Matriarchaler Ursprung und patriarchaler Zielpunkt des Menschen

Kosmogonie @, Donnerstag, 28. Januar 2016, 21:59 (vor 3189 Tagen)
bearbeitet von Kosmogonie, Sonntag, 13. März 2016, 21:10

Der auferstandene Christus hatte keine Mutter. Allerdings hatte und hat er einen Vater, nämlich den himmlischen Vater (vgl. Markus 1,10-11; 9,7). Wenn wir in Christo auferstehen, werden auch wir keine Mütter mehr haben; wir werden uns gleichsam selbst gebären, so wie auch der auferstandene Christus gleichsam sich selbst gebar. Damit werden wir auch nicht mehr dem Tod unterworfen sein.

Wenn aber der in Christo auferstandene Mensch keine Mutter kennen wird, gilt dann auch die Umkehrung - daß nämlich der Urmensch (vor dem Sündenfall) keinen Vater kannte? Ich behaupte: Ja. Gemäß der Steinerschen Kosmologie gab es eine Zeit - sie lag vor der Erde-Mond-Trennung -, da der Mensch ungeteilt gebärfähig war, weil er die Fähigkeit der Selbstbefruchtung besaß; oder, noch ursprünglicher, weil er vom kosmischen Umkreis aus befruchtet wurde. Männer als Zeugungs-Spezialisten, die ihrerseits nicht mehr gebärfähig waren, traten erst mit oder nach der Erde-Mond-Trennung auf, da der Mond die befruchtenden Umkreiskräfte mit sich genommen hatte.

Der Urmensch der bezeichneten Art pflanzte sich also durch Selbstbefruchtung bzw. durch Parthenogenese fort. Er hatte, wie man annehmen darf, eine Art Urmutter, aber keinen Vater (es sei denn, wir gehen in der Betrachtung noch weiter zurück bis in die Anfänge der Kosmogonie).

Natürlich sind diese Aussagen, obwohl plausibel, alle nur hypothetisch. Es gibt aber eine biologische Parallele, an der sich das obige Modell verdeutlichen läßt: Je weiter wir im Komplexitätsgrad der tierischen Organismen zurückgehen, also die mutmaßliche Evolution zurückverfolgen, umso größer werden die Weibchen gegenüber den Männchen.

Gerade bei den Parasiten läßt sich das gut ersehen. Oft haben die Männchen über die Befruchtung hinaus kaum eine Funktion, ja gelegentlich werden sie danach von den Weibchen aufgefressen. Sehr wenig komplexe Tiere sind bisweilen sogar zwittrig, d.h. sie bringen keine gesonderten Männchen hervor. Umgekehrt fallen höhere Tiere durch ihre größeren und meist auch schöneren Männchen auf. Bei den Vögeln ist dies am schönsten zu erkennen. Man betrachte etwa einen männlichen Pfau! Unter den Raubtieren ist der Löwe ein schönes Beispiel. Zwar gibt es auch Ausnahmen, etwa ingestalt der Tüpfelhyäne. Bezeichnenderweise aber wird diese nicht gerade als ein edles Tier empfunden.


Was hat nun diese Entwicklung, soweit sie den Menschen betrifft, mit Christus zu tun? Die christliche Wahrheit - wenn es eine ist - kennt zwei zeitliche Eckpunkte:

  • den Sündenfall und
  • die Erlösung und Auferstehung.

Vor dem Sündenfall gab es den männlich-weiblichen, also zwittrigen Urmenschen. Nach der Auferstehung wird es wiederum keinen Geschlechter-Dimorphismus geben, wenn wir die entsprechende Aussage Jesu (Matth. 22,30) ernstnehmen. Warum aber gibt es den Geschlechter-Dimorphismus jetzt? Die Biologen sagen: "Die Evolution will es so, um die Diversität zu erhöhen." Offenbar figuriert hier "die Evolution" als ein willensbegabtes Wesen, eine Art Gottesersatz.

Vom christlichen Standpunkt aus schlage ich vor, die Fortpflanzung als eine zeitweilige Lösung, sozusagen eine Notlösung für den Sündenfall zu betrachten, denn mit diesem kam der Tod in die Welt. Es ist leicht einzusehen, daß ohne den Tod jede Fortpflanzung überflüssig ist. Dabei sind jedoch Stufen festzustellen. Es gibt, um wiederum die Parallele zu ziehen, Pflanzen, die sich durch Rhizome immer weiter ausbreiten. Im Grunde, d.h. ohne äußere Gewalteinwirkung, sind sie unsterblich. Dann gibt es die generative Fortpflanzung, zunächst durch Parthenogenese oder Klonung. Dabei sterben bereits Individuen, aber sie leben nahezu identisch in ihren Nachkommen weiter. Erst die zweigeschlechtige Fortpflanzung mit ihrer Individualisierung kennt den eigentlichen Tod.


Übertragen wir diese Entwicklung nun modellhaft auf den Menschen. Wenn im Alten Testament von sehr frühen Menschen die Rede ist, so fällt auf, daß sie, den Angaben nach, oft mehre Jahrhunderte alt wurden. Steiner behauptet nun, daß die Altersangabe auf einer Fehlinterpretation beruht: Die Menschen wurden nicht älter als heute, nur ging das Ich eines Menschen in diesem Falle direkt auf den Nachkommen über, und das über mehre Generationen hinweg. Folglich trugen sie auch denselben Namen - solange, bis echte Wiederverkörperungen auftraten, das heißt, daß die (unsterblichen) "Seelen" (oder "Iche") die unmittelbare Generationenfolge übersprangen, sich also erst in dritter oder vierter Generationen wieder verkörperten, oder, im Laufe der Evolution, in fremden Generationen-Ketten, die nicht mit der jeweils früheren verwandt sind. - Der letzte Schritt (Steiner stellt es nicht so dar, aber es ergibt sich) wäre erfolgt, wenn die unsterbliche Seele sich innerhalb keiner Generationen-Kette mehr verkörpert, also auf eine Geburt durch eine Mutter verzichtet, und sich, wie der auferstandene Christus, selber gebiert - als Auferstehungsleib. Dieser wird (geistig) gezeugt, aber durch keine Mutter geboren. Das "Hilfsmittel Mutter" ist obsolet geworden.

Ich stelle diesen Entwicklungsgang als Schrittfolge dar:

  • Fortpflanzung als vegetative Ausbreitung (vor der Erde-Mond-Trennung; keine individuelle Seele);
  • generative, aber noch eingeschlechtliche Fortpflanzung (Vererbung einer familiären Seele)
  • generative, zweigeschlechtliche Fortpflanzung (Inkarnation einer Seele unter Auslassung einzelner Generationen);
  • generative, zweigeschlechtliche Fortpflanzung (mit starker Individualisierung, aufnahmebereit für familienfremde Seelen);
  • Temporäre Erscheinung im Auferstehungsleib durch Selbsterschaffung und Selbstauflösung eines physischen Leibes.

Letzteren Schritt sollte man sich wiederum unterteilt denken. Als Christus der Maria Magdalena erschien, war er noch unvollkommen und wollte nicht berührt werden. Später konnte er vielen Menschen zugleich erscheinen, wurde aber auch dann nicht gleich erkannt. Zuletzt schien er seiner ursprünglichen Gestalt ähnlicher geworden zu sein. Falls dies zutrifft, so liesse sich vermuten, daß seine Vollmacht über den Leib gesteigert war. Damit wäre das Modell einer zukünftigen Evolution gezeichnet, das sich dann auf den zukünftigen Menschen im Allgemeinen, dem "Neuen Adam" nach Paulus, übertragen ließe.

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Dieses Modell gewinnt an Lebendigkeit und Wirklichkeit, wenn man das Antichristentum mit in Betracht zieht. Wenn wir Menschen grundsätzlich frei sind, dann können wir uns ja auch gegen die Evolution entscheiden, wie sie durch Christus ermöglicht wurde; ja wir können diese Evolution zu einer Wahnidee erklären. Das tun die Menschen, welche (nicht nur) ihresgleichen zu höheren Tieren erklären. Für sie besteht Evolution einzig im Anpassungsverhalten der Tiere.

Wenn eine Alternative frei gewählt werden kann, dann wird sie auch gewählt. Die Menschheit wird sich also spalten; sie wird divergieren in eine aufstrebende einerseits - und anderseits in eine neue Tierheit, die sich, wie die bisherige Tierheit, den Verhältnissen anpaßt und bereits Vorhandenes, etwa die Intelligenz, vielleicht verstärkt, aber nichts wirklich Neues hervorbringt, also nicht evoluiert. In der Sprache des Christen entspricht dies der Hölle. Sie bedeutet nicht, daß die dort existierenden Wesen mit sich unzufrieden sind oder in anderer Weise (etwa durch Folter) leiden, sondern, daß sie sich vom regulären Vorgang abgekoppelt haben und aus eigener Kraft nicht mehr evoluieren können. Sie zeichnen sich damit aus durch Gottferne. Denn Gott ist sozusagen der Motor der Evolution.

Das Antichristentum äußert sich in verschiedenen Formen der sogenannten politischen Religion. Der Islam ist eine solche. Der Staatsfeminismus ist eine andere. Letzterer will einen frühen Zustand, nämlich das Matriarchat irgendwie wieder herstellen, auch wenn seine Vertreter dies nicht so sagen. Vorgeblich geht es ihnen um "Geschlechtergerechtigkeit". Dieser Begriff ist allerdings widersinnig. Gerecht ist, was einem Wesen gerecht wird. Der Feminismus macht aber den Mann zu einer abhängigen Variable des Weibes; um Grunde leugnet er ihn. Sein Feindbild ist das Patriarchat nicht nur in seiner historischen, sondern vielmehr noch in seiner zukünftigen Gestalt.

Zum Vorwurf der Frauenfeindlichkeit

Kosmogonie @, Montag, 02. Mai 2016, 09:25 (vor 3095 Tagen) @ Kosmogonie
bearbeitet von Kosmogonie, Montag, 02. Mai 2016, 09:38

Meine Untersuchungen zur Stellung des Weibes im Kosmos haben manche Leser verleitet, zu behaupten, diese seien "frauenfeindlich".

Tatsächlich betrachte ich gegenwärtig das Weib als eine Art Defizitärform des Menschen (wie genau, das bitte ich nachzulesen). Aber es ist kurzschlüssig, diese Einschätzung mit Verachtung gleichzusetzen. Die Einschätzung eines Wesens hinsichtlich seiner hierarchischen Stellung einerseits, und seine persönliche Wertschätzung anderseits - das sind ganz verschiedene Dinge.

So wird, um ein Extrembeispiel zu nennen, kein Hundehalter behaupten, daß sein Hund Menschenwürde besitze. Aber den Hund deswegen zu verachten, ihn gar zu hassen, diese Behauptung würde er vehement zurückweisen. Tatsächlich bekennen manche Hundehalter, daß sie von Hunden mehr halten als von Menschen.

Den gleichen Eindruck kann man auch gewinnen, wenn man an Blumenliebhaber denkt, die ihre Pflanzen sorgfältigst pflegen, zu ihrer Pflege vielleicht sogar früher aufstehen, als sie es andernfalls täten; während sie ihre Angehörigen vernachlässigen.

Ja sogar Mineralien sind von höchster Wertschätzung nicht ausgenommen. Manch Einer würde zum Erwerb eines Diamanten mehr Geld ausgeben als zur Befreiung eines Verwandten aus der Geiselhaft. Dabei ist er sich bewußt, daß Mineralien den niedersten Rang in der Hierarchie des Geschaffenen einnehmen.

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Wenn der Vorwurf der Frauenfeindlichkeit aufgrund etwa von feminismuskritischen Untersuchungen auftritt, so beruht das in diesem Falle auf einer Entscheidung für Luzifer und gegen Christus.

Als Christus seinen Jüngern die Füße wusch, da mußte er sich zu ihnen herabbeugen. Aber sich beugen kann man nur aus einer Position der Höhe. Ein Hund, der einem die Füße ableckt und sich dazu natürlich nicht beugen muß, ist daher auch nicht demütig, sondern bloß anhänglich. Demgegenüber bestand die Demut Christi darin, daß er sich als Gott sah - "Ich und der Vater sind eins" - und sich als solcher herabbeugte. Das war ein für uns unerreichbarer Akt der Beugung!

Und Luzifer? Das war der Engel, der sein wollte wie Gott, weil er seine wahre hierarchische Position verkannt hat. Er beugte sich nicht, folglich wurde er gebeugt - und zwar heftig, das heißt, er wurde gestürzt. Das empfindet er als ungerecht. Anders gesagt, er hat daraus keine Lehre gezogen. (Ich spreche jetzt mehr vom Luziferischen als Prinzip. Als Wesen wurde Luzifer durch Christus gewandelt; im Einzelnen wirkt er weiterhin.)

Der Feminismus ist eine Bewegung derer, welche die hierarchische Position des Weibes ebenfalls verkennen. Das Weib sei demnach wie der Mann, jedoch ungerechterweise gebeugt, ja gestürzt worden. Eine Fußwaschung würden sie ablehnen, weil sie, ebenso wie Luzifer, den hierarchischen Unterschied leugnen.

Einem Luziferiker kann man grundsätzlich nicht die Füße waschen. Er würde das immer als "Herablassung", das heißt, als einen Akt der Verachtung oder gar der Verhöhnung sehen. Er kennt zwar die Haltung der Solidarität - mit seinesgleichen -, aber keine Liebe, weder als Erlebnis, und noch als Verhalten zu Anderen.

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Anthroposophen dürften ausnahmslos die Idee der Wiederverkörperung akzeptieren, und auch die Steinersche Aussage, daß wir uns des Ausgleichs halber abwechselnd als Mann und Weib verkörpern. Die menschliche Individualität wird also durch Feminismuskritik nicht berührt. Auch ich persönlich bin davon überzeugt, weibliche Verkörperungen hinter mir und vor mir zu haben. ;-)

Allerdings stellt sich auch die Frage nach der sozialen Gestaltung unter dem Gesichtspunkt der Feminismuskritik. Und da gilt für einen Anthroposophen ganz selbstverständlich: Jeder Mensch, wirklich jeder, soll sich so entfalten können, wie es seinen (sozialverträglichen) Anlagen entspricht.

Das ist grundsätzlich machbar auch dann, wenn gesetzliche Einschränkungen bestehen. In diesem Sinne habe ich früher bereits einmal geschrieben:

Hätte der frühreife Mozart eine "Erklärung der Kinderrechte" geschrieben und diese mit derart unverschämten Äußerungen gegen die Erwachsenen versehen wie Olympe de Gouges ihre "Erklärung der Frauenrechte" gegen die Männer, so wäre er zwar nicht, wie diese, geköpft worden. Wahrscheinlich aber hätte er sich in eine Auseinandersetzung hineinmanövriert, die ihn gehindert hätte, zu werden, was er geworden ist: Ein allseits geliebter, bewunderter und geförderter Künstler.

Die öffentlichen Auftritte des kindlichen Mozart wurden möglich, weil man die sicher auch damals geläufigen Beschränkungen durchbrach. Ebenso gibt es Ausnahmegenehmigungen für jugendliche Führerscheinbewerber, um nur ein weiteres Beispiel zu nennen. In diesem Sinne gibt es immer und überall individuelle Entscheidungen, welche die Rigidität von gesetzlichen Bestimmungen durchbrechen.

Der Feminismus schließt aber gerade die Individualisierung aus. Er ist eine "Befreiungs"-Religion im Namen einer luziferisch verstandenen kollektiven "Gerechtigkeit". Da es sich um eine Illusion handelt, tut er auch nichts Anderes, als eine wirklich gerechte Regelung durch eine andere Regelung zu ersetzen, durch welche die Menschen gleichgemacht werden und letztlich ihre Individualität und Freiheit einbüßen. Im Namen der Freiheit die Freiheit abschaffen, das ist das Wesen des Luziferischen.

Der Feminismus als solcher sei hier nicht diskutiert; dafür gibt es andere Foren. Hier steht der kosmologische Hintergrund zur Debatte.

Zum Vorwurf der Frauenfeindlichkeit

Bernhard, Dienstag, 03. Mai 2016, 08:45 (vor 3094 Tagen) @ Kosmogonie

Guten Morgen, Thomas!


Um Deine Darlegungen hinreichend zu verstehen, muss man eine Fähigkeit besitzen, die man - sofern nicht schon psycho-spirituell veranlagt - nur durch kontinuierliches Üben und Streben erlangen kann: Die Fähigkeit zum sinnlichkeitsfreien Denken. Da jedoch beim "normalen" Denken der meisten Menschen nicht einmal die wichtigsten Grundlagen hierzu vorhanden sind - Unvoreingenommenheit, Empathie und Opferbereitschaft -, erscheint Dein Vortrag hierbei als reines Wahngebilde, zusammenphantasiert aus allerlei Ressentiments, "Resten mittelalterlichen" Aberglaubens und unverarbeiteten persönlichen Traumata... -

Dass der klassische Wissenschaftsbetrieb selber seine eigenen Vorgaben bezüglich eines authentischen, grundsoliden und exakten Forschens schwer vernachlässigt und vom "normalen" Denken völlig vereinnahmt ist, das spiegelt sich symptomatisch wieder an deren "Kritik" gegen Deine Arbeit, die - nach meinem Ermessen - jeglicher Prüfung echter Wissenschaftlichkeit standhällt. -


Lieben Gruß!

Bernhard

Zum Vorwurf der Frauenfeindlichkeit

Kosmogonie @, Dienstag, 03. Mai 2016, 10:49 (vor 3094 Tagen) @ Bernhard
bearbeitet von Kosmogonie, Dienstag, 03. Mai 2016, 11:02

Guten Morgen ebenfalls!

Da jedoch beim "normalen" Denken der meisten Menschen nicht einmal die wichtigsten Grundlagen hierzu vorhanden sind - Unvoreingenommenheit, Empathie und Opferbereitschaft -, erscheint Dein Vortrag hierbei als reines Wahngebilde, zusammenphantasiert aus allerlei Ressentiments, "Resten mittelalterlichen" Aberglaubens und unverarbeiteten persönlichen Traumata...

Nun ja, bei diesem Thema sind natürlich immer auch Interessen im Spiel.

Es gibt Themen, die unsere persönlichen Interessen nicht berühren und die für die meisten Menschen darum auch langweilig sind, so etwa die Kosmologie. Geht es aber um Mann und Weib oder um Rassen, dann geht es auch um den Selbsterhalt. Ich sage dies in Hinblick auf die Möglichkeit einer politisch-rechtlichen Strafverfolgung. Nicht jeder ist bereit, sich mobben oder kreuzigen zu lassen. Selbst wenn also die Veranlagung für klares Denken durchaus vorhanden ist, dann kann es durch begründete Ängste vorübergehend außer Kraft gesetzt werden.

Hierfür ein Beispiel. In einem Thread des (seit Langem eingeschlafenen) fvn-rs-Forum findet sich dieser Affektausbruch des Moderators Guenter Kreidl:

Lieber Herr Lentze,

Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Wer auf seinen eigenen Webseiten die Unterlegenheit der Frau sowie von Menschen mit schwarzer Hautfarbe propagiert (und hier auch noch Links zu diesem Schwachsinn plaziert), ist entweder komplett "plemplem", oder -wenn er nicht verrückt ist - ein übler Hetzpropagandist (und da habe ich mich noch bewußt vorsichtig ausgedrückt).

Wie gesagt, das war nur ein Affektausbruch. Der Mann kann durchaus gut denken und er kann durchdachte Begründungen abgeben. Hier trat eine vorübergehende Störung ein. Übrigens ging es in dem betreffenden Thread auch gar nicht um das, was ihn so erregte; ich jedenfalls hatte es nicht berührt. Ich hatte nur, aus anderen Gründen, seine Eignung als Moderator in Zweifel gezogen. In der weiteren Diskussion ging es dann aber kultivierter zu.

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Den nötigen Mut vorausgesetzt, kann man aber durchaus auch zu diesem Thema kontrovers diskutieren. So hat eine der ersten Feministinnen überhaupt, Moderata Fonte (1555-1592), die angebliche Vorrangigkeit des Weibes mit folgenden Worten begründet:

Denn sie [d.h. die Männer] entstanden aus unbelebter Erde, damit wir aus lebendigem Fleisch geschaffen wurden.

Demnach wäre der Mann nur eine Vorbereitung des lebendigen Menschen, eine Art Gußform, ein ewiger Neandertaler, der, vergleichbar den Haustieren, nicht verschwinden durfte, um der Krone der Schöpfung - das sind hier die Weiber - zu dienen.

Dieses Argument ist nicht schlecht. Es ist die - logisch durchaus mögliche - Umkehrung des bis dahin geläufigen Arguments, welches die Nachrangigkeit des Weibes mit der Abkunft aus einer Rippe (oder aus der Seite) des Mannes erklärt. Letzterem Argument zufolge ist das Weib die bedingt gelungene Kopie eines Originals; ein zweiter Aufguß, und daher zum Dienen bestimmt.

Stellen wir diese zwei Argumente vergleichshalber zusammen:

  • Das Weib als ein verbesserter, verlebendigter oder höher entwickelter Mann (gemäß M.Fonte).
  • Das Weib als ein abgeleiteter Modus des Mannes, als mondhafte Spiegelung des Sonnenlichts (theologische Auffassung).

Das erste Argument, das feministische, ist eine Abwandlung der Versuchung, Steine in Brot zu verwandeln. Darauf beruht auch der Darwinismus: Das Höhere hat sich aus dem Niederen hochentwickelt. Der evolutive Impuls kommt demnach aus der Erdentiefe, von Ahriman.

Das zweite Argument, ich sage nur der Einfachheit halber: das theologische, entspricht - so behaupte ich - der anthroposophischen, also der christlichen Denkweise. Der evolutive Impuls kommt demnach aus Himmelshöhen, von Gott und den Hierarchien.

Wenn man das Weib als primär (oder primordial) setzen und gleichzeitig im anthroposophischen Denken verbleiben will, dann ist auch das vielleicht möglich, aber man kann es jedenfalls nicht so tun, wie Frau Fonte es tat.

Es können also diejenigen, welche das Weib als das Urbild und den Mann als Abbild betrachten, dennoch recht haben. Das sollte dann aber begründet vorgetragen werden. Versuche hat es ja gegeben, siehe meine Artikel "Warum noch Mann und Frau? Anthroposophische Geschlechterforschung" - Eine Kritik. 24-2-2011 und Feminismus in der anthroposophischen Bewegung. Dagmar Müller. (1-1-2012) Aber sie sind völlig unzureichend.

Wie ich im zuletzt verwiesenen Artikel gezeigt habe, erlag auch Steiner - stellenweise, nämlich in seiner "Philosophie der Freiheit" - dem feministischen Vorurteil. Das Thema ist also wirklich ein schwieriges!

Aber damit sei es an dieser Stelle genug, meinerseits. Die Kosmologie muß ich Vordergrund stehen. Solche Fragen, wie die hier angeschnittene, können letztlich nur aus der Kosmologie heraus beantwortet werden. Sonst bleibt es bei Gedanken- und Gesellschaftsspielen.

Gruß!
Thomas

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