Wesenlose Weltbilder (2): "Durchsagen aus der kausalen Welt", vermittelt von Hasselmann und Schmolke
Die beiden Autoren Varda Hasselmann und Frank Schmolke haben in den Jahren 1993 bis 2016 eine Reihe von Büchern veröffentlicht, in denen sie eine - von ihnen so genannte - "Quelle" zu Wort kommen lassen. Bei dieser "Quelle" handelt sich ein um eine Kollektivwesenheit, bestehend aus 1164 ehemals menschlichen Seelen, die jetzt "in der kausalen Welt" (also oberhalb der astralen Welt) sich befinden und sich erklärtermaßen zur Aufgabe gesetzt haben, irdisch verkörperten Menschen ihre Botschaften zukommen zu lassen. Dafür haben sie in den genannten Autoren geeignete Organe gefunden. Varda Hasselmann versteht sich als Medium, welche sich während der Durchsagen in Trance befindet; Frank Schmolke assistiert bei Wachbewußtsein. Diese Vorgehensweise wird aber nachfolgend nicht mein Thema sein, denn ich glaube nicht, daß sich anhand der Methode bereits hinreichende Schlüsse auf die Qualität der Aussagen machen lassen.
Ist diese "Quelle" wesenhaft? Sie spricht von sich in der Wir-Form, betont aber, nicht mehr in menschlicher Art fragmentiert zu sein (Welten der Seele, 16. Auflage, S. 210). Weiterhin gibt sie an, aus Energie und jenseits von Raum und Zeit zu bestehen.
Das große Thema dieser Botschaften sind die sogenannten (menschlichen) "Seelenfamilien" und ihre Zusammenschlüsse in höheren Welten. Hinsichtlich unserer irdischen Verkörperungen gilt, daß wir alle eine annähernd gleiche Zahl von Inkarnationen durchlaufen. Diese "Inkarnationsreise" ist gegliedert in Seelen-Alter, deren gröbste Unterteilung eine fünffache (genaugenommen eine siebenfache) ist:
- Säuglings-Seelen
- Kind-Seelen
- Junge Seelen
- Reife Seelen
- Alte Seelen
(Ausnahmsweise gibt es auch noch eine sechste Stufe - die transpersonale Seele -, und eine siebte Stufe - die transliminale Seele. Daher heißt die betreffende Abschnitt-Überschrift: "Die sieben Stufen der Entfaltung".)
Die fünf oben aufgeführten Stufen werden wiederum unterteilt in jeweils sieben Unterstufen (in Kurzfassung z.B.: "Reif 7"); und jede dieser 5·7=35 Stufen wird durchlaufen in jeweils zwei bis vier, meistens in drei Inkarnationen. In ihrem Letztwerk mit dem Titel "Junge Seelen - alte Seelen" (2016) haben die Autoren die einzelnen Stufen detailliert beschrieben. Das Buch soll eine Hilfestellung geben, sein eigenes Seelenalter herauszufinden. Wer diesbezüglich sicher gehen will, kann es sich aber (kostenpflichtig) auch direkt mitteilen lassen oder es durch Teilnahme an Seminaren erfahren.
Ebenso gründlich wird aber auch die - von der Reifestufe ganz unabhängige, vielmehr gleichbleibende - "Seelenmatrix" behandelt, und zwar besonders ausführlich in dem Buch "Archetypen der Seele. Eine Anleitung zur Erkundung der Seelenmatrix". Darin werden beschrieben
- Die sieben Seelenrollen (Heiler, Künstler, Krieger, Gelehrter, Weiser, Priester, König)
- Die sieben Urängste (Selbstverleugnung, Selbstsabotage, Märtyrertum, Starrsinn, Gier, Hochmut, Ungeduld)
- Die sieben Entwicklungsziele (Verzögern, Ablehnen, Unterordnen, Stillstehen, Akzeptieren, Beschleunigen, Herrschen)
- Die sieben Modi (Zurückhaltung, Vorsicht, Ausdauer, Beobachtung, Macht, Leidenschaftlichkeit, Aggressivität)
- Die sieben Mentalitäten (Stoiker, Skeptiker, Zyniker, Pragmatiker, Idealist, Spiritualist, Realist)
- Die sieben Zentren und ihre Reaktionsmuster (Emotionales, intellektuelles, sexuelles, instinktives, spirituelles, ekstatisches, motorisches Zentrum)
- Die Seelenalter (wie oben bereits aufgeführt)
Damit ist uns eine umfassende menschliche Typologie vorgegeben. Das Buch zur Seelenmatrix enthält auch eine mehre Seiten lange Liste von bekannten Persönlichkeiten, die entsprechend eingeordnet werden. So wird etwa Rudolf Steiner definiert wie folgt:
Seelenrolle: Priester
Grundangst: Ungeduld/Hochmut
Entwicklungsziel: Beschleunigen
Modus: Ausdauer
Mentalität: Spiritualist
Reaktionsmuster: intellektuell/motorisch
Seelenalter: Alt 3
Demnach gehört Steiner also zwar der letzten Altersgruppe an, aber keineswegs der letzten Stufe. Albert Schweizer ist ihm, der Tabelle zufolge, eine Stufe voraus; der Dalai Lama um zwei Stufen; Nelson Mandela sogar um drei Stufen (Alt 6); und der reifste von allen ist mit Alt 7 Rajneesh Bhagwan/Osho, der mit seinem Tod seine Inkarnationsreise abgeschlossen hat. Wohlgemerkt, das sind die Angaben der "Quelle".
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Was will ich nun damit sagen, wenn ich diesen Beitrag überschreibe mit dem Sammeltitel "Wesenlose Weltbilder"? - Ähnlich wie bei Martinus finden wir in diesem System keine Wesen, die nicht zugleich Menschen sind oder waren, oder es hätten sein sollen. In beiden Systemen ist auch Jesus Christus nur ein Mensch, ein sehr erleuchteter zwar, aber ohne göttliche Attribute. - Elementarwesen werden im Gesamtwerk von Hasselmann und Schmolke zwar erwähnt, aber nur als Seelen, die ihren Weg zur Verkörperung nicht konsequent gegangen sind, aus Feigheit oder Unlust sozusagen. Eine notwendige Funktion haben sie, wenn ich richtig gelesen habe, nicht.
Ähnlich wie bei Martinus verläuft die Evolution der Seelen im Wesentlichen nach einem feststehenden Schema. Irgendwelche Bemühungen, die eigene Evolution zu beschleunigen oder zu lenken, sind demnach zwecklos. Auch endgültig falsche Entscheidungen kann der Mensch aus diesem Grunde nicht treffen.
Weiterhin fällt mir auf, daß sowohl Martinus als auch o.g. Autoren sich, anders als der Begründer der Anthroposophie, sich irgendwie der östlichen Spiritualität verbunden fühlen. Martinus sah sich mit Krishnamurti geistig verwandt; die "Quelle" erkennt in dem Inder Rayneesh/Osho einen der höchstentwickelten Menschen.
Aus anthroposophischer Sicht trägt die östliche Spiritualität tendenziell luziferische Züge. Wer ihr folgt, der "hebt ab", gewinnt aber nicht unbedingt tiefere Erkenntnisse, oder diese verdichten sich zu einem eher willkürlich und schematisch wirkenden System. Dies ist die Gefahr, die an Jesus herantrat mit dem Versprechen des Versuchers (Luzifer), die ganze Welt in einem Augenblick zu gewinnen. Tomberg beschreibt dies am Beispiel von Nietzsche und seiner Lehre der Ewigen Wiederkunft. Ich verweise auf seine Darstellung in den "Anthroposophischen Betrachtungen über das Neue Testament und die Apokalypse".