Vampyrs Hilferuf

Bernhard, Dienstag, 07. Juni 2016, 21:55 (vor 3014 Tagen)

Wie die

blendwütige Sonne

ihren gleißenden Strahl

in mein müdes

Auge schlägt...


Wie ihr Donnergedröhn

trümmerheischend

mein schmerzzuckendes

Herz durchbebt... -


Nacht, dunkelschwere!

Hülle mich

in dein

schweigendes Nichts,

dass ich

an den Klippen

des lichttosenden Tags

nicht zerschelle!


Bernhard

Ahrimanisch-luziferisch inspirierte Lyrik?

Kosmogonie @, Mittwoch, 08. Juni 2016, 20:57 (vor 3013 Tagen) @ Bernhard

Vampyre sind parasitäre, bewußtseins-fliehende Wesen, also wohl ahrimanischer Natur. Hier treten sie - oder tritt er - in poetischer Gestalt auf, trägt also ein luziferisches Gewand. Formell kann man das als gelungen bezeichnen, aber es hat die Wirkung - und letztlich wohl die Absicht - der zweiten Versuchung, wie sie an Jesus in der Wüste herangetreten ist: Die lustvolle Hingabe an die Mächte der Tiefe durch das Zusammenwirken Luzifers mit Ahriman. Und Jesus hat widerstanden. Jeder Christ wird widerstehen wollen.

Da stellt sich mir natürlich die Frage: Was willst du bezwecken, wenn du diese Lyrik hier veröffentlichst?

Gruß
Thomas
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Ahrimanisch-luziferisch inspirierte Lyrik?

Bernhard, Mittwoch, 08. Juni 2016, 23:17 (vor 3013 Tagen) @ Kosmogonie

Guten Abend, Thomas!


Erst mal vielen Dank für Deine bemerkenswerte, exakt den Punkt treffende Interpretation!

Wie die meisten meiner Gedichte ist auch dieses spontan entstanden.

Da mir selber die Tiefe seines Sinngehalt zunächst nicht wirklich klar war, mag in der Tat darauf hindeuten, dass dieses Gedicht inspiriert ist. - Dass Du es richtig auslegst, hatte ich erwartet - wie überhaupt meine spontanen Gedichte bislang nur von spirituellen Geistern durchschaut und richtig ausgelegt werden. -

Einen "Zweck" verfolge ich mit meinem Gedicht in diesem Forum keineswegs; das hieße im Regen den Garten gießen. Ich wollte mit dem künstlerischen Mittel der Lyrik darlegen, dass ich mich nicht scheue, auch einmal dem Finsterniswesen Vampyr empathisch zu begegnen und innerlich mitzuerleiden, was er empfindet, wenn er durch die Sonnen-Lichtgewalt des Christusgeistes in tödliche Bedrängnis gerät...

Selbstverständlich akzeptiere ich es, wenn Du das Gedicht löschen und ausschließlich das sachlich formulierte konkrete Thema beibehalten möchtest. Trotzdem hoffe ich, dass
es nicht nur gefällt, sondern auch zur Diskussion anregt.


Gute Nacht!

Bernhard

Ahrimanisch-luziferisch inspirierte Lyrik?

Kosmogonie @, Donnerstag, 09. Juni 2016, 07:34 (vor 3013 Tagen) @ Bernhard

Guten Morgen, Bernhard!

Ich wollte mit dem künstlerischen Mittel der Lyrik darlegen, dass ich mich nicht scheue, auch einmal dem Finsterniswesen Vampyr empathisch zu begegnen und innerlich mitzuerleiden, was er empfindet, wenn er durch die Sonnen-Lichtgewalt des Christusgeistes in tödliche Bedrängnis gerät...

Das halte ich aber für gefährlich, im Prinzip jedenfalls. Es handelt sich ja bei diesen Wesen um Christusgegner. Etwas Anderes ist es, mit einem bloß tief gefallenen, aber erlösungswilligen Menschen, einem Verbrecher, mitzuleiden. Aber auch dazu muß man gefestigt sein. Das Böse hat nämlich eine Sogwirkung.

Es gab dazu mal eine Diskussion zwischen Tomberg-Gegnern, also Steinerianern, und Tomberg-Apologeten. Nach Tomberg ist das (Ur-)Böse unerkennbar, denn dazu bräuchte es der Intuition, und die bedeutet Vereinigung in Liebe. Man kann aber das Böse nicht lieben. Immerhin kann man es indirekt erkennen, durch Reflexion. (Bezeichnenderweise benutzte Perseus, um sich der Medusa anzunähern, einen Spiegel. Er sah ihr nicht direkt in die Augen!) Im Übrigen solle man, so Tomberg, sich nicht unnötig mit dem Bösen befassen, und wenn, dann nur im Maße, als man durch das Gute bereits gefestigt ist. Den Steinerianern hat Tomberg eben dies vorgeworfen: alle Dinge in die Kategorien luziferisch und ahrimanisch einzuordnen und darüber das Interesse für das Gute, das Aufbauende zu verlieren.

Aus diesem (oder aus einem anderen, mir unbekannten) Grunde bin ich für die Poesie des Bösen nicht zu begeistern. Allerdings muß ich zugeben, daß ich überhaupt nicht lyrisch veranlagt bin. Ich habe nur wenige humoristische Nonsens-"Gedichte" konstruiert, siehe hier.

Selbstverständlich akzeptiere ich es, wenn Du das Gedicht löschen [...] möchtest.

Nein, ich will die Freiheit der Foristen möglichst nicht beschneiden. Selbstverständlich kann und soll man hier diskutieren, auch über Lyrik. Allerdings wäre es mir lieb, wenn das auf einem, (also diesem) Thread beschränkt bliebe, weil sonst das eigentliche Forum-Thema, die Kosmogonie, zu kurz käme.

Gruß
Thomas

Ahrimanisch-luziferisch inspirierte Lyrik?

Bernhard, Donnerstag, 09. Juni 2016, 16:55 (vor 3012 Tagen) @ Kosmogonie

Hallo, Thomas!

Danke für Deine Antwort!

Dass Du mich nach wie vor in die untere Schublade der "Steinerianer" eiordnest, finde ich nicht gerade nett. Ich glaube, Dir meine Haltung zu Steiner als Geistesforscher bereits dargelegt zu haben. Es gibt sowohl manches, womit ich aus eigener gesicherter Überzeugung mit Steiner nicht übereinstimme, als auch solches, was ich durch eigenes jahrelanges Forschen und Meditieren entdeckt und gefunden habe, worauf ich weder in der anthroposophischen Literatur allgemein als auch auf diversen Fachgebieten bislang (noch) nicht gestoßen bin. Sofern ich mit Steiner konform gehe, hat dies mit meiner persönlichen Wertschätzung für den Geistesforscher nichts zu tun. Allein was ich ihm "abnehme" und glaube, obliegt meinem eigenen Einsehen und Verstehen. Schließlich können voneinander unabhängige Schüler über einem bestimmten Rechenexempel zu dem selben Ergebnis kommen, was nicht primär die Richtigkeit des Ergebnisses, jedoch mit Sicherheit auch nicht einen Konnex zwischen den Schülern bewiese. Viele Erfindungen und Entdeckungen jeglicher Art z.B. beruhen auf dem Prinzip, dass diejenigen, die unabhängig voneinander dieselbe Beobachtung machten und zu gleichen Schlüssen kamen, nicht etwa einander "kopiert", sondern aus der einen universalen geistigen Quelle, die überall im Kosmos erreichbar ist, geschöpft haben. -

Ich denke, wir stimmen mit Steiners Hinweis überein, wonach das Böse unschädlich gemacht werden kann, sofern man es als solches erkennt, durchschaut und versteht. Selbstverständlich muss man dies auch wirklich wollen, denn anderenfalls hat das Böse freies Spiel. Wie hilfreich das erste und wie unabdingbar notwendig hierzu das zweite ist, hat uns Christus während seiner inneren Vorbereitungsphase in der Wüste und später bei seinen Dämonen-Bannungen klar vor Augen geführt. -

Insofern sehe ich zumindest mich selber hinsichtlich der ahrimanischen Einflussnahme durch den Vampyr nicht gefährdet; ob mein Gedicht etwa sogenannte "Satanisten", "Goths" u.ä. inspirieren sowie Nicht-Wissende für das Ahrimanisch-Vampyrische sensitivieren oder gar euphorisieren könnte - darüber habe ich mir bislang keine ernsthaften Gedanken gemacht. Theoretisch ist es vielleicht denkbar. Aber andererseits wäre auch eine positive Wirkung möglich, daraufhin bezogen, dass die dem Gedicht zugrundeliegende Geisteshaltung des Schreibers erspürt werden mag. Denn letztendlich - das ist aus den Zeilen zu schließen - obsiegt die morgendlich aufsteigende Sonne über die zurückweichende Nacht, welche den Menschenfeind nun nicht mehr zu retten vermag. -

Wer den Vampyr nicht kennt, wird dem Gedicht seinen wohligen oder unheimlichen Schauer abgewinnen; wer ihn aber überwunden hat, der genießt - trotz verstehenden Mitgefühls - die Genugtuung der Notwendigkeit seiner Todes. - Und mithin wäre die Mission des Gedichtes erfüllt...


Schönen Gruß!

Bernhard

Ahrimanisch-luziferisch inspirierte Lyrik?

Kosmogonie @, Donnerstag, 09. Juni 2016, 20:28 (vor 3012 Tagen) @ Bernhard
bearbeitet von Kosmogonie, Donnerstag, 09. Juni 2016, 20:39

Hallo Bernhard!

Ich will dich keineswegs als Steinerianer festlegen, zumal es verschiedene Grade gibt und der Grad somit genauer bestimmt werden müßte. In gewissem Maße sind wir (Anthroposophen) wahrscheinlich alle Steinerianer.

Daß ich lyrisch unbegabt bin, schrieb ich schon. Für einen Bewerter von Lyrik eigne ich mich also nicht. Ich kann nur zur Sache etwas sagen, vorbehaltlich meines begrenzten Horizontes.

Ich denke, wir stimmen mit Steiners Hinweis überein, wonach das Böse unschädlich gemacht werden kann, sofern man es als solches erkennt, durchschaut und versteht.

Nein, hier stimmen wir nicht überein! Hat Steiner überhaupt einen derartigen "Hinweis" gegeben? Das wäre zu überprüfen! Zunächst einmal müssen wir "das Böse" unterscheiden.

Luzifer überwinden setzt persönlicherseits voraus, dem luziferischen Doppelgänger oder dem Kleinen Hüter der Schwelle begegnet zu sein. Ich gestehe: soweit bin ich noch nicht gekommen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich in absehbarer Zeit soweit kommen möchte. Um einen Eindruck zu gewinnen, worum es sich bei dieser Begegnung handelt, lies einmal (wieder?) nach in GA 16, "Ein Weg zur Selbsterkenntnis des Menschen", Vierte Meditation.

Ahriman überwinden setzt voraus, dem Großen Hüter der Schwelle begegnet zu sein. Eine noch größere Aufgabe.

Asura zu überwinden, ja überhaupt nur halbwegs zu erkennen, ist uns gänzlich unmöglich. Siehe dazu GA 107-16. Nicht einmal Christus konnte und kann Asura überwinden. Das kann nur der Vater zu gegebener Zeit, d.h. in einer fernen Zukunft.

Und wenn du die Versuchungsgeschichte Christi in der Wüste kennst, dann weißt du auch, daß Christus nicht einmal Ahriman überwunden hat. Er hat ihn zurückgewiesen, mehr nicht. Ahriman kam dann in Judas Iskariot zum Zuge. Das führte zur Kreuzigung. In der anschließenden "Höllenfahrt" ist Christus in das Reich Ahrimans eingetreten, aber definitiv überwunden hat er ihn damit immer noch nicht! Das hat er nur an Luzifer vollbracht.

Ich bin diesbezüglich geneigt, mich an Tomberg zu halten, siehe "Anthroposophische Betrachtungen über das Neue Testament", 1991², Seite 32, ich zitiere:

  • Aber es blieb ein Undurchschautes, ein Verborgenes hinter Ahriman bei dieser [dritten] Versuchung. Wie hinter der Gestalt Luzifers bei der ersten Versuchung unsichtbar Ahriman gegenwärtig war, so war hinter der Gestalt Ahrimans verborgen ein geheimnisvolles Wesen, gleichsam als das Unterbewußtsein Ahrimans: es hat sich nicht entlarvt. So war der letzte Grund, der Wesenskern der Absicht Ahrimans in Dunkel getaucht.

Weiter:

  • Wohl wies Christus die Versuchung ab, aber es blieb in der Versuchung ein Nichterkanntes nach. Darum konnte Christus sagen: "Nicht nur vom Brote lebt der Mensch, sondern auch vom Worte Gottes." Damit behielt aber Ahriman ein Wirkungs- und Kampffeld für die Zukunft. Und die gesamte Aufgabe der Menschheitsentwicklung, bis in den Vulkanzustand hinein, besteht im Kampf um dieses Feld, das strittig geblieben ist.

Überlegen wir auch mal, warum Steiner über die dritte Macht des Bösen späterhin nicht mehr gesprochen hat. Der Grund dürfte sein, daß eine "geisteswissenschaftliche" Annäherung hier nicht oder kaum mehr möglich ist. Denn wenn selbst Christus hier an seine Grenze gekommen ist, dann gilt diese Grenze für uns erst recht.

Ich urteile natürlich nur von meinem begrenzten und vorläufigen Standpunkt aus. Vielleicht bewahrheitet sich auch an mir die Regel: Je weiter man kommt, desto vorsichtiger und bescheidener wird man. Laß dich aber nicht davon abhalten, deinen eigenen Standpunkt vorzutragen.

Gruß
Thomas

Ahrimanisch-luziferisch inspirierte Lyrik?

Bernhard, Donnerstag, 09. Juni 2016, 21:37 (vor 3012 Tagen) @ Kosmogonie
bearbeitet von Bernhard, Donnerstag, 09. Juni 2016, 21:42

Hallo, Thomas!

Wo genau Steiner sagt, dass man Ahriman seine Macht nimmt, wenn man ihn erkennt, weiß ich momentan nicht; ich bin aber sicher, dass er es gesagt hat und dass er es gesagt hat, das hat sich mir unvergesslich eingeprägt...

Ahriman und die Asuras in ihrem äußeren Wirken und im ihrem Wirkenin einem selbst zu erkennen sind zweierlei Aspekte, die nicht notwendig einander ersetzen; beide kommen in Betracht und müssen schicksalsrelevant ge-lebt werden...

Selbstverständlich wird Ahriman mit seinem Gefolge weiterhin der "Herr dieser Welt" bleiben - bleiben müssen, weil sich an ihm unsere Zukunft zu entscheiden hat.
Die nicht zu unterschätzende Gefährlichkeit der Asuras stellt Steiner insbesondere dadurch heraus, dass sie in der Lage seien, das Ich regelrecht zu "zerreißen", den eigentlichen Menschen also wirklich umzubringen. Vor dem Anführer dieser Asuras, eben Ahriman, warnt ja auch Christus: "Fürchtet nicht den, der euren Leib, aber nicht eure Seele töten kann; vielmehr fürchtet den, der euren Leib und eure Seele töten kann!" - Die katholischen Theologen behaupten, Christus spräche lapidar von Gott selbst, der ja der Schöpfer aller Dinge sei und sie mithin auch wieder zerstören kann. - Hier verschweigt sie (bewusst) die enorme Macht des Bösen. Wenn ich sehe, wie gegenwärtig weltweit hunderte muslimische sogenannter "Selbstmord-Attentäter" mitten in Menschenansammlungen treten und mit ihren Sprengstoffgürteln viele Menschen auf einen Schlag "zerreißen", frage ich mich zuweilen schon, ob nicht die Todesart des Zerfetztwerdens durch Explosionskraft tatsächlich auch zumindest eine schwere Beschädigung des inkorporierten Ichs zur Folge haben könnte. Ansonsten deute ich das äußere Phänomen der brutalen Sprengstoff-Attentate als Schatten des nahenden Auftretens Ahrimans in einem magisch-charismatischen "Über-Menschen". -

Ich werde mir den von Dir empfohlenen Vortrag nochmal zu Gemüte führen, desgleichen Tombergs Ausführungen zum Thema. Sicher kann ich mir vorstellen, dass selbst ein Rudolf Steiner vor den spirituellen Dimensionen des "Großen Hüters" kapitulieren musste. Allein damit, dass er sich selbst und uns dessen Existenz und Wesen bewusst gemacht hat, hat er uns zumindest ein Licht gereicht, das wir unbedingt ergreifen sollten, um sein Erscheinen beizeiten erkennen zu können und auf ihn vorbereitet zu sein.


Gute Nacht!

Bernhard

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