehmend gut gefallen wie mir,

Ich teile deine Begeisterung!

In Julius Büchern verbindet und ergänzt sich auf ideale Weise ein exaktes sinnlichkeitsfreies Denken mit einem warmen, lebensoffenen Gemüt.

Das mit dem "warmen, lebensoffenen Gemüt" empfinde ich auch so. Nur handelt es sich m.E. nicht um Geistes-, sondern ganz klar um Naturwissenschaft. Es geht ja um Tiere; also ist das, was der Autor macht, Tierkunde oder Zoologie.

Aber sinnlichkeitsfreies Denken? Im Gegenteil! Ein Forscher wie Julius verläßt sich vielmehr auf seine Sinne als auf das Denken, darin Goethe ähnlich. Und gerade das macht ihn so interessant.

Du machst hier, wenn ich es einmal so sagen darf, den typischen Fehler der Steinerianer, die Steiners Denk- und Ausdrucksweise ungeprüft übernehmen. Davor möchte ich warnen! So gebrauchen die Steinerianer, indem sie vermutlich an die "Philosophie der Freiheit" denken, in allen möglichen Zusammenhängen den Ausdruck "frei"; so etwa: "Freier Verein für...", "Verein für freie...", oder wie im obigen Beispiel "Freie Nachlaßverwaltung". Freiheit bedeutet dabei das Frei-sein-von im Sinne der Regellosigkeit, des Luziferismus, ja bisweilen der grenzwertigen Kriminalität.

Mit dem "sinnlichkeitsfreien" oder "leibfreien" Denken ist es ähnlich. Es gibt ein solches, aber das ist ein hoch philosophisches Unternehmen. Dabei sehe ich gerade in Steiner keinen ernstzunehmenden Philosophen. Wer sich hierin bilden will, der sollte Kant und im Anschluß etwa Husserl lesen.

Der Fehler in der heutigen Naturwissenschaft ist der Hang zum Quantifizieren und Mathematisieren, selbst in der Biologie. Julius Schriften heben sich insofern dagegen ab, als sie das Qualitative thematisieren. Großartig ist seine polarisierende Beschreibung von Spinnen und Würmern, um nur ein Beispiel zu nennen. Leider habe ich das betreffende Buch nicht mehr parat. In meinem Regal steht "Die zwölf Triebe in Tier und Mensch". Dieses Buch hat mir nicht mehr so gut gefallen, wobei ich momentan nicht genau angeben kann, warum. Auf jeden Fall habe ich Zweifel an der Zuordnung von zwölf Trieben zu den zwölf Sternzeichen; das kommt mir konstruiert vor.

Aber damit sind wir bei einem Thema, das man weiterverfolgen müßte, und zwar unter der Fragestellung: Ist das überhaupt Wissenschaft? Die Begründung der Wissenschaft ist ja das Thema der neueren Philosophie überhaupt. In diesem Sinne gilt Kant als der "Zertrümmerer der (alten) Metaphysik". Er wollte eine sichere Grundlage schaffen. Husserl verfolgte das gleiche Ziel, allerdings ging er über Kant weit hinaus. Steiner ist eigentlich Kantianer geblieben.

Wir könnten uns unter dieser Fragestellung auch einmal die Astrologie vornehmen. Wissenschaftlich ist nicht allein die statistische oder überhaupt eine mathematische Vorgehensweise. Wissenschaft geht auch ohne Mathematik. Anderseits ist nicht alles, was stimmig und einleuchtend scheint, deswegen schon Wissenschaft. Hier gibt es noch viel zu klären, aber das ist mit Arbeit verbunden!

Gruß
Thomas


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