Die Kontroverse zwischen Steiner und Max Dessoir

Kosmogonie @, Freitag, 22. Juli 2016, 22:16 (vor 2969 Tagen)
bearbeitet von Kosmogonie, Samstag, 23. Juli 2016, 12:07

Steiners Schrift "Von Seelenrätseln" von 1917 enthält ein Kapitel, das überschrieben ist: Max Dessoir über Anthroposophie. Darin polemisiert Steiner auf 43 Seiten gegen Auffassungen, die Dessoir im selben Jahr auf nur 9 Seiten in seinem Buch "Vom Jenseits der Seele. Die Geheimwissenschaft in kritischer Betrachtung" veröffentlicht hat.

Ich habe mir dieses Buch (344 Seiten) aus der Bibliothek besorgt. Und weil mich interessierte, ob und wie Dessoir auf Steiners Polemik reagiert hat, habe ich mir die 6., neu bearbeitete Auflage von 1931 (562 Seiten) gleich mitbesorgt. Eigentlich wollte ich genauer auf die gegenseitigen Vorwürfe eingehen, aber ich bin zum Schluß gekommen, daß sich das im Grunde nicht lohnt.

Im Einzelnen hat Steiner mit allen seinen Vorwürfen gegen Dessoir fraglos recht. Wohlgemerkt: Dieser hat, was man damals die Hauptwerke Steiners nennen konnte, ziemlich gründlich gelesen. Zum Beispiel sind die Grundzüge der Kosmologie recht gut wiedergegeben. Als Materialist, der er ist, kann er diese Denkart jedoch nicht akzeptieren. So unterlaufen ihm dann, was nicht überraschen sollte, auch Fehler in der Wiedergabe.

Steiner beißt sich sogleich an diesen Irrtümern fest, was bisweilen einen pedantischen Eindruck macht. So beanstandet er die folgende Passage in Dessoir Darstellung:

Alt-Indien ist nicht das jetzige Indien, wie denn überhaupt alle geographischen, astronomischen, historischen Bezeichnungen sinnbildlich zu verstehen sind. Auf die indische Kultur folgte die urpersische, geführt von Zarathustra, der aber viel früher lebte als die in der Geschichte diesen Namen tragende Persönlichkeit. Andere Zeitabschnitte schlössen sich an. Wir stehen in der sechsten Periode.

Der letzte Satz ist offensichtlich irrtümlich, denn wir stehen in der fünften Periode. Der unbedarfte Leser wird das nicht bemerken, der belesene wird es verzeihen. - Nach Steiner ist zudem die Behauptung im ersten Satz falsch, wonach Alt-Indien, geographisch gesehen, nicht das heutige Indien sei. Aber auch das dürfte einen gewogenen Leser nicht abhalten, sich die "Geheimwissenschaft" vorzunehmen.

Doch Steiner nimmt diese Unrichtigkeiten zum Anlaß für eine riesenlange Entgegnung:

Dessoir unterrichtet nun seine Leser über dasjenige, was ich über die Menschheitsentwickelung ausgeführt habe, in der folgenden Art. Meine Darstellung der Entwickelungsformen, welche der gegenwärtigen Menschenbildung noch nahe stehen, gibt er so an, daß ich für eine bestimmte Zeitperiode in der Vergangenheit eine alt-indische Kultur der Menschheit annehme und dann andere Kulturperioden darauf folgen lasse. Bei Dessoir heißt es: [Siehe oben.] - Was ich über eine viel ältere Zeit der Menschheitsentwickelung sage, in der diese noch in Formen zutage trat, die den gegenwärtigen sehr unähnlich sind, darüber berichtet Dessoir so: «Dieser Mensch hat sich herausgebildet in einer urfernen Vergangenheit, die Steiner das lemurische Zeitalter der Erde nennt - warum wohl? -, und in einem Lande, das damals zwischen Australien und Indien lag (was also eine richtige Ortsbestimmung und kein Symbol ist).» - Ich will nun hier ganz davon absehen, daß ich diese «Wiedergaben» des von mir Dargestellten auch im ganzen nur als Zerrbilder ansehen kann, die völlig ungeeignet sind, irgend einem Leser ein Bild von dem zu geben, was ich meine. Ich will nur über einen Punkt dieser «Wiedergaben » sprechen. Dessoir ruft in seinem Leser den Glauben hervor, ich spreche davon, daß das im Geiste Geschaute sinnbildlich (symbolisch) zu verstehen sei, daß also Alt-Indien, wohin ich eine alte Menschheitskultur verlege, ein «symbolisches Land» sei. Später findet er es tadelnswert, daß ich eine viel ältere menschliche Entwickelungsperiode nach Lemurien - zwischen Australien und Indien - verlege und dabei mir selbst in grausamer Weise widerspreche, da man doch aus meiner Darstellung merken könne, daß ich Lemurien für eine richtige Ortsbestimmung und kein Symbol halte.

Es ist durchaus zuzugeben, daß ein Leser des Dessoirschen Buches, der nichts von mir gelesen hat, und bloß Dessoirs Bericht entgegennimmt, zu der Ansicht kommen muß, meine Darstellung sei ganz undurchdachtes, verworrenes und in sich selbst widerspruchsvolles Zeug. - Was steht aber über das von mir als Alt-Indien gekennzeichnete Erdengebiet wirklich in meinem Buche ? Man lese die betreffenden Ausführungen nach, und man wird finden, daß ich mit vollkommener Deutlichkeit zum Ausdruck bringe, wie Alt-Indien kein Symbol, sondern das Erdgebiet ist, das, wenn auch nicht ganz genau, so doch im wesentlichen mit dem zusammenfällt, das jedermann Indien nennt. Dessoir berichtet also seinem Leser als meine Ansicht etwas, was mir auch nie eingefallen ist, vorzustellen. Und weil er findet, daß ich bei der Schilderung vom alten Lemurien wohl so spreche, wie es mit meiner wirklichen Meinung vom alten Indien zusammenstimmt, nicht aber mit dem Unsinn, den er mich sagen läßt, zeiht er mich des Widerspruches.

Man fragt sich, wie kommt das Unglaubliche zustande, daß mich Dessoir behaupten läßt, Alt-Indien sei « sinnbildlich » zu verstehen. Mir ergibt sich darüber aus dem ganzen Zusammenhange seiner Darstellung das Folgende. Dessoir hat etwas gelesen über die Vorgänge im Seelenleben, die ich kennzeichne als den Weg zum geistigen Schauen, dessen erste Stufe das imaginative Erkennen ist. Ich schildere da, wie die Seele durch ruhige Hingabe an gewisse Gedanken aus ihren Untergründen die Fähigkeit heraus entwickelt, imaginative Vorstellungen zu bilden. Ich sage, zu diesem Ziele ruhe die Seele am besten in sinnbildlichen Vorstellungen. Niemand sollte durch meine Darstellung auf den Irrtum verfallen, die sinnbildlichen Vorstellungen seien etwas anderes als das Mittel, um zum imaginativen Erkennen zu kommen. Dessoir meint nun, weil man mittels Sinnbildern zum imaginativen Vorstellen kommt, bestehe dies letztere auch nur in Sinnbildern, ja er schreibt mir die Ansicht zu, wer sich seiner Geistorgane bedient, schaue nicht durch die imaginativen Vorstellungen auf Wirklichkeiten, sondern nur auf Sinnbilder.

Meiner Darlegung gegenüber ist die Dessoirsche Behauptung, ich weise in solchen Fällen wie beim alten Indien auf Sinnbilder hin, nicht auf Wirklichkeiten, nur mit dem Folgenden zu vergleichen. Jemand findet aus der Beschaffenheit eines Stückes Erdboden, daß es in der Gegend, in der er sich befindet, vor kurzer Zeit geregnet haben müsse. Er teilt das einem anderen mit. Er kann diesem selbstverständlich nur seine Vorstellung davon mitteilen, daß es geregnet hat. Deshalb behauptet ein Dritter, der Erste sage, die Beschaffenheit des Erdbodens rühre nicht von einem wirklichen Regen her, sondern von der Vorstellung des Regens. Ich behaupte weder, daß die imaginativen Vorstellungen in bloßen Sinnbildern sich erschöpfen, noch daß sie selbst eine Wirklichkeit sind, sondern daß sie sich auf eine Wirklichkeit beziehen, wie das bei den Vorstellungen des gewöhnlichen Bewußtseins auch der Fall ist. Und mir unterstellen, ich weise nur auf sinnbildliche Wirklichkeiten hin, kommt gleich der Behauptung, der Naturforscher sehe nicht in dem Wesenhaften, auf das er sich durch seine Vorstellungen bezieht, sondern in diesen selbst die Wirklichkeit.

Wenn man Anschauungen, die man bekämpfen will, so darstellt, wie dies durch Dessoir geschieht, so ist der Kampf recht leicht. Und Max Dessoir macht es sich wirklich leicht, sich mit vornehmer Art auf den kritischen Richterstuhl zu setzen; aber er erreicht dies nur dadurch, daß er meine Darlegung erst in ein Zerrbild, ja oft in eine völlige Torheit verkehrt, und dann diese seine eigene Schöpfung abkanzelt. Er sagt: «Es ist widerspruchsvoll, daß aus (erschauten) und nur (symbolisch) gemeinten Sachverhalten die Tatbestände der Wirklichkeit sich entwickelt haben sollen.» Doch ist solch widerspruchsvolle Art des Vorstellens bei mir nirgends zu finden. Daß meine Darstellung sie enthält, ist eine Unterschiebung Dessoirs. Und wenn dieser gar sich zu der Behauptung versteigt: «Denn nicht darum handelt es sich, ob man das Geistige als Gehirntätigkeit ansieht oder nicht, sondern darum, ob das Geistige in den Formen kindlicher Vorstellungsweise oder als ein Reich eigener Gesetzmäßigkeit zu denken ist,» so muß darauf erwidert werden: Ich bin mit ihm ganz einverstanden, daß sich alles das, was er seinen Lesern als meine Meinung auftischt, in den Formen kindlicher Vorstellungsweise hält; doch hat das von ihm also Bezeichnete nichts mit meinen wirklichen Ansichten zu tun, sondern bezieht sich restlos auf seine eigenen Vorstellungen, die er sich, die meinigen entstellend, gebildet hat.

Wie ist es nur möglich, daß ein Gelehrter so verfährt? Ich muß, um etwas für eine Antwort auf diese Frage zu tun, den Leser für kurze Zeit in ein Gebiet führen, das diesem vielleicht nicht kurzweilig erscheinen wird, das ich aber hier betreten muß, um zu zeigen, aufweiche Art Max Dessoir die Bücher liest, über die er sich zum Kritiker aufwirft. Ich muß gegenüber den Dessoirschen Ausführungen ein wenig Philologie dem Leser vorführen.

Meine Entwickelung der menschlichen Kulturperioden in einer gewissen Zeit schildert Dessoir, wie schon erwähnt, so: «Auf die indische Kultur folgte die urpersische ... Andere Zeitabschnitte schlössen sich an. Wir stehen in der sechsten Periode.» Nun könnte es recht unbedeutend erscheinen, jemand vorzuwerfen, er lasse mich sagen: «Wir stehen in der sechsten Periode», während ich mit aller nur denkbaren Klarheit ausführe, daß wir in der fünften stehen. Aber in diesem Falle ist die Sache doch nicht unbedeutend. Denn wer in den ganzen Geist meiner diesbezüglichen Darstellung eingedrungen ist, der muß zugeben, daß jemand, dem auch nur beifällt, ich rede von der sechsten Periode als der gegenwärtigen, meine ganze Auseinandersetzung in der allergröbsten Weise mißverstanden hat. Daß ich die gegenwärtige Periode als die fünfte bezeichne, hängt ganz innerlich mit dem diesbezüglich von mir Auseinandergesetzten zusammen. - Wie kommt Dessoir zu seinem groben Mißverständnis? Man kann sich darüber eine Vorstellung bilden, wenn man meine Darstellung der Sache mit seiner «Wiedergabe » vergleicht und dabei etwas nach philologischer Methode prüfend zu Werke geht. - Da, wo ich in meiner Schilderung der Kulturperioden zu der vierten komme, die ich im achten Jahrhundert v. Chr. beginnen und etwa im vierzehnten oder fünfzehnten Jahrhundert n. Chr. schließen lasse, sage ich das Folgende: «Im vierten, fünften und sechsten Jahrhundert n. Chr. bereitete sich in Europa ein Kulturzeitalter vor, in welchem die Gegenwart noch lebt. Es sollte das vierte, das griechisch-lateinische allmählich ablösen. Es ist das fünfte nach-atlantische Kulturzeitalter.» Meine Meinung ist demnach, daß durch die Vorgänge im vierten, fünften und sechsten Jahrhundert sich Wirkungen vorbereiteten, die zu ihrem Ausreifen noch einige Jahrhunderte brauchten, um dann im vierzehnten Jahrhundert den Übergang zum fünften Kulturzeitalter zu machen, in dem wir gegenwärtig noch leben. Die obige Stelle scheint nun Max Dessoir obenhin lesend so in den Bereich seiner Aufmerksamkeit hineingebracht zu haben, daß er die Aufeinanderfolge des vierten, fünften und sechsten Jahrhunderts mit der Aufeinanderfolge der Kulturzeitalter verwechselt hat. Wenn jemand oberflächlich liest und außerdem kein Verständnis für das Gelesene hat, so kann dergleichen geschehen.

Wie gesagt: Steiner hat mit seinen Einwänden recht. Doch was hat er davon, und was hat die Anthroposophie davon? In welchem Verhältnis steht der zeitliche, vermutlich auch gesundheits-belastende Aufwand einer solchen Polemik mit dem erhofften Ergebnis, das heißt mit einer Popularisierung der Anthroposophie?

Wer im Bann einer bestimmten Weltanschauung steht, hier der materialistischen, wird sich durch keine noch so logischen Korrekturversuche und "Widerlegungen" davon abbringen lassen. Folglich hat Dessoir in der 6. Auflage des Buches seine Anthroposophie-Kritik von 9 Seiten auf 85 Seiten erweitert. Ob er darin auf Steiners Einwände eingegangen ist, habe ich auf die Schnelle nicht ersehen können; wohl aber, daß er in seine Lektüre jetzt auch Steiners Vortragswerk einbezogen und gründlich referiert hat - und dennoch von seiner ablehnenden Haltung keineswegs abgerückt ist. Vermutlich hat gerade Steiners Selbstverteidigung ihn in seiner eigenen Haltung bestärkt. Überraschend wäre das jedenfalls nicht.

Ich unterstelle, daß jemand, der in der anthroposophische Denk- und Arbeitsweise etwas Berechtigtes sieht, sich durch verzerrende Darstellungen von einer eigenständigen Prüfung nicht wird abhalten lassen und also keine Richtigstellungen nötig hat. Im Gegenteil: Je deutlicher die ablehnende Haltung ihres Autors zur Erscheinung kommt - und im Falle Dessoirs ist sie überaus deutlich -, umso interessanter wird ihm die Sache. Wer hingegen dazu neigt, unkritisch gegnerische Haltungen zu übernehmen, der würde anderenfalls auch nicht geneigt und imstande sein, sich Anthroposophie eigenständig zu erarbeiten; er würde vielmehr zum Steinerianer werden.

Steiner wird dies gewußt haben; umso merkwürdiger erscheint mir die Mühe, die er sich macht, um den Gegner logisch ad absurdum zu führen. Ja, die Sache mit dem Dessoir hat ihn nicht losgelassen, sodaß er später, wenn auch in intimerem Kreise, als er gerade vom Teufel spricht, unvermittelt in Gehässigkeiten ausbricht (GA 176, S.325f.; Hervorhebungen durch mich):

Luther hatte aber einen vollen Umgang mit dem Teufel. Er mußte ihn kennenlernen durch die Seelenkämpfe, die man erleben muß, wenn man dem Teufel Aug' in Auge gegenübersteht. Und was er da erlebte, das faßte er in Bilder, wie man das, was man sonst erlebt, in Worte faßt. Wenn die Leute so dumm sind wie Professor Dessoir, und auch so korrupt, so konnten sie jemandem, der sich durch Worte ausspricht, vorwerfen, er glaube, in den Worten lägen die Dinge, die man aussprechen will. Genau dasselbe wirft mir Professor Dessoir vor, wo er sagt, ich leitete irgendwelche Entwickelungszustände der Menschheit aus Bildern und nicht aus Wirklichkeiten her. Man sollte nicht glauben, daß solch eine Sache überhaupt auftritt, aber sie tritt hier nicht bloß aus Uneinsicht auf, sondern auch aus Ignoranz. Besonders da, wo das zweite Kapitel meiner demnächst erscheinenden Schrift sich mit der unmöglichen, moralisch korrupten Gelehrsamkeit beschäftigt, die heute die Zeit mit sich bringt und die das furchtbare Elend der Zeit mitbewirkt, da werden Sie sehen, was für Leute heute in der offiziellen Wissenschaft herumspazieren, was aber nicht hindert, daß die Königliche Akademie der Wissenschaften, wie ich Ihnen das schon erzählt habe, den Preis erteilt hat jenem Schmachtlappen einer Geschichte der Psychologie, den Herr Dessoir auf ihr Preisausschreiben hin eingeschickt hatte, und den er dann selbst zurückgezogen hat. Untersuchen Sie einmal, was die braven Kollegen Dessoirs über die Lotterigkeit und Oberflächlichkeit dieses wissenschaftlichen Schmachtlappens einer Psychologiegeschichte vorgebracht haben, dann werden Sie einen Begriff bekommen, was dann, selbst wenn wissenschaftlich akademische Prämien vorliegen, durch die offizielle Wissenschaft spazierengehen kann.

Es liegt nahe, anzunehmen, daß die Ausbrüche einer solchen Gehässigkeit gegen anerkannte akademische Größen auch in der Nichtanerkennung wurzeln, welche Steiner durch die akademische Welt widerfahren ist. Steiner wollte ja akademischer Lehrer werden - solange, wie überhaupt Aussicht darauf bestand. Es scheint, daß die (sachlich berechtigte) Nichtanerkennung in ihm ein tiefes, lebenslanges Ressentiment veranlagt hat.

Wie verträgt sich das mit einer Haltung der Ehrfurcht, die Voraussetzung ist zur Erlangung höherer Erkenntnisse? Offenbar hat Steiner zwischen beiden Haltungen - Ehrfurcht und bitterem Ressentiment - ständig changiert. Ein gutes Beispiel hierfür findet sich im 5. Vortrag in Kristiania zum Fünften Evangelium, GA 148, wo Steiner gegen Ende, nachdem er mit dem Hinweis auf dem Verrat des Judas abgeschlossen hat, selber gewissermaßen abstürzt und polemisch wird:

Sehen Sie, wir haben heute schon gründlich genug Feinde [...] Insbesondere sind es gewisse Anhänger der sogenannten Adyar-Theosophie, welche in der schlimmsten Weise eben diesen Jesuitismus verkünden und lauter gehässiges, gewissenloses Zeug reden. Aber dabei tritt auch noch das zutage, daß von einer Stelle aus, wo man recht sehr gewütet hat gegen das Engherzige, Verkehrte, Verwerfliche, unsere Lehre bodenlos gefälscht worden ist. Es hat unsere Lehre ein Mann, der aus Amerika kam, durch viele Wochen und Monate kennengelernt, aufgeschrieben und dann in verwässerter Gestalt nach Amerika getragen und dort eine Rosenkreuzer-Theosophie herausgegeben, die er von uns übernommen hat. Er sagt zwar, daß er von uns hier manches gelernt habe, daß er aber dann erst zu den Meistern gerufen wurde und von ihnen mehr gelernt habe. Das Tiefere aber, was er aus den damals unveröffentlichten Zyklen gelernt hatte, verschwieg er als von uns gelernt. Daß so etwas in Amerika geschah - man könnte ja, wie der alte Hillel, in Sanftmut bleiben; man brauchte sich diese auch nicht nehmen lassen, wenn das auch nach Europa herüberspielt. Es wurde an der Stelle, wo man am meisten gegen uns gewütet hat, eine Übersetzung gemacht dessen, was über uns nach Amerika geliefert worden ist, und diese Übersetzung wurde eingeleitet damit, daß man sagte: Zwar träte eine rosenkreuzerische Weltanschauung auch in Europa zutage, aber in engherziger, jesuitischer Weise. Und erst in der reinen Luft Kaliforniens konnte sie weiter gedeihen.

Dieser "Mann, der aus Amerika kam", das ist Max Heindel. - Es ist klar, daß es nach einem solchen Absturz ins Unehrfürchtige nicht gleich wieder zum Aufschwung kommt; das heißt, es folgen in den Vorträgen, die davon betroffen sind, danach auch keine höheren Erkenntnisse mehr.

Im Zusammenhang mit Steiners Kritik an Dessoir sollten wir auch nicht vergessen, daß zumindest der Vorwurf der oberflächlichen Lektüre auch auf Steiner zutrifft, wenn man es da überprüft, wo es sehr gut überprüfbar ist, nämlich anhand seiner philosophischen Werke. Diesbezüglich verweise ich auf meinen Beitrag mit dem Hinweis auf das Buch von Hartmut Traub.

Abschließend möchte ich auch noch Max Dessoir über Steiner zu Wort kommen lassen, und zwar aus der späteren, erweiterten Ausgabe seines Buches. (Ich verschiebe es auf morgen.)


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