Hat Nelson Mandela das wirklich gesagt? (7. Kapitel)

Kosmogonie @, Dienstag, 13. Dezember 2016, 18:23 (vor 2855 Tagen) @ Kosmogonie
bearbeitet von Kosmogonie, Dienstag, 13. Dezember 2016, 18:44

Es ist nicht von großer Bedeutung, aber es kennzeichnet ein wenig den luziferischen Einschlag in der Denkweise des Autors. Auf S. 411 f. zitiert er den südafrikanischen Freiheitskämpfer Nelson Mandela mit folgenden Worten:

Unsere größte Angst ist es nicht, dass wir unfähig sind: unsere größte Angst ist die, dass wir unvorstellbare Kraft haben. Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, die uns am meisten ängstigt. Wir fragen uns: wer bin ich, um talentiert, großartig und wunderbar zu sein?

Du bist ein Kind Gottes. Wenn du dich klein machst, dienst du nicht der Welt. Es ist nichts Erleuchtetes daran, sich klein zu machen, damit sich andere nicht unsicher in Deiner Nähe fühlen. Wir wurden geboren, um Gottes Glanz, der in uns ist, zu verkörpern. Er ist nicht nur in einigen von uns, er ist in uns allen.

Und wenn wir unser Licht scheinen lassen, dann geben wir anderen Menschen unbewusst die Erlaubnis, das Gleiche zu tun. Wenn wir uns von unserer eigenen Angst befreien, dann wird unsere Gegenwart automatisch andere befreien. (Nelson Mandela in seiner Antrittsrede als Präsident Südafrikas - ich erlebe gerade Mandela als einen der profiliertesten Vertreter des "Spirituellen Aufbruchs der Naturvölker")

Der Zufall will es, daß auf "spiegel-online" soeben ein Zitate-Quiz erschien, in welchem man die vermeintliche Aussage jeweils einer berühmten Persönlichkeit als falsche Zuschreibung herausfinden sollte. Dort taucht auch das von Delor gebrachte Zitat auf (allerdings nur in den ersten drei Sätzen). Wenn man es antippt, um es als unrichtig zu kennzeichnen, dann öffnet sich eine Seite mit folgender Antwort:

Richtig getippt. Die Nelson-Mandela-Stiftung erklärt indes auf ihrer Internetseite, ihre Archivare hätten in über 1000 katalogisierten Reden von Mandela nirgendwo diese Sätze gefunden. Sie finden sich stattdessen im Buch "Rückkehr zur Liebe" der US-Selbsthilfeautorin Marianne Williamson. Die Experten der Stiftung vermuten, dass vor allem das Ende der Passage stark nach Mandela klinge und ihm deshalb fälschlicherweise zugeschrieben werde: "Wenn wir uns von unserer eigenen Angst befreit haben, wird unsere Gegenwart ohne unser Zutun andere befreien."

Es kursieren sehr viele solcher nicht nachweisbaren oder eindeutig falsch zugeschriebenen Zitate. Darum sollte man mit Zitaten, die man nicht selbst belegen kann, vorsichtig sein.

Doch jetzt noch einmal zu dem Text selbst, egal von wem er kommt. Ist es nicht so, als spräche Luzifer selbst aus ihm? Luzifer heißt "Lichtträger". Das Licht zu tragen, ist an sich nichts Schlechtes - sofern man einem Größeren damit dient. Hier heißt es: "Du bist ein Kind Gottes." Dann aber: "Wenn du dich klein machst, dienst du nicht der Welt." Wem diene ich nun - Gott oder der Welt? Gottes Welt? Luzifers Welt? Das ist hier nicht eindeutig. Sich klein zu machen, wird keinesfalls als Demut gedeutet, sondern als eine Dienstverweigerung - und zwar der Welt, nicht Gott gegenüber. Vgl. dazu die Versuchungsgeschichte, genauer die Versuchung durch Luzifer, der Jesus die ganze Welt versprach.

Heute sagt man, wenn man unklare Bedenken hat: "Das macht mir Bauchschmerzen." Ich sage: Das macht mir Herzschmerzen. So hat man früher auch gesprochen. Man hat das Urteilsvermögen im Brustbereich gesehen, nicht im Stoffwechselsystem. Doch das nebenbei.

Übrigens stellt sich mir auch die Frage, ob Mandela tatsächlich ein Vertreter des Spirituellen Aufbruchs der Naturvölker ist (sofern es diesen überhaupt gibt). Als Intellektueller fiel er ja aus seiner Stammestradition heraus, und dies auch durch seinen Willen, etwa indem er sich der vorgesehenen Zwangsheirat widersetzte und flüchtete. Möglich, daß er in einer früheren Inkarnation ein Europäer gewesen ist. Für die Indigenen ist "Seelenwanderung" über ferne Kulturen nicht typisch; sie verkörpern sich, wenn man ihnen selber, aber auch Okkultisten glauben darf, immer wieder im selben Stamm und in kurzer Folge.

Fazit: Das Kapitel ist m.E. etwas zu vollgepackt mit Zitaten.


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