Vertiefung

Kosmogonie @, Montag, 06. November 2017, 16:31 (vor 2497 Tagen) @ Kosmogonie
bearbeitet von Kosmogonie, Freitag, 24. November 2017, 17:47

Ich hätte natürlich sehr begrüßt, und ich würde es immer noch begrüßen, wenn der Herausgeber (Wolfgang Weirauch) es für wert hielte, auf meinen Beitrag zu antworten. Zeitgleich mit der Veröffentlichung habe ich ihn nämlich per E-Mail darüber informiert.

Nachfolgend will ich vertiefend

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Zunächst die Beispiele.

Beispiel 1:

Die Besprechung des Märchens 92. Der König vom goldenen Berg (in: Mühlengespräche III, S. 83 ff). Ich setze die Kenntnis dieses Märchens voraus und zitiere nur das Nötigste. Eine junger Mann erlöst durch Heldentat eine verwunschene Jungfrau und macht sie damit zur Königin und sich selbst zum König. Ein schöner Knabe ward geboren. Nach acht Jahren wollte er endlich seinen Vater besuchen, der ihn bei seiner Abreise schon glaubte verloren zu haben. Eigentlich doch ein guter Gedanke! "Die Königin wollte ihn aber nicht fortlassen" - sie sieht ihn wohl als ihr Eigentum. Mangels Durchsetzungsvermögen gibt sie ihm aber dann doch einen Wünschring für Blitzreisen, freilich mit der Bedingung, daß er sie nicht auf diese Weise zu seinem Vater hinwünscht, sobald er bei ihm ist. Warum sie das nicht will, bleibt unklar. Jedenfalls bricht der junge König dies Versprechen später, doch keineswegs in böser Absicht.

Er sagte "ich habe es unachtsam gethan und nicht mit bösem Willen" und redete ihr zu; sie stellte sich auch als gäbe sie nach, aber sie hatte Böses im Sinn.

Das Böse führt sie dann auch aus, und zwar ingestalt eines Betruges: Während er, den Kopf in ihren Schoß gelegt, einschläft, nimmt sie ihm den Ring ab und verschwindet mit dessen Hilfe in ihre Heimat. Dort bricht sie die Ehe (!) und feiert die Hochzeit mit einem anderen Mann: ihr zweiter Betrug. Inzwischen aber hatte der König durch eine weitere Heldentat wiederum die Mittel erlangt, seine Frau aufzusuchen - er ist überhaupt sehr erfolgreich -, und trifft sie mitten in der Hochzeitsgesellschaft.

Da schlug er ihr ins Angesicht und sagte "kam dein Erlöser nie? er ist über dir, du Betrügerin. Habe ich das an dir verdient?"

Völlig zurecht, ich täte es ebenso. - Es bleibt ihm nichts übrig, als die Hochzeitsgäste, die sich ihm entgegenstellen, allesamt zu töten; dann wird er wieder König. Von einer neuen Frau ist nicht die Rede. Vielleicht ist er nun das, was man heute "beziehungs-geschädigt" nennt.

Was macht nun Odin - das führende Geistwesen der nordischen Kultur daraus? Wie beurteilt er den Mann? Ich zitiere (Hervorhebungen durch mich):

Er ist König vom goldenen Berg und ist es eigentlich nur geworden durch, um es nett auszudrücken, schräges Verhalten. [...] Um sein Königreich wiederzuerlangen, muß er dann die Naturkräfte betrügen und seine Frau des Betruges bezichtigen. Dazu gehört auch, daß er ihre Ratgeber tötet. [...] Er setzt sich aber mit Gewalt und Betrug in seine Rechte wieder ein. Es wird auch nicht erwähnt, daß er glücklich und zufrieden herrscht bis an sein Lebensende. Er zeiht seine Frau des Betruges, nachdem er sie betrogen hat, und er richtet in ihrer Welt ein Blutbad an.

Das beschreibt doch sehr genau die Situation des heutigen Menschen. Die Menschen sind nur Könige vom goldenen Berg, weil sie die Naturkräfte betrügen und die Frauen unterdrücken.

Soweit "Odin". Dieses "führende Geistwesen der nordischen Kultur" - ich kann es beim besten Willen nicht ernstnehmen, nicht in dieser Gestalt. Wenn das Märchen ein tieferen Sinn hat, dann wird dieser hier jedenfalls nicht erklärt. Nehmen wir an, es war tatsächlich Odin, der zu vermitteln war, dann ist er jedenfalls nicht gut "rübergekommen". Das Problem liegt dann in der ideologischen - feministischen - Vorbelastung der Beteiligten. Diese überlagert den Geistgehalt des Märchens dermaßen vollständig, daß im Ergebnis der Leser keine Möglichkeit sieht, das Original und seine Interpretation in eine innere Beziehung zu setzen. Er kann allenfalls noch versuchen, die Interpreten zu interpretieren, also eine äußere Beziehung aufzuzeigen.

Das sähe so aus: Ein sehr talentierter König hat den Betrügereien seiner undankbaren Gattin mehrfach widerstanden. Er hat sich als stärker erwiesen. Und weil dies wohl nicht so sein darf, wird er nun abgestempelt als ein "Betrüger" und "Unterdrücker".

Beispiel 2:

In dem aus meiner Sicht besonders gehaltvollen FH-Band 108: "Kultus, Urprung-Gegenwart-Zukunft", Kapitel 4: "Salomos Tempel", findet sich eine Erörterung der Begegnung zwischen König Salomo und der Balkis, der Königin von Saba. Die Kernaussage ist, daß Balkis als Vertreterin des östlichen und somit des ältesten Weisheitsstromes auf Salomo insofern verführerisch wirkte, und diesem der Sachverhalt zu Bewußtsein kam. Und daher:

Er wollte diese Begegnung nicht, da er fürchtete, die dort entstehenden Kräfte nicht beherrschen zu können.

Das klingt insoweit vernünftig. Dann aber folgt eine merkwürdige Feststellung:

Die beiden sind sich trotzdem begegnet. Er hat nachgegeben, weil er ein Mann war. Er hat sich von dem ewig Weiblichen der Balkis verführen lassen.

Also: "Er hat nachgegeben, weil er ein Mann war." Erinnern wir uns: Der im ersten Beispiel erwähnte Märchenkönig hat niemals nachgegeben, war also wohl nicht so, wie ein Mann aus Sicht der Frau Staël von Holstein zu sein hat. Darum war er als Mann einer von denen, "die Frauen unterdrücken". Umgekehrt war Salomo, der nicht seine Verführerin tötete, wohl aber seinen Rivalen, den Erbauer des Tempels, ermorden ließ, demnach ein echter, jedenfalls ein typischer Mann.

Nun heißt es im Text aber - zurecht - auch, daß Salomo, indem er sich verführen ließ, nicht weise gehandelt habe. Er hätte also, so interpretiere ich es, seine Männlichkeit überwinden müssen. In Konsequenz haben wir zu fragen: Hätte entsprechend nicht auch Balkis ihre Weiblichkeit überwinden müssen? Davon lese ich nichts. Es wäre auch geradezu unlogisch, denn sie vertritt ja, wie es heißt, das "ewig Weibliche", und da gibt es natürlich nichts zu ändern.

Dieses Weltbild liegt übrigens auch unserem "Gewaltschutzgesetz" zugrunde, welches jeden Mann, der sich gegen eine Frau wehrt - oder sogar, wenn er als Opfer gegen sie Anzeige erstattet -, grundsätzlich zum Täter erklärt. Ich möchte kein Hehl daraus machen, daß ich, aus persönlicher Erfahrung heraus, dieses Gesetz und dieses Weltbild mit aller Entschiedenheit ablehne.

Ich lese weiter:

Die Gleichberechtigung der Geschlechter muß sehr mühsam erkämpft werden. Daran hat Salomo seinen Anteil. Wenn er das Geschehen so hätte regeln können, daß Ost und West sich nicht auf der Mann-Frau-Ebene begegnet wären und sich aneinander entflammt hätten, dann wäre in der Frage der Gleichberechtigung von vorneherein mehr Ruhe gewesen.

Zum Thema "Gleichberechtigung" - ihrem Sinn, ihrer Bedeutung, ihrem heutigen Sachverhalt - werde ich mich weiter unten noch äußern, und das wird dann der Kern meiner Darlegung. Die Frage aber bleibt: Hätte nicht auch Balkis als Vertreterin der mächtigsten Weisheit die Sache zum Guten regeln können? Hätte sie sich in ihrer Neigung zu Hiram nicht beherrschen können? Konnte sie das Zerwürfnis mit Salomo und die Ermordung ihres Geliebten nicht voraussehen? Nach Vorstehendem eigentlich nicht, denn das "ewig Weibliche" kennt keinen Wandel und keine Verantwortung. Dann wird aber auch die Forderung nach "Gleichberechtigung" zum Problem, denn wie kann man den unvollkommenen und den - vermeintlich - vollkommenen Part mit gutem Ergebnis gleichberechtigen?

Beispiel 3:

In "Mühlengespräche V - Wege" kommt als eine spezielle Form des Weges die Unterführung zu Wort. Ich greife eine Passage heraus.

F.P.: Vielfach wirst du auch als Kloake mißbraucht.
Die Unterführung: Speziell durch Männer!

Nun kann man diese Verallgemeinerung natürlich infrage stellen. Ich z.B. radle auf dem Weg zur Christengemeinschaft immer durch eine Unterführung, in welcher, nicht nur bei Regenwetter, Prostituierte herumstehen. Die hinterlassen Spuren, auch in der näheren Umgebung. (Nebenbei: Es ist bekannt, daß Klofrauen die Unsauberkeit von Damentoiletten mehr zu schaffen macht als die von Herrentoiletten.)

Aber ganz abgesehen von der Frage, welches Geschlecht nun das "dreckigere" sei: Was hat der Hinweis auf die Männer hier zu suchen? Die Frage würde doch sofort gestellt werden, wenn in vergleichbaren Zusammenhängen zu lesen wäre: "Speziell durch Frauen/Neger/Ausländer!" Es ist also ein dumpfer, begründungsloser Sexismus, der hier zu Wort kommt.

Beispiel 4:

In den "Gesprächen mit Tieren", verschiedene Bände, und "Haustiere", durchzieht der erwähnte dumpfe, begründungslose Sexismus alle diese Bände wie einen Sauerteig. Darum will ich nur nur einige wenige Passagen herausgreifen, und diese nur aus dem ersten Band.

W.W.: Ist es nicht ein Unterschied, ob ein z.B. sehr herrischer Mann auf einem Pferd sitzt, der mitunter sogar brutal mit ihm umgeht, oder ob auf der anderen Seite ein Mann oder eine Frau auf einem Pferd sitzen, die liebevoll mit ihm umgehen [...]?"
[...] Natürlich ist es für ein Pferd angenehmer, wenn heute ein Mädchen ein Pferd reitet, als wenn ein Pferd halb zu Tode geschunden wird.

Soweit Wolfgang Weirauch. Erfreulicherweise kommt im Vorwort zu Band 4 die Meinung von Friedrich Pfannenschmidt zu Wort, der die Sache ganz anders sieht, und nach einem Hinweis auf die übermäßige oder falsch verstandene Tierliebe kritisch vermerkt (Hervorhebung durch mich):

[...] und es gibt die zahllosen Pferde, die den unverarbeiteten Herrscherallüren oder den partnerschaftlichen Defiziten ihrer zumeist weiblichen Besitzer dienstbar sein müssen und gegen Bezahlung von anderen Menschen versorgt werden, weil dazu die Lust oder die Sachkenntnis des Reiters nicht ausreicht.

Erfreulich ist auch, daß hier nicht von "der Reiterin oder dem Reiter" die Rede ist, also die sexualisierende Bezeichnung vermieden wird. Und weil "der Reiter" nach den Regeln der Grammatik beide Geschlechter umfaßt, wird aus dem Zusammenhang klar, daß hier wirklich der weibliche Reiter gemeint ist. Aber mehr als diesen einen feminismuskritischen, also "ketzerischen" Ansatz habe ich nicht gefunden.

Dieter [der Löwe]: Zum Überwinden des Löwenkönigtums gehört es auch, daß das Herrschen des männlichen Geschlechts über das weibliche aufhört.

Vielleicht also lieber zurück zur Stufe der niederen Tiere, wo das Spinnenweibchen gleich nach der Begattung das Spinnenmännchen auffrißt, und wo die weiblichen Parasiten die männlichen an Größe und Schädlichkeit weit übertreffen? Was aber sind die Gründe dafür, daß mit zunehmender Evolutionshöhe die Männchen prächtiger und dominierender werden? Ich vermisse eine Erörterung dieser höchst auffälligen Tatsache und finde stattdessen eine Festschreibung der männlichen Zeugungsknechtschaft, wie bei den Spinnen:

Dedan [das Pferd]: Das Wichtigste zu wissen ist, daß das wichtigste Tier einer Herde eine Stute ist. [...]
Das männliche Alphatier hat nur dafür zu sorgen, daß gedeckt wird.

Bezeichnenderweise werden männliche Größe und Schönheit, also die erfolgreiche Emanzipation vom Weiblichen, die das höhere Tierreich kennzeichnen, mehr relativiert als gewürdigt...

Dedan: Stuten haben das Bedürfnis, sich gegenseitig zu schützen, während der Hengst mehr das Bedürfnis hat, sich zu zeigen.

Peter [der Höckerschwan]: In den Farben der Männchen liegt auch eine gewisse Eitelkeit.

Wo nun aber ein schönes, also männliches höheres Tier nun doch einmal auch weibliche Aufgaben übernimmt, indem es sich an der Brutpflege beteiligt, erfolgt sogleich ein - im sachlichen Kontext völlig deplazierter - Seitenhieb...

Peter: Daß nur die Schwänin brütet, liegt an der Vorstellung vergangener Jahrhunderte, daß die Vorstellung eines männlichen Königtums und der männlichen Brutpflege nicht zu vereinbaren waren. Das ist eine patriarchalische Vorstellung, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat.

Ich sehe aber ständig muslimische - also patriarchalisch sozialisierte - Männer, die Kinderwagen schieben oder ihre Kinder in den Armen halten. Das ist die Wirklichkeit! - Das Unverständnis für das Wesen des Männlichen bzw. Väterlichen kommt auch in folgender Passage, anschließend an eine Erwähnung des Märchens von den sechs Schwänen, zum Ausdruck:

Peter: Ja, die Mutter ergreift nicht ihre eigentliche Aufgabe, eine Individualität zur Erdenverantwortung zu bringen, und dadurch wird sie von einer Mutter zu einer Stiefmutter.

Was ist aber nun die eigentliche Aufgabe des Vaters? Die Sicht der Autoren kennen wir bereits: Demnach ist die väterliche Aufgabe die der Zeugungsknechtschaft, vorbildlich dargelebt durch das Spinnenmännchen. In Wahrheit ist sie genau das, was oben fälschlich der Mutter zugesprochen wird. Die Rede ist doch von Erdenverantwortung, nicht von bloßer Erdenreife!

Damit sei es der Beispiele genug. Die anderen Bände der Tier-Reihe enthalten ähnlich viele Äußerungen, in denen ich nur eine dumpfe Misandrie, oder anders gesagt: einen Trivial-Feminismus erkennen kann. Es erscheint mir kaum möglich, argumentativ darauf einzugehen.

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Nun zu meiner zweiten Aufgabe:

Eine christologische Bewertung der Misandrie. Zunächst einige Begriffs-Klärungen.

Es kennzeichnet alle totalitären Ideologien oder politischen Religionen, daß sie, wohlwollend betrachtet, einen wahren Kern enthalten. Im Falle des Feminismus ist das die Erkenntnis, daß uns durch Christus die Überwindung des Todes in Aussicht gestellt wird, und damit die Überwindung der Sexualität und des sexuellen Dimorphismus. Denn erst der Tod machte die generative Fortzeugung notwendig.

Mit der generativen Fortzeugung entstanden die Arten. Die Arten an sich sind unsterblich, jedenfalls auf lange Sicht. So besehen, wurde die Unsterblichkeit auf einer neuen Ebene wieder hergestellt - nur eben nicht als individuelle Unsterblichkeit. Ich erlaube mir, die Art als ein provisorisches oder uneigentliches Heilmittel gegen den Tod zu bezeichnen.

Sollte demnächst der Mensch durch Christus wieder unsterblich werden - ich meine den irdisch verkörperten Menschen -, so würde die Art überflüssig werden, und zugleich würde die sexuelle Organisation des Menschen degenerieren. Letzteres kündigt sich bereits an.

Darauf, und im Erspüren der weiteren Entwicklung, gründet sich der Genderismus. Der Genderismus ist bemüht, die sexuelle Degeneration zu beschleunigen und vorwegzunehmen, und dies zugunsten einerseits der fruchtlosen Lustmaximierung, anderseits der Verhinderung wahrer Evolution. Der Mensch soll sich zufrieden geben mit einer unbegrenzten "Vielfalt" und "Buntheit" der Lüste. Auf dieser Ebene soll auch unbegrenzte Toleranz herrschen. Wird dies erreicht, dann kennt der Mensch keine weiteren Ziele mehr. Sofern er noch ein Bedürfnis nach Höherem hat, wird das bereits Verfügbare mit Namen und Anklängen des Höheren versehen und dadurch unsichtbar gemacht. - Die Unsterblichkeit der menschlichen Art wird garantiert durch eine fortgeschrittene Reproduktionstechnik, völlig abgekoppelt von einem ehelichen Liebesleben herkömmlicher Art. Auch die individuelle Todüberwindung mithilfe technischer Mittel wird in Erwägung gezogen.

Davon zu unterscheiden ist der Feminismus. Auch er gründet sich auf dem Erspüren der fortschreitenden sexuellen Degeneration, und auch er will diesen Vorgang beschleunigen. Er will aber das Geschlecht nicht zersplittern, sondern er will es vollständig aufgehen lassen im weiblichen Geschlecht.

Damit würde - im Prinzip - der menschliche Urzustand wieder hergestellt. Denn der Mensch bis hin zur Geschlechtertrennung war der grundsätzlich gebärfähige, nicht auch der zeugungsfähige Mensch. Die Zeugung erfolgte ja zunächst aus der atmosphärischen Peripherie. Sodann wurde das männliche Element immer mehr in den Körper hineingenommen und darin organisiert, allerdings noch nicht verselbständigt. Erst als der Mond mit seinem Fortgang aus der Erde die peripherisch zeugenden Kräfte mit sich nahm, wurde das Erscheinen von Männern (also von nicht gebärfähigen, aber zeugungsfähigen Menschen) nötig und möglich. Es handelte sich um die von den Planeten zurückkehrenden Seelen oder "Iche". Damit erst wurde der Tod zum Erlebnis. Der ichlose, sich klonende Urmensch war gewissermaßen noch unsterblich.

Der Feminismus will nun im Grunde den Urzustand wieder in die Gegenwart holen und festschreiben. Feministen - paradoxerweise gibt es sie beiderlei Geschlechts - wollen den weiblichen Menschen als den "wahren", vollständigen Menschen, der sich zwar entschieden als "Frau" deklariert, der aber auch alle männlichen Vorzüge in sich vereint sehen will. Die Stellung zum Mann ist hoch problematisch. Zwar wird dem Mann sein Daseinsrecht nicht grundsätzlich abgesprochen, denn: "Feminismus nützt auch den Männern." Nur soll der Mann anders werden, als er ist. Doch was er "ist", wer bestimmt das? Er selber nicht, außer, "er ist schon so weit", daß er das kann, und ob er so weit ist, daß bestimmen wiederum die Feministen. Letztlich geht es darum, den Mann zu "verbessern", das heißt, ihn zu verweiblichen, was natürlich, wenn überhaupt, nur gegen den Widerstand der meisten Männer möglich ist. Hier herrschen erstaunliche Illusionen.

Noch ein Wort zum Thema "Gleichberechtigung der Geschlechter". Leider bleibt diese Forderung hier (siehe Frau von Staëls Bemerkungen zu Salomo) der trivial-feministischen Diskurs-Ebene verhaftet.

Zunächst frage ich: Gibt es gegenwärtig die Gleichberechtigung der Geschlechter? Und falls nein - welches Geschlecht wird damit benachteiligt?

Gemäß Arbeitsschutzgesetz müssen Männer, falls verlangt, schwerere Lasten heben als Frauen. Das kann durchaus ungerecht sein, wenn z.B. eine kräftige Frau und ein schwacher und/oder alter, gesundheitlich bereits angeschlagener Mann dieselbe Arbeit auszuführen haben. Männer kennen zudem nicht nur einen männlichen Ehrgeiz, der sie von sich aus an die Grenzen ihrer Belastbarkeit (und darüber) führt; sie kennen auch einen "Kavaliers-Instinkt" und helfen, auch wenn es ihre Kräfte eigentlich übersteigt. Daher ist ein solches Gesetz im Grunde unsinnig, ja für Männer gesundheitsschädlich. - Ich weiß, ein Feminist würde entgegnen, daß Männer selber schuld seien; sie müßten sich eben nur ändern. Aber wenn sie es wirklich täten, wer trüge dann die Kosten?

Es gibt einen weiteren Bereich, an dem die weibliche Bevorrechtigung erkennbar wird: Nur Mütter haben - de facto! - das Recht, ungeborene Menschen zu töten. Daß ein Vater dies Recht nicht hat, kann man ja mit Rücksicht auf das Leben ungeborener Menschen noch begrüßen. Nicht aber, daß ein Arzt, der ein Kind unabsichtlich, nur auf Grund eines Kunstfehlers tötet, ins Gefängnis muß.

Im Gegenzug gibt es kein Gesetz, das Frauen benachteiligt.
Die Gleichberechtigung ist also übererfüllt. Soweit die Legislative. Was die Judikative betrifft, so sieht es ganz krass aus: Die Haftanstalten sind zu über 90 % männlich belegt. Quotenforderungen gibt es überhaupt nur zum weiblichen Vorteil. Das ist ein Thema von großer gesellschaftlicher Relevanz, was aber besser in Foren besprochen wird, die hierfür thematisch vorgesehen sind.

Dann frage ich: Ist Gleichberechtigung der Geschlechter überhaupt sinnvoll? Jeder kann sich ausdenken, daß Gleichberechtigungen auf allen anderen Gebieten sich katastrophal auswirken würden. Nehmen wir nur einmal an, daß jeder berechtigt wäre, ein Schiff, ein Flugzeug oder eine Lokomotive zu führen, ohne die entsprechenden Befähigungsnachweise zu besitzen. Oder wenn ein Kind sich ans Steuer setzen darf. Oder wenn ein Amtsrichter die gleichen Befugnisse hätte wie ein Richter höherer Instanzen. Die Frage nach einer Gleichberechtigung der Geschlechter kann also auch so gestellt werden: Soll es eine solche Gleichberechtigung überhaupt geben? Und da Feministen diese Frage bereits zu ihrem Vorteil entschieden haben (auch wenn sie es leugnen): Müssen wirklich ausgerechnet Frauen die Vorrechte haben? Warum nicht Männer? Sind sie es nicht, die vorzeitig sterben?

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Nun zum Kern der christologischen Bewertung.

Jesus von Nazareth, das Urbild des Menschen, war ein Mann. Und zwar ein Zimmermann, also nicht etwa ein Schneider, Koch oder Kindergärtner. Ein Zimmermann ist auch kein Tischler, sondern er hat schwere Balken mit schweren Werkzeugen zu bearbeiten, und diese Balken müssen, wenn daraus ein Dach entstehen soll, auch hochgetragen oder -gezogen werden. Das verlangt einen kräftigen, also einen ausgesprochen männlichen Körper. Und natürlich ist auch zur geistigen Durchdringung der Erde ein männlicher Körper die beste Voraussetzung.

Weiterhin: Christus hat - in seiner Geistgestalt oder als Auferstandener - keine Mutter. Der Dialog mit Nikodemus (Joh. 3, 4-5) scheint diese Erkenntnis vorwegzunehmen. Und auch der Mensch im Auferstehungsleib wird keine Mütter mehr kennen.

Nun kann der Feminist zwar einwenden: Auch Väter wird es dann nicht mehr geben. - Aber in diesem Argument scheint mir ein Fehler zu liegen. Der Mann hat - anders als der weibliche Mensch - ein Organ, das zukunftsfähig ist, also evoluiert. Das ist der Kehlkopf. Zwar wird das "untere" Zeugungsorgan verschwinden, genauso wie das Gebärorgan des Weibes. Aber es metamorphosiert sich. Männliche Stimmen werden, wie eine Untersuchung angeblich gezeigt hat, immer tiefer. Beim Weibe metamorphosiert es sich nicht, oder jedenfalls nur rudimentär.

Und dieser männliche Kehlkopf war es, mittels dessen Jesus den Lazarus wieder zum Leben erweckt, gewissermaßen also ein zweites Mal gezeugt hat. Der "Uterus" war eine Grabeshöhle, kein Mutterleib. So wird, vermute ich, auch der zukünftige christliche Mensch auf die Erde gerufen, d.h. veranlaßt werden, in einem ätherisch vorbereiteten Raum seinen Auferstehungsleib zu verdichten. Und diese Fähigkeit der (Wort-)Zeugung wird dann jeder Mensch haben, so wie der Urmensch grundsätzlich die Fähigkeit des Gebärens hatte. Es findet demnach eine Umkehrung (eigentlich ein Komplex von Umstülpungen) statt: So wie der Urmensch in allen Individuen weiblich war, wird der Zielmensch in allen Individuen männlich sein.

Ich räume ein, daß ich mich mit meinen Behauptungen im Irrtum befinden könnte. Falls das so ist, dann wäre ich froh, wenn jemand mich des Irrtums überführen würde. Bis jetzt hat das niemand versucht. Entweder also ich irre mich nicht; oder es fehlt die Kraft, meinen Irrtum herauszustellen; oder es fehlt schlicht das Interesse, sich meinen Behauptungen zu stellen. Hierbei denke ich auch an Wolfgang Weirauch (Herausgeber und teilweise Mitautor der Flensburger Hefte), den ich über meine Darlegungen zum Thema hier im Kosmogonie-Forum in Kenntnis gesetzt habe.

Zu denken gibt mir im Besonderen zweierlei, was aber zusammengehört:

Erstens, daß der Feminismus, für den ich oben Beispiele aufgeführt habe, ziemlich trivial ist. Er bewegt sich, grob gesagt, auf dem Niveau des alltäglichen Sexismus und Rassismus. Um das zu erkennen, genügt es, "Mann" durch "Frau", oder durch den Vertreter einer bestimmten Rasse oder eines bestimmten Volkes zu ersetzen, und sich die beleidigten Reaktionen anderer Menschen (auch Reaktionen z.B. der Staatsanwaltschaft) lebhaft vorzustellen.

Zweitens gibt mir zu denken, daß sich keine ernsthaften Erörterungen finden zu dem, was auf trivialer Ebene so auffällig zur Sprache kommt. Gäbe es sie, so wäre ich nicht nur sehr erfreut darüber, sondern ich wäre auch imstande und bemüht, mich darauf einzulassen. Vielleicht würde ich erkennen, daß ich mich selbst zu korrigieren hätte. Aber derartige Erörterungen fehlen.

So bleibt mir bis auf Weiteres nur die Enttäuschung und der Verdacht, daß selbst die Fähigkeit der Kommunikation mit höheren christlichen Geistwesen (eine Entwicklung, die mir große Hoffnungen macht) nicht zwangsläufig zur Überwindung ideologischer Verblendungen führt, die aus der kritiklosen Übernahme kollektiver Ideen resultieren.

Doch zweierlei tröstet mich über meine Enttäuschung hinweg. Erstens, daß Wolfgang Weirauch, eigener Angabe nach, auch die Manuskripte aus der Lüneburger Heide ein Jahr lang hat liegen lassen, bevor er sie las. Er scheint also sehr beschäftigt zu sein. Zweitens, daß ihm das Erlebnis, ins Leere zu reden, vertraut ist. So lese ich in "Die Warnung von Fukushma", Seite 146,

daß man absolut isoliert vom Rest der Menschheit ist, wenn man solche Gedanken bewegt, wie wir sie hier besprechen. Denn das kann man einem normalen Menschen ja nicht mehr vermitteln. Zwischen diesen Gedanken und dem größten Teil der Menschheit besteht ein riesiger Graben. [...]
[...] ich kann bei keiner Gruppe von Menschen den Gesichtspunkt der Erd-Eigentlichen oder anderer Wesen einbringen. Die zeigen mir bestenfalls den Vogel. Und hier entsteht ein Graben zwischen fast allen Menschen und dem hier geäußerten Gesprächs- und Gedankengut.

Nun, zwischen uns gibt es keinen Graben, jedenfalls nicht von meiner Seite aus. Wir sind - vorläufig - sehr verschiedener Meinung, aber was den Dialog betrifft, so kenne ich keine Vorbehalte.

admin

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Nachtrag 19-11-2017

Anläßlich einer nochmaligen Lektüre des Naturgeister-Bandes 21, Titel: "Haustiere", habe ich im Kapitel über das Schaf noch eine interessante Stelle gefunden, die sich auf das obige Thema bezieht. Ich zitiere:

Der Christus Jesus ist auch als Mann geboren, weil in der damaligen Zeit die Männlichkeit zu einem klaren Tagesbewußtsein gehörte. [...]

Der Höhepunkt des patriarchalischen Menschentums ist mittlerweile überschritten, eigentlich bereits mit Abschluß des Erdenwegs des Christus Jesus. Darum erleben die Menschen zunehmend deutlicher, daß die Wertung zwischen Frau und Mann zum Verfall der Kultur führt. Diese Wertigkeit ist längst überaltert. Immer mehr Menschen begreifen heutzutage, daß sie einem sogenannten Fake - würdet ihr heute sagen - nachjagen, wenn sie weiterhin die Geschlechterteilungen in dieser Form zementieren. (S. 79 f.)

Dazu mein Kommentar:

Der erste Satz scheint zu beinhalten, daß der Christus Jesus, wenn er heute geboren würde, auch weiblich sein könnte, denn - das ist die Prämisse - die geschlechtlichen Unterschiede im klaren Tagesbewußtsein bestünden nicht mehr. Doch diese Prämisse ist offenbar falsch. So werden z.B. Studienfächer, die ein besonders klares Tagesbewußtsein erfordern, also die MINT-Fächer, ganz überwiegend von männlichen Studenten gewählt.

Die anschließende Behauptung, daß der "Höhepunkt des patriarchalischen Menschentums" mittlerweile überschritten sei, trifft zwar aus gegenwärtiger (!) Perspektive zu. Tatsächlich leben wir in einer stark feministisch geprägten Gegenwart. Die Folgerung aber, die daraus implizit gezogen wird, nämlich daß dies eine gesunde und notwendige Entwicklung sei, entbehrt jeglicher Begründung, zumindest an dieser Stelle. Es ist ja auch eine ganz andere Folgerung möglich: daß nämlich der Feminismus, so wie andere Ideologien auch, das Aufbegehren von Widersachermächten zum Ausdruck bringt. Aber darauf wird gar nicht eingegangen.

Gerade derartige Textstellen, die suggerieren statt zu begründen und überdies oft auch durch die Wortwahl eine gewisse Emotionalität oder Unduldsamkeit an den Tag legen, sind geeignet, eine gesunde Skepsis zu erzeugen. Denn auch jemand, der Vieles sieht und immer wieder grandiose Einsichten zutage fördert, kann in Teilen seinen Vorurteilen erliegen.

Nachtrag 1-7-2020

Da ich in den insgesamt sehr lesenswerten, weil gehaltvollen "Gesprächen mit Tieren" immer wieder mal blättere, bin ich jetzt auf einen Absatz gestoßen, den ich mir bei der Erstlektüre rot untermalt hatte. Er findet sich in dem dritten Band, betreffend den Tiefsee-Anglerfisch, und bringt einen Sexismus zum Ausdruck, wie ich ihn in einer derartigen Kraßheit selbst in gewissen Gazetten nicht vorgefunden habe. Und merkwürdigerweise kommt er aus dem "Mund" des hoch kompetenten Wasserwesens Etschewit.

Zunächst einmal stellt "Etschewit" fest (Hervorhebung durch mich):

Wenn Du Dir das geöffnete Maul dieses Fisches anguckst, dann bekommst Du in etwa das Phantasiebild dessen, wie man sich im Mittelalter die Hölle vorstellte. [...] Und in diesem Schrecklichen ist sogar noch eine gewisse Schönheit enthalten. Trotzdem handelt es sich hierbei um die Hölle.

Direkt im Anschluß fragt der Herausgeber Wolfgang Weirauch:

Kannst Du etwas über die Männchen und Weibchen des Tiefsee-Anglerfisches sagen?

Und "Etschewit" antwortet (hervorhebungen durch mich):

Die Weibchen sind die Großen, die Männchen sind ganz klein. [...] Es sind parasitische Zwergmännchen, die sich in die Weibchen hineinbeißen und das ganze Leben miteinander in einer Art Doppelpack leben. Das ist in gewisser Weise auch ein Bild für die Wertigkeit des Männlichen und Weiblichen. Das weibliche Prinzip ist das überlebende Prinzip, und es benötigt eigentlich nur ein kleines bißchen männliches Prinzip. Sogar eure Wissenschaft ist mittlerweile so weit, daß man die Männer abschaffen kann. Frauen können ohne Männer auf der Erde weiterleben, wenn die entsprechenden Samen aufbewahrt werden. Eigentlich braucht man nicht einmal mehr den Samen des Mannes, da aus den Eiern der Frauen alles Nötige zu entwickeln ist.

Inbezug auf das dauerhafte Verbeißen des männlichen Fisches in den weiblichen (dies zur Erfüllung der Befruchtungsaufgabe) heißt es dann noch:

Hierin drückt sich auch ein verzerrtes weibliches Muster aus, denn früher kanntet ihr ja den Ausspruch, daß eine Frau ihre Angel auswarf, um sich einen Mann zu angeln. Diese Verhaltensweise ist auch ein Bild dieses Fisches.

Eigentlich spricht dies für eine Minderwertigkeit auch im weiblichen Wesen, nur wird das hier zurückgenommen durch die Formulierung, es handle sich um ein "verzerrtes", also um ein uneigentliches weibliches Muster. Nur das männliche Wesen gilt in dieser Sicht als unverzerrt in seiner Unwürdigkeit und Existenz-Unnötigkeit.

Der Herausgeber Wolfgang Weirauch macht nun nicht etwa Anstalten, sich von den Aussagen des Wassergeistes zu distanzieren, im Gegenteil: Er fügt in den Text die fett gedruckte Zwischen-Überschrift ein

Männer könnte man abschaffen

Das will er also hervorgehoben sehen. Welche Menschengruppen könnte man dann noch abschaffen, da ja die restlichen Menschen auch ohne sie auf der Erde weiterleben würden?

Oben habe ich den Herausgeber mit dem Satz zitiert: "daß die Wertung zwischen Frau und Mann zum Verfall der Kultur führt." Nun läßt er eine derartige Wertung vornehmen, und er stellt sich hinter sie.

Er gibt das denkbar beste Beispiel ab dafür, daß Geist und Ungeist oft dicht nebeneinander stehen.


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