Persönliche Aufzeichnungen, Erlebnisse und Rückblicke (2): Die Begegnung mit Sai Baba

Kosmogonie @, Montag, 27. Juli 2020, 16:57 (vor 1547 Tagen) @ Kosmogonie

Ich greife aus dem ersten Kapitel jetzt einen fast 20-seitigen Abschnitt heraus:

Rückblick auf Sai Baba (Seiten 43 bis 61).

Es handelt sich um einen sehr detaillierten, sehr anschaulichen Bericht eines Besuches im indischen Ashram, ursprünglich adressiert an einen Korrespondenten, sowie um eine rückblickende Kommentierung. Vor Allem um diese geht es mir.

Uwe Todt erklärt am Ende seiner Schilderung, daß damit eine tiefe Sehnsucht, "einen wahren geistigen Meister" kennenzulernen, sich mehr als erfüllt habe, er aber dennoch kein "Sai-Devotee" (Anhänger) werden würde. In einem Nachtrag revidiert er die letztere Aussage: er habe den Ashram noch zweimal besucht; zudem sei er in Deutschland einer Sai-Baba-Gruppe beigetreten, ja dort zum Gruppenleiter avanciert. In dieser Funktion habe er sich aber dem Umgang mit den Kritikern Sai Babas nicht gewachsen gefühlt und sich von seiner Aufgabe und und schließlich auch von der Gruppe zurückgezogen.

Rückblickend erklärt er nun, daß in Sai Baba sich seiner Ansicht nach "ein luziferisches Wesen aus einer höheren Hierarchie" verkörpert habe. Daß Derartiges in Indien geschehen würde, habe Steiner vorausgesagt. Er selbst, Uwe Todt, sehe in den luziferischen (und ebenso den ahrimanischen) Wesen aber nicht, wie Steiner, retardierte Wesen, sondern "normal fortschreitende" höhere Wesen, die, im Sinne des kosmologischen Systems von Martinus, parallel zum Menschen ihre Tierreich-Stufe durchlaufen, dies freilich auf einer höheren Spiral-Ebene. (Hier kommt die Idee der zyklischen Verschachtelung zur Anwendung.) Für diese gilt nach Uwe Todt:

Eine Geschlechtertrennung gibt es bei ihnen nicht, da sie sich nicht physisch vermehren und bereits doppelpolig [d.h. androgyn, T.L.] sind.

Gleichwohl hätten sie während ihrer Tierreich-(Unter-)Stufe kein kosmisches Bewußtsein, weshalb Sai Baba den Christus-Impuls nicht aufgenommen habe.

Meiner Meinung verstellt sich Uwe Todt hier durch seine Voreingenommenheit für die Martinus-Kosmologie den Weg zur angemessenen Einschätzung Sai Babas. Berichten zufolge, die ich für sehr glaubwürdig halte, war Sai Baba, ganz ungeachtet seiner spirituellen Reife und Ausstrahlungskraft, ein notorischer Trickbetrüger (er imponierte gewohnheitsmäßig durch vorgetäuschte Materialisierungen); vor Allem aber war er ein notorischer Päderast, der Anlaß gab zu zahlreichen Vorwürfen der sexuellen Belästigung an jungen Männern.

Ich will diese Vorwürfe nicht zu sehr hervorheben, zumal es gegenwärtig Mode ist, Männer im Nachhinein sexueller Mißbrauchshandlungen zu bezichtigen. Vielmehr erwähne ich sie, weil die körperlich ausgeübte Sexualität, auch wenn sie nicht der Fortpflanzung dient, einfach nicht zu einem höheres Wesen paßt, als welches der Autor den Sai Baba bezeichnet. Übrigens sind es (nach Steiner) keineswegs luziferische Wesen, welche zur Sinnlichkeit verführen; vielmehr sind es ahrimanischen Wesen, welche Begierden erwecken. Sie selbst aber haben keine derartigen Begierden, und darum müssen sie sich auch nicht in Menschen verkörpern.

Meiner vorläufigen Einschätzung nach handelte es sich bei Sai Baba um eine Persönlichkeit mit sehr menschlichen - also teilweise auch abstoßenden - Eigenschaften, die zugleich aber, wie es für einen Guru typisch ist, von einem luziferischen Wesen durchdrungen war; einem Wesen, das sich inkorporiert, keineswegs jedoch inkarniert hat! In diesem Falle hat es also auch keine Gewalt über die parasitierenden Doppelgänger des Menschen, in den es hineinwirkt.

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Im Weiteren gibt es mir zu bedenken, daß ein anthroposophisch sehr belesener Mensch überhaupt eine so ausgesprochene Sympathie, ja Devotion für einen heutigen indischen Guru entwickeln konnte. Man könnte ja meinen, als Anthroposoph sei man davor geschützt. In diesem Zusammenhang ist nun ein Abschnitt im Buch sehr aufschlußreich, der überschrieben ist mit:

Hans-Ulrich Rieker, Lama Anagarika Govinda und Novalis (aus einer Korrespondenz)

Der Autor erwähnt dort, daß er, bevor er zur Anthroposophie gekommen ist, bereits eine Yogaschulung mitgemacht hat, nämlich bei Hans-Ulrich Rieker. Als er dann Steiner las, wurde ihm klar, daß beide Wege nicht zu vereinbaren sind. Daraufhin entschied er sich für Steiner. Das ist merkwürdig auch insofern, als er von einem Traum berichtet, in welchem er beiden Persönlichkeiten, nämlich Rieker und Steiner, begegnete, und Steiner ihn aufforderte, zu Rieker zu gehen. Dieser Aufforderung folgte der Autor - im Traum - jedoch nicht.

In einem Nachtrag erwähnt Uwe Todt dann noch, daß er Steiners Ausstrahlung im Traum als eher unangenehm empfunden habe. Warum aber hat er sich dann doch so sehr mit der Anthroposophie befaßt? Jedenfalls erscheint mir nach dieser Vorgeschichte die Neigung des Autors, den Steiner ganz unerschrocken zu "korrigieren" - und zwar im Sinne des ebenfalls der indischen Spiritualität zugeneigten Martinus -, etwas verständlicher.


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