Zum Vorwurf der Frauenfeindlichkeit

Kosmogonie @, Dienstag, 03. Mai 2016, 10:49 (vor 3050 Tagen) @ Bernhard
bearbeitet von Kosmogonie, Dienstag, 03. Mai 2016, 11:02

Guten Morgen ebenfalls!

Da jedoch beim "normalen" Denken der meisten Menschen nicht einmal die wichtigsten Grundlagen hierzu vorhanden sind - Unvoreingenommenheit, Empathie und Opferbereitschaft -, erscheint Dein Vortrag hierbei als reines Wahngebilde, zusammenphantasiert aus allerlei Ressentiments, "Resten mittelalterlichen" Aberglaubens und unverarbeiteten persönlichen Traumata...

Nun ja, bei diesem Thema sind natürlich immer auch Interessen im Spiel.

Es gibt Themen, die unsere persönlichen Interessen nicht berühren und die für die meisten Menschen darum auch langweilig sind, so etwa die Kosmologie. Geht es aber um Mann und Weib oder um Rassen, dann geht es auch um den Selbsterhalt. Ich sage dies in Hinblick auf die Möglichkeit einer politisch-rechtlichen Strafverfolgung. Nicht jeder ist bereit, sich mobben oder kreuzigen zu lassen. Selbst wenn also die Veranlagung für klares Denken durchaus vorhanden ist, dann kann es durch begründete Ängste vorübergehend außer Kraft gesetzt werden.

Hierfür ein Beispiel. In einem Thread des (seit Langem eingeschlafenen) fvn-rs-Forum findet sich dieser Affektausbruch des Moderators Guenter Kreidl:

Lieber Herr Lentze,

Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Wer auf seinen eigenen Webseiten die Unterlegenheit der Frau sowie von Menschen mit schwarzer Hautfarbe propagiert (und hier auch noch Links zu diesem Schwachsinn plaziert), ist entweder komplett "plemplem", oder -wenn er nicht verrückt ist - ein übler Hetzpropagandist (und da habe ich mich noch bewußt vorsichtig ausgedrückt).

Wie gesagt, das war nur ein Affektausbruch. Der Mann kann durchaus gut denken und er kann durchdachte Begründungen abgeben. Hier trat eine vorübergehende Störung ein. Übrigens ging es in dem betreffenden Thread auch gar nicht um das, was ihn so erregte; ich jedenfalls hatte es nicht berührt. Ich hatte nur, aus anderen Gründen, seine Eignung als Moderator in Zweifel gezogen. In der weiteren Diskussion ging es dann aber kultivierter zu.

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Den nötigen Mut vorausgesetzt, kann man aber durchaus auch zu diesem Thema kontrovers diskutieren. So hat eine der ersten Feministinnen überhaupt, Moderata Fonte (1555-1592), die angebliche Vorrangigkeit des Weibes mit folgenden Worten begründet:

Denn sie [d.h. die Männer] entstanden aus unbelebter Erde, damit wir aus lebendigem Fleisch geschaffen wurden.

Demnach wäre der Mann nur eine Vorbereitung des lebendigen Menschen, eine Art Gußform, ein ewiger Neandertaler, der, vergleichbar den Haustieren, nicht verschwinden durfte, um der Krone der Schöpfung - das sind hier die Weiber - zu dienen.

Dieses Argument ist nicht schlecht. Es ist die - logisch durchaus mögliche - Umkehrung des bis dahin geläufigen Arguments, welches die Nachrangigkeit des Weibes mit der Abkunft aus einer Rippe (oder aus der Seite) des Mannes erklärt. Letzterem Argument zufolge ist das Weib die bedingt gelungene Kopie eines Originals; ein zweiter Aufguß, und daher zum Dienen bestimmt.

Stellen wir diese zwei Argumente vergleichshalber zusammen:

Das erste Argument, das feministische, ist eine Abwandlung der Versuchung, Steine in Brot zu verwandeln. Darauf beruht auch der Darwinismus: Das Höhere hat sich aus dem Niederen hochentwickelt. Der evolutive Impuls kommt demnach aus der Erdentiefe, von Ahriman.

Das zweite Argument, ich sage nur der Einfachheit halber: das theologische, entspricht - so behaupte ich - der anthroposophischen, also der christlichen Denkweise. Der evolutive Impuls kommt demnach aus Himmelshöhen, von Gott und den Hierarchien.

Wenn man das Weib als primär (oder primordial) setzen und gleichzeitig im anthroposophischen Denken verbleiben will, dann ist auch das vielleicht möglich, aber man kann es jedenfalls nicht so tun, wie Frau Fonte es tat.

Es können also diejenigen, welche das Weib als das Urbild und den Mann als Abbild betrachten, dennoch recht haben. Das sollte dann aber begründet vorgetragen werden. Versuche hat es ja gegeben, siehe meine Artikel "Warum noch Mann und Frau? Anthroposophische Geschlechterforschung" - Eine Kritik. 24-2-2011 und Feminismus in der anthroposophischen Bewegung. Dagmar Müller. (1-1-2012) Aber sie sind völlig unzureichend.

Wie ich im zuletzt verwiesenen Artikel gezeigt habe, erlag auch Steiner - stellenweise, nämlich in seiner "Philosophie der Freiheit" - dem feministischen Vorurteil. Das Thema ist also wirklich ein schwieriges!

Aber damit sei es an dieser Stelle genug, meinerseits. Die Kosmologie muß ich Vordergrund stehen. Solche Fragen, wie die hier angeschnittene, können letztlich nur aus der Kosmologie heraus beantwortet werden. Sonst bleibt es bei Gedanken- und Gesellschaftsspielen.

Gruß!
Thomas


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