Konstitutions-, Rassen-, Planetentypen.

Kosmogonie @, Mittwoch, 27. April 2016, 21:46 (vor 3055 Tagen) @ Bernhard

Ich halte es demgemäß für sehr wahrscheinlich, das der biologische Ur-Affen-Mensch alle drei Typen in sich barg und diese nacheinander oder gleichzeitig von sich absetzte.

Das ruft in mir die Erinnerung wach an meine Lektüre eines damals (60er Jahre) recht bekannten Werkes des Psychiaters Ernst Kretschmer, Titel: "Körperbau und Charakter". Es war 1921 erschienen, also gleichzeitig mit C.G.Jungs "Psychologische Typen", und hat seitdem sehr viele Auflagen (und Überarbeitungen) erlebt. Die dort erstmals verwendeten Begriffe des pyknischen, leptosomen und athletischen Körperbaus sind heute noch geläufig, etwas weniger auch die seelischen Entsprechungen zyklothym, schizothym, viskös.

Jahrzehnte später erschien die Konstitutions-Typologie von William Sheldon, die aufgrund photometrischer Untersuchungen erstellt worden war. Die drei Typen endomorph, mesomorph, ektomorph werden zurückgeführt auf die drei Keimblätter (Endoderm, Mesoderm, Ektoderm). Der Autor trat mit dem Anspruch auf, empirisch begründet reine Typen gefunden zu haben. Mit den Kretschmerschen Typen lassen sie sich nur bedingt vereinen. Demnach wäre der Pykniker ein endo-mesomorpher Mischtyp, der Athletiker ein Mesomorpher mit leptosomen Elementen. Auch seelisch stimmen beide Lehren nicht ganz überein. So sei der Mesomorphe ausgesprochen willens- und tätigkeitsbetont, u.U. aggressiv; der Athletiker nach Kretschmer ist hingegen eher phlegmatisch und stur.

Ich fand und finde die Typologie von Sheldon einleuchtender. Doch wie verträgt sie sich mit den Unterteilungen, die wir von Steiner kennen?

Klar: Der Ektomorphe oder Leptosome ist ein Kopf- und Nervenmensch. Das ist keine Frage. Aber dann wird es schwierig: Der Mesomorphe oder Athletiker ist Gliedmaßenmensch; jedoch ist der Endomorphe oder Pykniker Stoffwechselmensch. Aber nach Steiner bilden doch Gliedmaßen und Stoffwechsel ein einheitliches System. Hier wird es "auseinandergerissen". - Und wer ist der Brustmensch? Der mit dem ausgebildeten Lungen-Herz-System, vermutlich ein Ausdauersportler?

Hier muß ich an eine andere, aber im Grunde ähnliche Steinersche Einteilung denken. In den ersten vier Epochen der atlantischen Zeit wurden nämlich vier Menschenrassen ausgebildet gemäß den vier tier-bildenden Cherubim ("das Viergetier"), denen übrigens auch die vier Evangelisten zugeordnet werden, und ebenso das fixe Sternzeichenkreuz der Astrologie:

Die Reihenfolge der Entstehung ist mir aus den Steiner-Texten bisher nicht ersichtlich geworden. Allerdings scheint der Engel-Mensch eine Synthese von vorhergehenden Typen zu sein.

Es ist aber der Löwe, der die stärksten Gliedmaßen hat.

Doch ist auch der Stier keineswegs ein aufgeblasener Sack. An ihm bewahrheitet sich eher der Pykniker nach Kretschmer als der Endomorphe nach Sheldon. (Der Endomorphe ist dick und schlaff.)

Das Problem besteht also in der begrifflichen Zusammenführung von Stoffwechsel und Gliedmaßen im Steinerschen System. Jetzt überlegen wir mal: Wer starke Muskeln hat, die er auch betätigt, der braucht große Lungen und ein starkes Herz. Diese beiden Organe leisten den Sauerstoff-Kohlenstoff-Wechsel; sie sind aber bei Steiner nicht gemeint, wenn er von Stoffwechsel spricht. Er meint vielmehr die Verdauungsorgane. Also zum Beispiel die Leber und den Magen (beim Rind: die Mägen).

Funktionell stimmt also die Verbindung von Gliedmaßen und Stoffwechselorganen (d.h. Verdauungsorganen) nicht. Höchstens morphologisch stimmt sie vielleicht beim Pykniker nach Kretschmer. Der Endomorphe, also der mit den großen Verdauungsorganen, setzt eher Fett als Muskeln an. Fett ist allerdings ein Energiespeicher, potentieller "Wille". Die aktualisierte Kraft aber kommt aus dem rhythmischen System.

Hier gibt es also noch viel zu klären. Ich kenne keinen anthroposophischen Autor, der hierüber Klarheit geschaffen hätte. Unter Anderem geht es darum, das cherubinische Viergetier mit der funktionell-organischen Dreigliederung in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen. Dazu muß zunächst die Forschung nach den Ursprüngen beider Ideen vertieft werden.

Zu bedenken ist auch noch, daß nach Steiner der Geschlechter-Dimorphismus - also Mann und Frau - aus den vier Rassen hervorgegangen ist. Demnach sind aus den Löwen die Weiber (!) und aus den Stieren die Männer entstanden. Die Adler- und Engel- (Wassermann-)Menschen degenerierten.

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Deine Zuordnung der drei Affenarten zu den geografisch fundierten "Rassen" hat etwas für sich, ist aber ebenfalls, wie du selbst feststellst, nicht so eindeutig. Zunächst sieht es so aus:

"Sauberer" wäre die geografische Zuordnung, wenn der Gorilla in Amerika beheimatet wäre; aber das trifft ja nicht zu. Eine andere Denkmöglichkeit besteht in folgender Zuordnung:

Orang-Utan: Nachfahre der Atlantier (wie die gelbe Rasse).
Schimpanse: Nach- oder Vorfahre der weißen Rasse.
Gorilla: Nachfahre der Lemurier (wie die schwarze Rasse).

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Weiterhin ist möglich die Zuordnung von Menschenrassen nach den Planeten, wie Steiner sie in den Vorträgen von 1910 in Christiania ("Die Mission einzelner Volksseelen") vorgenommen hat. Dann sähe die Zuordnung wohl so aus:

Aber das sieht auch nicht gut aus. Sicher, die afrikanischen Neger haben typischerweise ein sanguinisches Temperament, was dem Merkur entspräche. Aber typischerweise haben sie zugleich muskulöse Körper, die ich eher dem Mars zuordnen möchte.

Fazit:

Es gibt noch viel zu klären. Und ich meine, wir können auch noch Vieles klären. Es wäre fatal, wenn Anthroposophen die Vorstellung verewigen würden, daß Steiner alles Nötige und Mögliche bereits gesagt habe, und daß wir, wie seine Witwe behauptete, allein mit der Auswertung für die nächsten tausend Jahre genug zu tun hätten. - Nein! Wir sind doch keine Kinder.

In diesem Sinne - wir müssen weiterdenken!
Thomas


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