Fragen zu "In der Spur des Ich-Bin" von Uwe Todt

Kosmogonie @, Samstag, 11. Juli 2020, 13:36 (vor 1477 Tagen)

Der Untertitel des von mir zu thematisierenden Buches lautet: "Aufzeichnungen, Reflexionen, Erlebnisse, Rückblicke 2011 bis 2018". Die Einführung schließt mit dem Satz:

So kann der Leser an der inneren Entwicklung eines anderen Menschen teilnehmen und - gemäß Rudolf Steiner - an dieser Teilnahme zu sich selbst erwachen.

Für mich als einem spirituell Strebenden ist das hoch interessant. Und da der Autor sich bereiterklärt hat, über einzelne Themen daraus mit mir in diesem Forum zu diskutieren, nehme ich ihn jetzt beim Wort.

Die vordringlichste Frage, die sich mir schon bald nach der Lektüre der Martinus-Bücher und dann immer mehr während unserer diesbezüglichen Auseinandersetzung gestellt hat, läßt sich so formulieren: Was nützt einem Menschen das Erwachen seines höheren Ich - oder das Erwachen im kosmischen Bewußtsein -, wenn dieser Mensch in der Folge kein größeres Wissen mitzuteilen hat als vorher?

Ich meine mit Wissen jetzt ein spirituelles Wissen oder ein solches, zu welches man auf gewöhnlichem Wege nicht kommen kann. Das kosmologische System von Martinus beruht in diesem Verständnis nicht auf spirituelles Wissen, denn es handelt sich um ein Gedankenbäude, das sich, die nötige philosophische Begabung vorausgesetzt, im Prinzip jeder Mensch ausdenken kann.

Ich will das, was ich mit spirituellem Wissen bezeichne, einmal positiv und an Beispielen charakterisieren.

  • Erkenntnisse über die ätherischen Bildekräfte z.B. in Pflanzen. Diese Bildekräfte erscheinen in Gesten und lassen sich zeichnen. Die Wahrnehmung von Elementarwesen kann hinzukommen, steht aber nicht unbedingt am Anfang. Ein Buch über die Bildekräfteforschung mit Darstellung von Methoden und Ergebnissen erschien z.B. von Dorian Schmidt unter dem Titel "Lebenskräfte - Bildekräfte. Methodische Grundlagen zur Erforschung des Lebendigen" (2010).
  • Geomantie oder Erkenntnisse über die lebendige Struktur der Erde; ihre Chakren, ihre kosmische Einstrahlungs- und Ausstrahlungsorte u.dgl.m. Ein bekannter Vertreter dieser Forschungsrichtung ist Marco Poga¢nik. Nach Meinung des letzteren bilden die Elementarwesen das Gehirn der Erde. (Nach Martinus wären es die Menschen.)
  • Erkenntnisse über Elementarwesen als solche. Es gibt sie nicht nur im engeren Sinne als Erde-, Wasser-, Luft- und Feuerwesen, sondern zum Beispiel als Hausgeister, Maschinengeister, Körperelementarwesen, menschgestaltige Wanderwesen, Gebietswesen; letztere in manchmal riesenhafter Gestalt. Derartige Erkenntnisse sind sehr umfassend dargestellt worden in den Flensburger Heften, Reihe Naturgeister, aber auch z.B. von Karsten Massei in seinem Buch "Schule der Elementarwesen".
  • Erkenntnisse über Wesen, die dem Menschen evolutiv vorausgegangen sind und somit in höheren Welten als der physischen Welt aufzufinden sind, angefangen mit den Engeln (Angeloi). Die reichste Fundgrube hierzu ist wohl das Werk von Steiner. Relativ systematische Darstellungen finden sich in "Die geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern und Naturreichen" (GA 136) und "Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt" (GA 110).
  • Erkenntnisse über Gesetzmäßigkeiten der menschlichen Reinkarnation sowie die Beschreibung von Reinkarnations-Ketten sei es der eigenen Person (neuerdings siehe Otto Jachmann: "Wer träumt von Alkibiades" [2007²]), sei es anderer, prominenter Persönlichkeiten (siehe Steiner, aber auch z.B. Otto Jachmann).
  • Erkenntnisse zur Kosmologie und zur Entstehung der Erde. Ich meine mit Erkenntnissen auch hier wirkliche Forschungsergebnisse, keine erdachten Systeme, in denen Vorgänge nach einem Schema ablaufen. Außer bei Steiner finden sich hierzu (nicht eigene, sondern mitgeteilte) Erkenntnisse in der "Atlantis"-Reihe von Andreas Delor.

Die Gewinnung von höheren Erkenntnissen ist, wie auch auf physischer Ebene, zunächst auf zweierlei Wegen möglich: Man kann ein Gebiet durch reine Beobachtung erkunden; man kann aber auch die dort anzutreffenden "Experten" befragen über Gebietsteile, die sich nicht direkt beobachten lassen. Letzteres geschieht durch Inspiration (im Steinerschen Sinne). Und drittens kann man Erkenntnisse gewinnen durch Rückblick in frühere eigene Inkarnationen, wo man in natürlichem Austausch mit geistigen Welten und Wesen gestanden hat.

Die oben beispielhaft aufgelisteten Erkenntnisse haben alle einen auch praktischen Wert, und zwar nicht (nur) für einen selbst. So ermöglicht die Bildekräfteforschung eine Qualitätsfeststellung von Nahrungsmitteln. Die Elementarwesenforschung kommt den Elementarwesen zugute, ohne welche die lebendige Erde und wir Menschen nicht leben können, und ohne deren Wohlergehen wir alle Schaden nehmen müssen. Gleiches gilt für die Geomantie: Geomanten verstehen sich fast immer auch als Erd-Heiler.

Dagegen die persönliche Erleuchtung, das eigene Aufwachen im kosmischen Bewußtsein: Wem wird damit gedient außer einem selbst? Ein Beitrag zur Forschung ist das offenbar nicht.

Wie ich Ihren Aufzeichnungen entnehme, Herr Todt, leugnen Sie sowohl die reale Existenz der elementarischen und hierarchischen Wesen als auch die Existenz der Akasha-Chronik. Auf Einzelheiten will ich später anhand ihrer jeweiligen Aufzeichnungen in einzelnen Beiträgen eingehen.

Hier aber ging es um die grundsätzliche Frage: Wem anders als einem selbst kommt die Erleuchtung zugute? Was haben uns die Erleuchteten an echten Forschungsergebnissen - nicht an gedanklichen Konstruktionen - mitzuteilen?

Zu Kapitel 1: Persönliche Aufzeichnungen, Erlebnisse und Rückblicke (1)

Kosmogonie @, Sonntag, 12. Juli 2020, 15:07 (vor 1476 Tagen) @ Kosmogonie

Das Erwachen des Ich-Bin-Ich

Da das für Sie ein beglückendes Erlebnis war bzw. ist, kann ich Sie dazu nur beglückwünschen. Kennen Sie Menschen, für die das eine eher unangenehme Erfahrung war? Vielleicht läßt sich entfernt das Erlebnis dazu rechnen, das Tennessee Williams in seinen Memoiren beschreibt, obwohl es da nicht unmittelbar um das Ich-Erleben ging:

Wir nähern uns nun dem Ausbruch der schrecklichsten, um ein Haar zum Irrsinn führenden Krise meines jungen Lebens. Ich fürchte, das folgende wird nur schwer zu verstehen sein.

Es begann, als ich allein einen Boulevard in Paris entlangging. Ich will versuchen, dieses Erlebnis ein wenig näher zu beschreiben, da es für meine psychische Entwicklung von gravierender Bedeutung war. Ganz plötzlich ging mir auf, daß der Denkprozeß ein furchterregend komplexes Mysterium des menschlichen Lebens ist. Ich ging schneller und und immer schneller, als wolle ich diesem Gedanken entfliehen. Schon war er auf dem besten Wege, sich zur Phobie zu steigern. Während ich meinen Schritt immer mehr beschleunigte, brach mir der Schweiß aus, und mein Herz schlug immer heftiger, und als ich das Hotel ›Rochambeau‹, in dem unsere Gesellschaft abgestiegen war, erreichte, war ich nur noch das zitternde, schweißgebadete Wrack eines sehr jungen Mannes.

Diese Phobie beherrschte mich während des Aufenthalts in Europa mindestens einen Monat lang; es wurde schlimmer und schlimmer, bis ich wohl wirklich nahe daran war, darüber den Verstand zu verlieren.

Wir unternahmen eine herrliche Dampferfahrt den gewundenen Lauf des Rheins hinunter, bis nach Köln.
Tiefgrün bewaldete Hügel und Berge begleiteten den Fluß zu beiden Seiten, und viele von ihnen waren von mittelalterlichen, turmbewehrten Burgen gekrönt.
Obwohl ich auf dem besten Wege war, verrückt zu werden, nahm ich doch alles um mich herum wahr.
Die größte Touristenattraktion von Köln war der alte Dom, die schönste Kirche, die ich in meinem Leben gesehen habe, im gotischen Stil errichtet und dafür, daß der Bau unter preußischer Herrschaft vollendet wurde, bemerkenswert grazil und luftig konstruiert.

Meine Phobie hatte mittlerweile ihren Höhepunkt erreicht.
Wir betraten den Dom, dessen Inneres von wundersam farbigem Licht durchflutet war, das durch die großen Buntglasfenster einfiel.
Atemlos vor Panik kniete ich nieder, um zu beten.
Ich lag noch auf den Knien und betete, als unsere Gesellschaft bereits fortgegangen war.

Und dann geschah etwas Außerordentliches.
Lassen Sie mich vorausschicken, daß ich weder zu Wunder- noch zu Aberglaube neige. Doch das, was geschah, war ein Wunder, und zwar ein Wunder religiöser Natur - ich versichere Sie, daß ich mich hier nicht als Heiliger aufspielen will, wenn ich Ihnen davon erzähle. Mir war, als lege sich, leicht wie ein Hauch, eine Hand auf meinen Scheitel, und im Augenblick dieser Berührung schwand meine Phobie - als schmelze eine Schneeflocke -, obwohl sie doch wie ein zentnerschwerer Eisenblock auf mir gelastet hatte.
Mit siebzehn Jahren zweifelte ich keinen Augenblick daran, daß die Hand des Herrn Jesus mich voll Erbarmen berührt und die Phobie von mir genommen habe, die mich in den Irrsinn zu treiben drohte.

Damit aber noch nicht genug:

Da ich gedacht hatte, ich sei durch das ›Wunder‹ im Kölner Dom für immer von ihr [der Phobie] befreit, war ich durch den neuen, wenn auch vergleichsweise milderen Anfall aufs äußerste beunruhigt.
An diesem Abend ging ich allein durch die Straßen von Amsterdam, und ein zweites ›Wunder‹ geschah und befreite mich von meiner Qual, und zwar durch ein kleines Gedicht, das in mir entstand. Es war kein gutes Gedicht, abgesehen vielleicht von den beiden letzten Zeilen, doch erlauben Sie mir, es hinzuschreiben, da ich es mühelos rekonstruieren kann:

Fremde ziehn an mir vorbei,
Ströme, die kein Ende nehmen.
Ihrer Schritte Einerlei
nimmt die Furcht mir, stillt mein Sehnen.
Seh in abertausend Augen,
die der Fremden, die da strömen,
ihre Seufzer, ihr Gelächter
kühlt mein tiefes, heißes Weh
wie den Funken löscht der Schnee.

Diese wenigen Strophen bergen die Erkentnnis, daß ich einer unter vielen von meinesgleichen bin - eine höchst bedeutsame Erkenntnis, vielleicht die bedeutsamste von allen, zumindest soweit es das Trachten nach seelischem Gleichgewicht angeht. Das Wissen darum, daß man ein Glied einer Vielzahl - der Menschheit - ist, mit ihren unendlich vielen Nöten und Bedürfnissen, Problemen und Emotionen, daß man kein Einzelwesen ist, sondern ein Geschöpf, nur eines, in der unendlich großen Menge seiner Mitgeschöpfe...ja, ich glaube wirklich, daß das die zur Zeit bedeutsamste Erkenntnis ist, die wir alle anstreben sollten [...] Und ich frage mich, ob besagte Erkenntnis nicht eine Folge, ja eine Art Steigerung jenes Erlebnisses war: erst die Berührung jener mystischen Hand, die sich auf ein gebeugtes, bekümmertes Haupt legte, und dann die liebevolle Belehrung der Veranschaulichung, daß dieses Haupt, ungeachtet der ihm innewohnenden, ihrer Klimax zustrebenden Krise immer noch zu einem Einzelwesengehörte, wenn auch einem Einzelwesen unter unendlich vielen anderen.

Was Sie als ihr Ich-Erwachen beschrieben haben, Herr Todt, scheint mir in gewisser Weise das Gegenteil eines Gemeinschaftserlebnisses zu sein. Was Tennessee Williams erlebte, war ein Christus-, also ein Gemeinschaftserlebnis. Kann ich daraus folgern, daß das, was Sie erlebt haben, ein luziferisches Erlebnis war? Luziferisches Erleben ist begleitet von Hochgefühl, christliches Erleben führt von Leiden zur Erlösung.

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Können sich die Erscheinungen aussprechen?

Seit einigen Tagen habe ich die Fähigkeit, eine innere Stille wahrzunehmen - ganz unabhängig vom äußeren Geräuschpegel. Es kann also z.B. laut sein, und ich kann trotzdem die innere Stille wahrnehmen. [...]

Ich entsinne mich schwach der weit zurückliegenden Lektüre eines Buches von Paul Brunton, in dem er immer wieder auf die innere Stille zu sprechen kommt, deren dauerhafte Erfahrung er wohl als höchstes Ziel angesehen hat. Er beschreibt in diesem Buch (oder in einem seiner anderen?) die Begegnung mit indischen Meistern. - Nach Steiner ist die innere Stille Voraussetzung der Inspirations-Erkenntnis, also des Dialogs mit astralen/geistigen Wesenheiten, und zu diesem Zweck wird sie auch herbeigeführt. Eine Stille um ihrer selbst willen scheint eine Besonderheit orientalischer Kulturen zu sein. - In Ihrem Falle: Folgen aus der von Ihnen erlebten Stille neuartige Erkenntnisse?

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Wenn man sich des eigenen geistigen Feldes bewusst ist, kann man geistig wahrnehmen.

Ich denke, dass in den westlichen Ländern etwa 15 % der Bevölkerung inzwischen geistig wahrnimmt. [...] Sie wissen aber nicht, dass sie geistig wahrnehmen [...]

Was nehmen sie denn konkret wahr? Kann man überhaupt wahrnehmen, ohne davon zu wissen? Oder handelt es sich gar nicht um Wahrnehmung, sondern um eine Verschiebung des Wertfühlens?

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Übersinnliche Wahrnehmungen entstehen aus den Erinnerungen

Es gibt Menschen, die können einen Gegenstand betrachten und dann Aussagen zu dem Gegenstand machen, zum Beispiel: Dieser Gegenstand hat vorher dem und dem gehört. Oder: In diesem Raum hat sich das und das abgespielt.

Wahrnehmungen werden vor dem Hintergrund von Erinnerungen gesehen. [...] Wir bilden unsere Wahrnehmungen aus einem kosmischen Feld, in dem alles mit allem verknüpft ist. Wahrnehmungen können uns darum auch zu Erinnerungen führen, die garnicht zu uns gehören, denn alles, was einmal mit dem Wahrgenommenen verbunden war, bleibt geistig mit ihm verbunden. [...]

Ich glaube nicht, daß es einen objektiven Äther (als Grundlage des Ätherleibes) gibt oder eine objektive Astralwelt, so wie Steiner sie beschreibt. Es sind m.E. persönliche Schöpfungen [...]

Die Ableitung von Wahrnehmungen aus Erinnerungen ist mir als Gedanke neu, und sie leuchtet mir auch nicht ein, bis jetzt jedenfalls. - Mit Ihrer Leugnung der Lebens- und der Astralwelt, "so wie Steiner sie beschreibt", leugnen Sie einen fundamentalen Bestandteil seines Weltbildes. Vielleicht haben Sie ja recht. Aber ich habe keine Erfahrungen, die mir das nahebringen könnten.

Hiermit will ich vorerst schließen. Weitere Fragen später.

Gruß, Thomas Lentze

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Nachtrag 13-7-2020:

Zur Frage der Eigenexistenz einer ätherischen und astralischen Welt muß ich meinen Standpunkt revidieren. Und zwar erstens wegen einer Äußerung von V.Tomberg zum "Kollektiven Unbewußten" im Sinne von C.G.Jung. Tomberg meint, dieses sogenannte Kollektive Unbewußte existiere ingestalt von Inkarnations-Erinnerungen; daher sei die Annahme dieses Unbewußten als ein selbständig Seiendes unnötig. - Zweitens, indiekt, wegen der durch Leibniz erneuerten Raum-Auffassung. Leibniz behauptete entgegen Newton - der den Raum als einen Behälter sah, welche auch ohne Inhalt existieren könne -, daß Raum nur im Nebeneinander von Dingen existieren würde und es ohne sie auch keinen Raum geben würde. Dies ist zur heute herrschenden Anschauung geworden.

Insofern kann man natürlich sagen, daß es keine Äther- und keine Astralwelt geben würde, wenn es keine Wesen gäbe, welche sie im Bewußtsein hätten. Ebenso, daß es keine Akasha-Chronik geben würde, wenn es keine Wesen mit Erinnerung gäbe. - So ganz sicher bin ich mir aber trotzdem nicht. Es werden doch zuweilen Dinge entdeckt, von denen kein Mensch bis dahin etwas gewußt hatte. Sind die im Moment ihrer Wahrnehmung durch Menschen (oder andere angenommene Wesen) erst geschaffen worden, samt aller Merkmale, die von ihrer Gewordenheit Zeugnis ablegen?

Fragen zu Kapitel 1: Persönliche Aufzeichnungen, Erlebnisse und Rückblicke (1)

Uwe Todt, Mittwoch, 15. Juli 2020, 01:52 (vor 1473 Tagen) @ Kosmogonie

War mein Ich-Erwachen das Gegenteil eines Gemeinschaftserlebnisses und ein luziferisches Erlebnis?

Was Sie als ihr Ich-Erwachen beschrieben haben, Herr Todt, scheint mir in gewisser Weise das Gegenteil eines Gemeinschaftserlebnisses zu sein. Was Tennessee Williams erlebte, war ein Christus-, also ein Gemeinschaftserlebnis. Kann ich daraus folgern, daß das, was Sie erlebt haben, ein luziferisches Erlebnis war? Luziferisches Erleben ist begleitet von Hochgefühl, christliches Erleben führt von Leiden zur Erlösung.

Das Ich selbst, das ich wahrnahm und jetzt willkürlich wahrnehmen kann, hat nichts Luziferisches an sich. denn ich nehme mein reines Bewusstsein wahr. Das war beim ersten Mal ein Moment, wie ich ihn noch nie erlebt hatte, obwohl das Erleben mir näher war und ist als meine Nasenspitze. Doch dann machte sich sofort meine damals noch sehr stark überwiegend luziferische Natur geltend und tauchte das Erleben in ein luziferisches Element. Trotz aller Mühe konnte ich es nicht erneut aufrufen. Es trat aber unerwartet immer mal wieder auf.
Ich schätze heute meine damalige Verfassung so ein: 80% luziferisch, 4% ahrimanisch und 16% christlich. Die 16 christlichen Prozente konnten das Erlebnis hervorrufen, aber nur, wenn die 84 luziferisch-ahrimanischen Prozente nicht wirkten. Das konnte nur dann geschehen, wenn ich gar nicht an das Ich-Erlebnis dachte und möglicherweise eine besondere mir unbekannte Konstellation vorlag.

Ich bin heute der Meinung, dass sich mit der Geschlechtertrennung als sich die Menschen in weibliche und männliche Wesen spalteten, sich auch die mit der Erde verbundenen höheren Wesen des Weisheitsreiches, der göttlichen Welt und des Gedächtnisreiches in luziferische und ahrimanische Wesen spalteten – aber nicht nach dem Geschlecht, sondern nach dem Licht und der Finsternis –, denn sie gehen auch durch eine Finsternisperiode. Mit den aus der Vergangenheit mitgebrachten 16 christlichen Prozenten hatte ich die Spaltung überwunden und Licht und Finsternis ineinander verwoben.
Als nach mehreren Jahrzehnten das beschriebene Erlebnis in der Schweiz auftrat, war ich ein Stück gereift und hatte mir einen größeren Anteil der Finsternis eingegliedert und mit dem Licht verwoben. Das kommt in meinen Worten zum Ausdruck: „Ein Gefühl von Kraft und Sicherheit durchströmte mich.“ Deshalb konnte ich das Erleben in sich abschwächender Form drei Tage halten.

Die Ich-Bin Erfahrung isoliert mich nicht von den anderen Menschen, sondern im Gegenteil, sie bringt mich ihnen näher. Das habe ich in dem Abschnitt Unser Heizungsmonteur und das Ich-Bin auf Seite 62 beschrieben.

Heute kann ich meine Ich-Bin-Erfahrungen um einen weiteren Abschnitt ergänzen. Am 6. Dezember 2019 notierte ich mir:
„Ich glaube, dass heute Morgen der entscheidende Durchbruch meines Lebens geschehen ist. Ich kann die vollkommene innere Stille bewusst aufrufen, so dass da keine Gedanken mehr sind, ich aber ganz wach bin. Das ist nicht so, dass ich alle Gedanken zum Schweigen bringe, sondern ich rufe die Stille auf, die wie ein bewusster Gedanke ohne Inhalt ist. In dieser Stille entsteht sofort das Bewusstsein meines wahren Ichs. Dieses durchzieht meinen ganzen Körper mit Gefühlen von Seligkeit, Kraft, Sicherheit, Frieden und Liebe. In dieser Stille habe ich meine gymnastischen Übungen gemacht. Ich glaube, dass ich einmal rauskam, sie aber gleich wieder aufrufen konnte. Wenn ich bis jetzt (12 Uhr 22) aus der Stille herauskam, durch Gespräche mit Daniel z.B., habe ich sie danach sofort wieder aufrufen können. Als ich zu Doose fuhr, um die Hinterreifen auswechseln zu lassen, dachte ich, dass ich diese neue Fähigkeit nicht für eine Million Euro verkaufen würde, überhaupt für keinen Preis.“

Was ich erfahren habe, haben schon viele Menschen vor mir erfahren: Die Einheit meines Ichs mit dem Geist der Welt.
Zwei Tage später notierte ich mir:
„Aurobindo beschreibt, wie er die völlige Stille erreichte, indem er alle Gedanken gleichsam wegschlug, ehe sie seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen. Nach drei Tagen hatte er dann die völlige Bewusstseinsleere erreicht. Das ist der alte vorchristliche Weg. Die Stille ist ohne Ichsubstanz, nur göttliche Substanz. Durch Christus kam die Ichsubstanz. Diese ist vollkommene Stille, denn sie ist transzendent. Sie ist aber zugleich mein eigenes Ich, das mit dem göttlichen Ich verbunden ist. Daher die Verwandlung der Körperempfindungen, die ich oben beschrieben habe.
Heute geht es wieder leichter mit dem Aufrufen der Stille. Es gibt ja sicherlich weltweit inzwischen viele Menschen, die diese Ichsubstanz aufrufen können oder ständig mit ihr leben. Ich denke, dass mein Überbewusstsein sich mit diesen Menschen verbindet und von diesen Menschen gestützt wird, von denen jeder seinen eigenen Weg gegangen ist, um zu dieser stillen Ichsubstanz zu kommen. Diese verschiedenen Wege vernetzen sich untereinander und erleichtern sich gegenseitig das Aufrechterhalten der Ichsubstanz. Mein Weg erleichtert auch wieder den anderen ihren Weg.“

Nochmals zwei Tage später, am 10.12. notierte ich:
„Gestern Abend fiel mir auf, dass seit meinem ersten Ich-Erleben 66 Jahre vergangen sind. Wenn das im April 1953 war, dann war ich damals in meinem 18. Lebensjahr, wie ich in meinem letzten Buch geschrieben hatte.
Nach 33 Jahren und 4 Monaten hatte dieser Impuls so viel an Kraft gewonnen, dass ich ihn 3 Tage in allmählicher Abschwächung halten konnte. Das war im August 1986. (…)
Nach weiteren 33 ein Drittel Jahren komme ich zum 6. Dezember 2019. Jetzt konnte sich das transzendente Bewusstsein dauerhaft in mir verwurzeln. Es ist zusätzlich da. Mitten in der Welt bin ich und habe gleichzeitig ein transzendentes Bewusstsein, das nur mir (und Gott) gehört. Das wird mich schrittweise völlig verwandeln. Vor allem im nächsten Leben. Als ich heute in der Stadt war, merkte ich, wie sich mir ungewollt Gedanken-Wahrnehmungen von den Menschen bildeten, denen ich begegnete, die mir etwas über diese Menschen mitteilten.“

Rudolf Steiner sagte zum 33-Jahre-Rhythmus in seiner verklausulierten Sprache:
„Denn alle Dinge im geschichtlichen Werden erstehen nach dreiunddreißig Jahren in verwandelter Gestalt aus dem Grabe, durch eine Gewalt, die zusammenhängt mit dem Heiligsten und Erlösendsten, das die Menschheit durch das Mysterium von Golgatha bekommen hat. (...) Werde man sich bewusst, daß eine Generation zu der nachfolgenden so hinzuschauen hat, daß sie zu gedenken hat: Im Weihnachtssterne lehre ich dich pflanzen in deiner Seele als Geburt dasjenige, was auferstehen wird im Ostersterne nach dreiunddreißig Jahren. Weiß ich diesen Zusammenhang zwischen dieser und der folgenden Generation, dann habe ich gewonnen - so kann sich jeder sagen - einen Impuls in aller Arbeit, der hinausreicht über den Tag." (Lit.: GA 180, Vortrag vom 23.12.1917).


Welche Bedeutung hat die innere Stille?

Folgen aus der von Ihnen erlebten Stille neuartige Erkenntnisse?

Wie Sie wissen, hat Steiner des Öfteren über die platonische und die aristotelische Geistesströmung gesprochen und für das Ende des 20. Jahrhunderts ein Zusammenwirken der platonischen und der aristotelischen Geistesströmung erwartet, die anscheinend gar nicht stattfand oder doch? Wenn man den Begriff der platonischen Geistesströmung weit genug fasst, dann hat es jedenfalls ein starkes Einwirken dieser Strömung gegeben und gibt es immer noch. Nach Steiner war Plato einer der Letzten, die noch in die Mysterien eingeweiht worden waren. Die Mysterieneinweihungen sind vom Osten nach dem Westen gewandert. Der Osten ist immer noch seinem Geiste nach überwiegend platonisch gestimmt und der Westen überwiegend aristotelisch. In den östlichen Strömungen des Buddhismus, Hinduismus oder Yoga kann man ein Wirken der platonischen Geistesströmung sehen, sogar in den sanften chinesischen Bewegungs- und Verteidigungssystemen wie Tai Chi oder Chi Gong. Es geht immer darum, den eigenen Geist zu verwandeln.
Für mein Erleben ist die Martinus-Kosmologie die Wiedergeburt der platonischen Geistesströmung im Westen.

Eine Frage, wie Sie sie oben gestellt haben, wird nur ein Aristoteliker stellen, dem es um die Erscheinungen geht und nicht um die Verwandlung des eigenen Wesens, ohne die höhere Erkenntnisse nicht möglich sind, denn für den echten Platoniker sind die höheren Erkenntnisse nur ein Nebenergebnis.
Ich habe mich natürlich gefragt, was ich denn jetzt eigentlich bin, denn ich fühle mich in beiden Strömungen zu Hause. Mein Ergebnis ist, dass ich nach meinem wahrscheinlichen Durchgang durch östliche und westliche Inkarnationen zu geschätzt 55% Platoniker und 45% Aristoteliker bin.

Jetzt meine Antwort auf Ihre Frage:
Es gibt angehörte oder angelesene Erkenntnisse, und es gibt erfahrene Erkenntnisse. Ich strebe durch meinen starken platonischen Seelenanteil danach, Erkenntnisse, die ich bereits lesend oder hörend aufgenommen habe, auch zu erfahren. Auf diesem Weg bin ich durch das Erleben der Stille ein ganzes Stück weiter gekommen. Neuartige Erkenntnisse habe ich nicht gewonnen.


Kann man überhaupt wahrnehmen, ohne davon zu wissen?

Was nehmen sie denn konkret wahr? Kann man überhaupt wahrnehmen, ohne davon zu wissen? Oder handelt es sich gar nicht um Wahrnehmung, sondern um eine Verschiebung des Wertfühlens?

Wir nehmen ja in jedem Moment sehr viel mehr wahr als in unser Bewusstsein fällt. In unser Bewusstsein fällt nur das, worauf wir bewusst oder unbewusst unsere Aufmerksamkeit richten. Weil unsere materialistische Zeitkultur die subtilen höheren Wahrnehmungen gerne leugnet, ist es sehr viel schwieriger, auf sie aufmerksam zu werden als auf allgemein anerkannte Phänomene.

Intuitions-Erkenntnis

Kosmogonie @, Mittwoch, 15. Juli 2020, 10:27 (vor 1473 Tagen) @ Uwe Todt

Lieber Herr Todt, vielen Dank für die Wiedergabe Ihrer persönlichen Aufzeichnungen inbezug auf die Entwicklung Ihres Ich-Erwachens. Für mich - und sicher auch für andere Leser - sind sie wertvoll. Aber als denkender Mensch kann ich mich damit natürlich nicht begnügen.

Aus Ihren Ausführungen will ich zwei in etwa gleichlautende Bemerkungen kommentieren, nämlich:

Eine Frage, wie Sie sie oben gestellt haben ["Folgen aus der von Ihnen erlebten Stille neuartige Erkenntnisse?", T.L.], wird nur ein Aristoteliker stellen, dem es um die Erscheinungen geht und nicht um die Verwandlung des eigenen Wesens, ohne die höhere Erkenntnisse nicht möglich sind, denn für den echten Platoniker sind die höheren Erkenntnisse nur ein Nebenergebnis.

und:

Neuartige Erkenntnisse habe ich nicht gewonnen.

Nach Steiner, dem frühen Steiner zumindest, sollte der Weg zu höheren Erkenntnissen mit der Erlangung der Imagination beginnen, zur Inspiration weiterschreiten und erst zuletzt in die Intuition einmünden. Diese Abfolge ist nicht zwingend, aber empfehlenswert, weil am sichersten. Imagnation ist demnach noch keine wirkliche höhere Erkenntnis, aber ein Berührtwerden, worauf der Ätherleib entsprechende Bilder herstellt, die erst zu deuten sind. Inspiration ist bereits intimes Gespräch mit höheren Wesen, und mit der Intuition geht man in höhere Wesen so hinein, daß deren Wahrnehmung zur Eigenwahrnehmung wird.

So besehen ist Intuition die "höchste" oder auch tiefstgehende Erkenntnisart. Aber sie ist nicht zugleich die weiteste. Die weitesten Erkenntnisse, oder die Voraussetzung hierfür, werden wohl durch die Imagination gewonnen. Dagegen verstehe ich die Intuition mehr als eine Nadelspitze, oder als die Spitze einer Pyramide, deren Basis die Imagination darstellt, und Zwischenbereiche der Inspiration entsprechen. Mit der Zeit kann aber auch die "Spitze" breit werden. Soweit meine Modellvorstellung der Erkenntnistypen.

Die erste Intuition, die bereits jeder Mensch hat, so Steiner, ist das Ich-Bewußtsein. Bei Ihnen, Herr Todt, ist das gesteigert zu einer echten, d.h. "höheren" Intuitions-Erkenntnis. Aber es ist "nur" Ihr eigenes ewiges Ich, aus dem Sie herausschauen. Daher haben Sie auch keine neuen Erkenntnisse, außer andeutungsweise, wie Sie schreiben:

Als ich heute in der Stadt war, merkte ich, wie sich mir ungewollt Gedanken-Wahrnehmungen von den Menschen bildeten, denen ich begegnete, die mir etwas über diese Menschen mitteilten.

Solange diese Menschen ihrerseits nicht hoch entwickelt sind, werden Sie, so vermute ich, auch keine höheren Erkenntnisse gewinnen. Dazu müßten Sie in das Ich zumindest von Engeln hineingehen.

Aber in diesem "ungewollt" sehe ich eine Gefahr, denn Ihnen könnte passieren, was auch dem Martinus passiert ist, wie Sie es auf Seiten 51-53 Ihrer Martinus-Biografie beschreiben. Er hatte nämlich nicht gleich die Kontrolle über seine Intuitions-Fähigkeit. Übrigens hatte auch Tomberg für eine gewisse Zeit das Problem, seine höhere Wahrnehmung nicht kontrollieren zu können. Das scheint aber die Inspiration betroffen zu haben.

Sie schrieben, wie oben zitiert, von der "Verwandlung des eigenen Wesens, ohne die höhere Erkenntnisse nicht möglich sind". Wie mir scheint, machen Sie den Fehler, die nötige Wesensverwandlung gleichzusetzen mit der - reduzierten - Intuitionserkenntnis, also dem vollständigen Ich-Erwachen. Die Verwandlung muß aber schon viel früher einsetzen, auch um die erwähnten Gefahren nach Möglichkeit zu vermeiden. Sie besteht z.B. in der erfolgreichen Anwendung der von Steiner beschriebenen Nebenübungen, etwa der Willens-Kontrolle.

Die andere Gefahr einer (zu) früh erlangten Intuitions-Erkenntnis könnte aber darin bestehen, daß man gar kein Bedürfnis mehr verspürt, zu einem wirklich Erkennenden, d.h. zu einem Aristoteliker zu werden. Was soll denn das sein, ein Aristoteliker, dem es "um die Erscheinungen geht und nicht um die Verwandlung des eigenen Wesens"? Selbst Gott kann sich nur an den Erscheinungen seiner selbst bewußt werden. Anderseits muß ein Aristoteliker, der als solcher ein breites Wissen anstrebt, selbstverständlich sich verwandeln, um durch Inspiration und durch Intuition dahin zu gelangen, die Erscheinungen im Gespräch mit höheren Wesen (Inspiration) bzw. unmittelbar aus diesen heraus (Intuition) zu erkennen. Und vermutlich beginnt der sicherste Weg mit der imaginativen Erkenntnis, d.h. durch Meditation Bilder im Ätherleib anzuregen und diese dann zu deuten.

Während meiner Teilnahme an einem Martinus-Kreis habe ich vernommen, daß Martinus ganz selbstverständlich mehr gewußt habe als Steiner, denn er sei ja dauerhaft in den X1-Zustand eingetaucht. Abgesehen davon, daß sich das Selbe auch inbezug auf Steiner behaupten läßt, scheint mir hier der Irrtum vorzuliegen, daß der Blick aus dem Ich-Bin heraus notwendig auf alles Erscheinende gleichzeitig gehen müsse. Der Blick, identisch mit einem Lichtstrahl, geht aber vielleicht nur durch ein ganz winziges Loch und erleuchtet nicht mehr als die eigene Individualität. Man hat den göttlichen Funken, ist aber nicht Gott, sondern von Gott, und erlebt dieses, aber mehr nicht.

Sie, Herr Todt, streiten ab, daß Ihr Ich-Erwachen ein luziferisches Erleben sei. Ich will das auch nicht behaupten; es war und bleibt aber meine Frage. Auch Luzifer ist ja ein sehr hohes Wesen, nämlich der Zwillingsbruder Christi. Luzifer hat wie Christus teil an der vollständigen Weisheit der Welt. Bei Luzifer fehlt ihr aber die Wärme; sie ist nur Licht und nichts als Licht, also kaltes Licht.

In diesem Zusammenhang ist es interessant, daß Martinus sich mit Krishnamurti verwandt fühlte. Über diesen lese ich in der Wikipedia:

Das Verhältnis zu seinen Schülern wurde oftmals als hart bezeichnet. Roland Vernon schreibt in seiner Biographie, Krishnamurti fehle normales menschliches Mitgefühl und Freundlichkeit. Er sei denen gegenüber, die er nicht auf seiner Ebene erachtete, intolerant und sogar verachtungsvoll aufgetreten. Mary Lutyens beschreibt Sitzungen mit Krishnamurti als gezieltes Verringern des eigenen Selbstvertrauens.

Wenn das zutrifft, dann paßt es auch, daß Krishnamurti dem Martinus bei ihrer einzigen Begegnung die kalte Schulter zeigte. (Siehe Seite 201 in Ihrer Martinus-Biografie.) Fast scheint es, als sei hier jemand seinem ungleichen Zwillingsbruder begegnet. Sicher war Martinus ganz vorwiegend christus-orientiert. Aber m.E. war er dennoch nicht ganz frei von luziferischen Illusionen, denn sonst hätte er seiner sechszylindrigen Weltmaschine nicht das Etikett "Drittes Testament" aufgeklebt.

Nach meinem Verständnis hat Tomberg vollgültig recht, wenn er schrieb (ich brachte an anderer Stelle ein langes Zitat), daß auch der höchstentwickelte Mensch immer nur einen winzigen Teil aus dem Buch des Lebens lesen kann und daß er sein Weltbild vervollständigt nach Maßgabe seines irdisch erworbenen Wissens.

Über die Erlangung höherer Erkenntnisse und insbesondere über die Veränderungen, die dabei im Menschen vor sich gehen, gibt es von Steiner einen ganz ausgezeichneten und gut lesbaren Zyklus, aus dem ich besonders den letzten Vortrag zur Lektüre dringend empfehle!

Thomas Lentze

Fragen zu "In der Spur des Ich-Bin" von Uwe Todt

Uwe Todt, Dienstag, 14. Juli 2020, 07:19 (vor 1474 Tagen) @ Kosmogonie

Hat Martinus kein höheres Wissen mitgeteilt?

Was nützt einem Menschen das Erwachen seines höheren Ich - oder das Erwachen im kosmischen Bewußtsein -, wenn dieser Mensch in der Folge kein größeres Wissen mitzuteilen hat als vorher?
Ich meine mit Wissen jetzt ein spirituelles Wissen oder ein solches, zu welches man auf gewöhnlichem Wege nicht kommen kann.

Martinus hat ja ein höheres Wissen mitgeteilt. Sie haben das aber als Gedankenkonstrukt abgetan, obwohl – wie ich Ihnen gezeigt habe – die von Rudolf Steiner aus seinen übersinnlichen Forschungen dargestellten Zusammenhänge sich mit dem Wissen von Martinus viel einfacher und schlüssiger erklären lassen und obwohl ich Sie auf Ausführungen in meinen Büchern hingewiesen habe, in denen Martinus seine übersinnnlichen Erfahrungen beschreibt.


Worum andelt es sich bei dem kosmologischen System von Martinus?

Das kosmologische System von Martinus beruht in diesem Verständnis nicht auf spirituelles Wissen, denn es handelt sich um ein Gedankenbäude, das sich, die nötige philosophische Begabung vorausgesetzt, im Prinzip jeder Mensch ausdenken kann.

Ich habe mehrfach versucht, Sie davon zu überzeugen, dass Martinus aus inneren Erfahrungen spricht. Es war nicht möglich. Ich beschränke mich darum hier darauf, Ihren obigen Satz so zu korrigieren: „Das kosmologische System von Martinus beruht in meinem Verständnis nicht auf …“


Über den Wert der höheren Erkenntnisse

Die oben beispielhaft aufgelisteten Erkenntnisse haben alle einen auch praktischen Wert, und zwar nicht (nur) für einen selbst. So ermöglicht die Bildekräfteforschung eine Qualitätsfeststellung von Nahrungsmitteln. Die Elementarwesenforschung kommt den Elementarwesen zugute, ohne welche die lebendige Erde und wir Menschen nicht leben können, und ohne deren Wohlergehen wir alle Schaden nehmen müssen. Gleiches gilt für die Geomantie: Geomanten verstehen sich fast immer auch als Erd-Heiler.

Das, was Sie dann als spirituelles Wissen anführen, lieber Herr Lentze, das weiß ich doch auch alles – bis auf die Elementarwesen, von denen Sie offensichtlich mehr gelesen haben als ich. Ich habe Ihnen doch persönlich geschrieben, wie intensiv, gründlich und lange ich die Anthroposophie studiert habe. Und ich hätte mich doch nicht 27 Jahre meines 45-jährigen Berufslebens für die Waldorfschulen und nebenbei auch noch für die biologisch-dynamische Landwirtschaft eingesetzt, auch für die anthroposophische Medizin, wenn ich den Wert von Steiners Erkenntnissen nicht zu schätzen wüsste.
Von den Elementarwesen wissen Sie vermutlich mehr als ich. Ich hatte auch angefangen, die Flensburger Hefte zu dem Thema zu studieren, fragte mich aber dann doch, ob das alles stimmt, weil ich weiß, dass frühere und andere gegenwärtige Kulturen sie ganz anders beschreiben. So hörte ich mit dem Lesen auf. Es sind Imaginationen, denen Wahrnehmungen zugrunde liegen, die bei anderen Menschen zu anderen Imaginationen führen, solange sich bestimmte Imaginationen noch nicht allgemein als Wahrnehmungsbeschreibung der Elementarwesen durchgesetzt haben.


Ich leugne nicht die Wahrnehmungen von Steiner sondern interpretiere sie anders

Wie ich Ihren Aufzeichnungen entnehme, Herr Todt, leugnen Sie sowohl die reale Existenz der elementarischen und hierarchischen Wesen als auch die Existenz der Akasha-Chronik. Auf Einzelheiten will ich später anhand ihrer jeweiligen Aufzeichnungen in einzelnen Beiträgen eingehen.

Da bin ich gespannt. Ich wüsste nicht, wo ich die Wahrnehmungen von Steiner leugne. Ich weiß nur, dass ich sie – nach Martinus – anders interpretiere.


Wem kommt die Erleuchtung zugute?

Hier aber ging es um die grundsätzliche Frage: Wem anders als einem selbst kommt die Erleuchtung zugute? Was haben uns die Erleuchteten an echten Forschungsergebnissen - nicht an gedanklichen Konstruktionen - mitzuteilen?

Ich sehe das nach meinem Verständnis von Martinus und nach der Quantenphysik so, dass wir Menschen ein gemeinsames Bewusstseinsfeld bilden. In dieses Bewusstseinsfeld fließt alles ein, was wir uns erarbeiten. Von der Liebe eines unbekannten alten Mütterchens bis zu den „echten Forschungsergebnissen“ eines Anthroposophen. Es verbindet sich mit denjenigen, die in die gleiche Richtung streben, inspiriert sie und stärkt sie. Der einsame Erleuchtete stärkt die anderen einsamen Erleuchteten, das Mütterchen stärkt die Liebe der anderen Mütterchen. Der Anthroposoph mit den echten Forschungsergebnissen stärkt die anderen Anthroposophen, die auch nach echten Forschungsergebnissen streben. Keiner arbeitet umsonst. Keinem muss man vorschreiben, wie er arbeiten soll, bzw. was richtig und was falsch ist. Jeder verhält sich seinem Karma gemäß und liegt damit richtig.

Schlüssigkeit als Beweisargument. - Elementarwesenforschung.

Kosmogonie @, Dienstag, 14. Juli 2020, 10:06 (vor 1474 Tagen) @ Uwe Todt

Sie haben das aber als Gedankenkonstrukt abgetan, obwohl – wie ich Ihnen gezeigt habe – die von Rudolf Steiner aus seinen übersinnlichen Forschungen dargestellten Zusammenhänge sich mit dem Wissen von Martinus viel einfacher und schlüssiger erklären lassen

Zusammenhänge, die sich viel einfacher und schlüssiger erklären lassen - darin sehe ich, was die Erforschung höherer Welten anbelangt, gerade kein gutes Beweisargument. Steiner, dem ich, wie Sie wissen, auch nicht in Allem folge, beschwerte sich gelegentlich, daß seine Hörer immer so einfache Erklärungen wollten, und betonte, daß die geistige Welt nun einmal kompliziert sei. Er brachte dann auch die sarkastisch gemeinte Anekdote von einem Herrscher (ich habe vergessen, um wen es sich handelt), der, nachdem er sich die Welt hatte erklären lassen, resigniert erwidert haben soll, er hätte die Welt einfacher gemacht, wenn man ihn gelassen hätte.

Für mich ist es geradezu ein (wenn auch nicht absolutes) Wahrheitskriterium für geistige Forschung, wenn Ergebnisse sich nicht mit unserem schlußfolgerndem Denken vereinbaren lassen. Und gerade in Bezug auf das Christusereignis gibt es den theologischen Satz: "Gerade weil es widersinnig ist, ist es wahr."

Mein Gesamteindruck von Martinus Weltbild ist der einer gut geölten und nicht im geringsten fehleranfälligen Maschine, in welcher alle Wesen nur (mit-)funktionieren und nicht anders können; ein wahrhaftes "Schicksalsrad" ohne Öffnung, aber mit Schmierung durch Glücksdrogen. Steiners wahrhaft christliches Weltbild unterscheidet sich davon radikal. Tomberg hat diesen Unterschied sehr gut herausgearbeitet; ich brauche das Zitat hier wohl nicht mehr zu wiederholen.

Ich habe den Eindruck, daß wir diesbezüglich unsere Positionen nunmehr abgeklärt haben, und daß es insoweit nichts hinzuzufügen gibt. Nur ein Gedanke noch, der mir zuletzt gekommen ist: Ob es sich bei Martinus' Weltmaschine nicht vielleicht um den Keimgedanken einer ahrimanischen Welt handelt, die ingestalt eines abgesonderten Planeten im Jupiter-Zustand Wirklichkeit werden wird. Wirklich nur ein Gedanke, ich will mich da nicht festlegen.

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Von den Elementarwesen wissen Sie vermutlich mehr als ich. Ich hatte auch angefangen, die Flensburger Hefte zu dem Thema zu studieren [...] Es sind Imaginationen, denen Wahrnehmungen zugrunde liegen, die bei anderen Menschen zu anderen Imaginationen führen, solange sich bestimmte Imaginationen noch nicht allgemein als Wahrnehmungsbeschreibung der Elementarwesen durchgesetzt haben.

Offensichtlich haben Sie da etwas radikal falsch verstanden. Frau Stael von Holstein gibt ausdrücklich an, daß sie kaum Imaginationen habe. Es kommen auch kaum bildliche Beschreibungen vor, und wenn, dann wird klar gesagt, daß die Wesen, sofern sie bildlich erscheinen, sich dem menschlichen Vorstellungsvermögen anpassen. Vielmehr handelt es sich um Gespräche, also ganz klar um Vorgänge der (bildlosen) Inspiration.

Diese Vorgänge finden mindestens auf der Astralebene statt. Die Wesen auf diesen Ebenen haben tatsächlich alle ein kosmisches Wissen oder können sich dieses bedarfsweise erschließen, weil dort eine Verbundenheit besteht, die im physischen Bewußtsein fehlt. Es handelt sich um die zu befragenden "Experten", von denen ich in meiner Erläuterung zur geistigen Forschung sprach.

Ich räume ein, daß diese "Experten" sich bisweilen uneinig sind. So äußert sich das Baumwesen des Kaffeebaumes abfällig über den Baumhirten des Kakaobaumes. (Beachten Sie den Unterschied zwischen Baumwesen und Baumhirten - schon bei einer Pflanze hat man es mit einer Vielzahl von beteiligten Wesen zu tun.) Ferner hat ein anderer Forscher, der als Gastautor seine Meinung äußern konnte, betont, daß er in gewissen Dingen zu völlig anderen Ergebnissen gekommen ist.

Ein Teil dieser Gespräche findet übrigens nicht mit Elementarwesen im engeren Sinne statt, sondern z.B. mit dem "Großen", einem michaelischen Wesen. Selbstverständlich ist auch (und gerade) hier die Forschungsmethode die der Inspiration, nicht der Imagination. Das universale Wissen, das diesem Geistwesen zur Verfügung steht, reicht sogar über die Trinität hinaus. Nur eben: Es ist nicht das Wissen, das man aufschreiben und in ein System bringen kann. Unsere Sprache läßt das gar nicht zu!

Entscheidend ist jedenfalls, daß die Welt immer nur gemäß den Taten dieser Wesen evoluiert. Und diese Taten können wir nicht vorhersagen.

Vielleicht kann ich das veranschaulichen anhand der Industrieprodukte. Im Nachhinein läßt sich leicht sagen, daß auf die Dampfmaschine als Antriebsmotor der Verbrennungsmotor folgen mußte, und dann der Elektromotor. Wer sich aber in die Technikgeschichte vertieft und die Biografie der maßgeblichen Erfinder liest, der kommt zu dem Schluß, daß alles auch ganz anders hätte verlaufen können, in sehr vielen verschiedenen Richtungen.

Inspiration im Sinne einer Forschungsmethode hieße, mit diesen Erfindern zu kommunizieren; Imagination hieße, sich die schon ausgeführten Erfindungen vorzustellen; und Intuition hieße, selbst zu erfinden. Könnte diese Ordnung derjenigen entsprechen, die Martinus anhand seiner Auflistung von X1, X2, X3 darstellt? Also: X1: das Ich des Erfinders (Intuition); X2: die Ausführung im Dialog mit dem auszuführenden Werk (Inspiration); X3: das fertig Ausgeführte und Abgestellte in Anschauung (Imagination).

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Ich sehe das nach meinem Verständnis von Martinus und nach der Quantenphysik so, dass wir Menschen ein gemeinsames Bewusstseinsfeld bilden. In dieses Bewusstseinsfeld fließt alles ein, was wir uns erarbeiten. Von der Liebe eines unbekannten alten Mütterchens bis zu den „echten Forschungsergebnissen“ eines Anthroposophen. Es verbindet sich mit denjenigen, die in die gleiche Richtung streben, inspiriert sie und stärkt sie.

Ein interessanter Gedanke, aber für mich vorerst sehr abstrakt.

Jeder verhält sich seinem Karma gemäß und liegt damit richtig.

Hier liegen wir wieder konträr. Ich bin der Meinung, jeder kann auch falsch liegen.

Martinus' Weltmaschine

Uwe Todt, Mittwoch, 15. Juli 2020, 20:36 (vor 1473 Tagen) @ Kosmogonie

Mein Gesamteindruck von Martinus Weltbild ist der einer gut geölten und nicht im geringsten fehleranfälligen Maschine, in welcher alle Wesen nur (mit-)funktionieren und nicht anders können; ein wahrhaftes "Schicksalsrad" ohne Öffnung, aber mit Schmierung durch Glücksdrogen. Steiners wahrhaft christliches Weltbild unterscheidet sich davon radikal. Tomberg hat diesen Unterschied sehr gut herausgearbeitet; ich brauche das Zitat hier wohl nicht mehr zu wiederholen.

Ich habe den Eindruck, daß wir diesbezüglich unsere Positionen nunmehr abgeklärt haben, und daß es insoweit nichts hinzuzufügen gibt. Nur ein Gedanke noch, der mir zuletzt gekommen ist: Ob es sich bei Martinus' Weltmaschine nicht vielleicht um den Keimgedanken einer ahrimanischen Welt handelt, die ingestalt eines abgesonderten Planeten im Jupiter-Zustand Wirklichkeit werden wird. Wirklich nur ein Gedanke, ich will mich da nicht festlegen.

Ihr Gesamteindruck von Martinus Weltbild ist so weit entfernt von dem, was ich in meinen Büchern geschrieben und Ihnen hier erklärt habe, dass ich unser Gespräch nicht fortsetzen möchte.

Wer wird denn gleich das Handtuch werfen?

Kosmogonie @, Freitag, 17. Juli 2020, 12:09 (vor 1471 Tagen) @ Uwe Todt

Lieber Herr Todt, dies ist keine Werbeplattform für Bücher und ihre Autoren, sondern ein Diskussionsforum. Dazu gehört auch die Kontroverse. Wenn wir alle den gleichen Standpunkt einnähmen, würde keine Auseinandersetzung zustandekommen, und also auch kein Erkenntnisgewinn.

Darum sollte es Sie nicht überraschen, daß ich in manchen, sogar in wesentlichen Punkten zu anderen Ergebnissen komme als Sie. Voraussetzung für mich war, daß ich Ihre Bücher gründlich gelesen und mich Ihrer bzw. Martinus' Weltsicht geöffnet habe. Umgekehrt habe ich den Eindruck, daß Sie auf meine Argumente nicht wirklich eingegangen sind, sie teilweise sogar ignorieren, und zur Entgegnung hauptsächlich nur wiederholen, was Sie bereits in Ihren Büchern geschrieben haben.

Ich hatte mir mehr erhofft. Nun, ich danke Ihnen trotzdem, daß Sie sich überhaupt auf meine Fragen eingelassen haben. Etwas Gewinn hat mir das schon gebracht, und den unbekannten Lesern hoffentlich auch. Falls Sie sich doch noch mal melden möchten, würde es mich freuen.

Meine besten Grüße und Wünsche für Sie!
Thomas Lentze
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Persönliche Aufzeichnungen, Erlebnisse und Rückblicke (2): Die Begegnung mit Sai Baba

Kosmogonie @, Montag, 27. Juli 2020, 16:57 (vor 1461 Tagen) @ Kosmogonie

Ich greife aus dem ersten Kapitel jetzt einen fast 20-seitigen Abschnitt heraus:

Rückblick auf Sai Baba (Seiten 43 bis 61).

Es handelt sich um einen sehr detaillierten, sehr anschaulichen Bericht eines Besuches im indischen Ashram, ursprünglich adressiert an einen Korrespondenten, sowie um eine rückblickende Kommentierung. Vor Allem um diese geht es mir.

Uwe Todt erklärt am Ende seiner Schilderung, daß damit eine tiefe Sehnsucht, "einen wahren geistigen Meister" kennenzulernen, sich mehr als erfüllt habe, er aber dennoch kein "Sai-Devotee" (Anhänger) werden würde. In einem Nachtrag revidiert er die letztere Aussage: er habe den Ashram noch zweimal besucht; zudem sei er in Deutschland einer Sai-Baba-Gruppe beigetreten, ja dort zum Gruppenleiter avanciert. In dieser Funktion habe er sich aber dem Umgang mit den Kritikern Sai Babas nicht gewachsen gefühlt und sich von seiner Aufgabe und und schließlich auch von der Gruppe zurückgezogen.

Rückblickend erklärt er nun, daß in Sai Baba sich seiner Ansicht nach "ein luziferisches Wesen aus einer höheren Hierarchie" verkörpert habe. Daß Derartiges in Indien geschehen würde, habe Steiner vorausgesagt. Er selbst, Uwe Todt, sehe in den luziferischen (und ebenso den ahrimanischen) Wesen aber nicht, wie Steiner, retardierte Wesen, sondern "normal fortschreitende" höhere Wesen, die, im Sinne des kosmologischen Systems von Martinus, parallel zum Menschen ihre Tierreich-Stufe durchlaufen, dies freilich auf einer höheren Spiral-Ebene. (Hier kommt die Idee der zyklischen Verschachtelung zur Anwendung.) Für diese gilt nach Uwe Todt:

Eine Geschlechtertrennung gibt es bei ihnen nicht, da sie sich nicht physisch vermehren und bereits doppelpolig [d.h. androgyn, T.L.] sind.

Gleichwohl hätten sie während ihrer Tierreich-(Unter-)Stufe kein kosmisches Bewußtsein, weshalb Sai Baba den Christus-Impuls nicht aufgenommen habe.

Meiner Meinung verstellt sich Uwe Todt hier durch seine Voreingenommenheit für die Martinus-Kosmologie den Weg zur angemessenen Einschätzung Sai Babas. Berichten zufolge, die ich für sehr glaubwürdig halte, war Sai Baba, ganz ungeachtet seiner spirituellen Reife und Ausstrahlungskraft, ein notorischer Trickbetrüger (er imponierte gewohnheitsmäßig durch vorgetäuschte Materialisierungen); vor Allem aber war er ein notorischer Päderast, der Anlaß gab zu zahlreichen Vorwürfen der sexuellen Belästigung an jungen Männern.

Ich will diese Vorwürfe nicht zu sehr hervorheben, zumal es gegenwärtig Mode ist, Männer im Nachhinein sexueller Mißbrauchshandlungen zu bezichtigen. Vielmehr erwähne ich sie, weil die körperlich ausgeübte Sexualität, auch wenn sie nicht der Fortpflanzung dient, einfach nicht zu einem höheres Wesen paßt, als welches der Autor den Sai Baba bezeichnet. Übrigens sind es (nach Steiner) keineswegs luziferische Wesen, welche zur Sinnlichkeit verführen; vielmehr sind es ahrimanischen Wesen, welche Begierden erwecken. Sie selbst aber haben keine derartigen Begierden, und darum müssen sie sich auch nicht in Menschen verkörpern.

Meiner vorläufigen Einschätzung nach handelte es sich bei Sai Baba um eine Persönlichkeit mit sehr menschlichen - also teilweise auch abstoßenden - Eigenschaften, die zugleich aber, wie es für einen Guru typisch ist, von einem luziferischen Wesen durchdrungen war; einem Wesen, das sich inkorporiert, keineswegs jedoch inkarniert hat! In diesem Falle hat es also auch keine Gewalt über die parasitierenden Doppelgänger des Menschen, in den es hineinwirkt.

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Im Weiteren gibt es mir zu bedenken, daß ein anthroposophisch sehr belesener Mensch überhaupt eine so ausgesprochene Sympathie, ja Devotion für einen heutigen indischen Guru entwickeln konnte. Man könnte ja meinen, als Anthroposoph sei man davor geschützt. In diesem Zusammenhang ist nun ein Abschnitt im Buch sehr aufschlußreich, der überschrieben ist mit:

Hans-Ulrich Rieker, Lama Anagarika Govinda und Novalis (aus einer Korrespondenz)

Der Autor erwähnt dort, daß er, bevor er zur Anthroposophie gekommen ist, bereits eine Yogaschulung mitgemacht hat, nämlich bei Hans-Ulrich Rieker. Als er dann Steiner las, wurde ihm klar, daß beide Wege nicht zu vereinbaren sind. Daraufhin entschied er sich für Steiner. Das ist merkwürdig auch insofern, als er von einem Traum berichtet, in welchem er beiden Persönlichkeiten, nämlich Rieker und Steiner, begegnete, und Steiner ihn aufforderte, zu Rieker zu gehen. Dieser Aufforderung folgte der Autor - im Traum - jedoch nicht.

In einem Nachtrag erwähnt Uwe Todt dann noch, daß er Steiners Ausstrahlung im Traum als eher unangenehm empfunden habe. Warum aber hat er sich dann doch so sehr mit der Anthroposophie befaßt? Jedenfalls erscheint mir nach dieser Vorgeschichte die Neigung des Autors, den Steiner ganz unerschrocken zu "korrigieren" - und zwar im Sinne des ebenfalls der indischen Spiritualität zugeneigten Martinus -, etwas verständlicher.

Sai Baba war gemäß der "Quelle" (s. Hasselmann/Schmolke) ein transpersonales Wesen

Kosmogonie @, Montag, 05. Oktober 2020, 21:46 (vor 1391 Tagen) @ Kosmogonie

In dem Buch "Weisheit der Seele" (12.Auflage 1995), das ich kürzlich lesen konnte, gibt die "Quelle" Auskunft über Sai Baba. (Seiten 392-398.) Demnach verkörperte sich in Sai Baba eine "Transpersonale Seele", das heißt eine ganze Seelenfamilie oder Kollektiv von etwa tausend Seelen. Einer solchen Transpersonalen Seele kann kein bestimmtes Seelenalter (also z.B. Alt 7) beigemessen werden, auch keine bestimmte "Matrix" (siehe den die "Quelle" betreffenden Artikel), wohl aber eine bestimmte Eigenart, die sich aus ihrer Zusammensetzung ergibt. Diese Seelenfamilie bestand demnach aus Heilern, Weisen und Künstlern.

Die "Quelle" hebt hervor, daß Sai Baba auch Angst oder Ängste kannte bzw. kennt (zur Abfassung der Sitzung lebte er noch), und daß er anderenfalls auch gar nicht in der Lage gewesen wäre, anderen Menschen (vorübergehend) ihre Angst zu nehmen.

Ich verstehe das, was hier mit Angst bezeichnet wird, als etwas, das sich auch in Zwängen oder überhaupt in charakterlichen Unvollkommenheiten äußern kann. Jedenfalls wird betont, daß Sai Baba entgegen dem Glauben vieler seiner Anhänger kein Gott gewesen sei und daß, wer ihn als solchen verehren würde, ihn falsch versteht. Vielmehr sei Liebe die angemessene Haltung angesichts einer Transpersonalen Seele. Näheres möge a.a.O. nachgelesen werden.

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